Das Portrait

... ich mache mir ein Bild von einem Menschen ...

Der Mensch ist wohl das am meisten fotografierte Motiv überhaupt. Sei es die kleine Vanessa im Sandkasten, Tante Gerti während der Ausflugsfahrt auf der MS Biggesee oder das unbekannte Model, das für Dich Akt steht. Während Du Dich an manche Bereiche gar nicht erst heranwagen mußt, weil Du ständig Menschenfotos schießt, bedarf es in anderen Bereichen schon einer gewissen Choreografie und Vorbereitung. Unzählige Eltern fotografieren ihre Kinder, der Freund die Freundin, Du die Tante Gerti und der Zeitungsreporter die halbe Stadt.

Menschen zu porträtieren ist ein unerschöpfliches Thema und jeder fotografiert die Menschen anders. Wie in anderen Bereichen der Fotografie auch, solltest Du das, was Du fotografieren willst, auch mögen. Einen gewissen Bezug dazu haben, eine positive Gefühlsstruktur. Gerade bei dem sehr sensiblen Thema Mensch zeigt sich schnell, ob Du die Menschen magst. Dann gelingen Dir aussagekräftige Portraits, stimmungsvolle Ausdrücke und einzigartige Szenen.

Vorab möchte ich allerdings mal aufräumen mit dem Vorurteil, daß nur eine Superausrüstung auch gute Portraits ermöglicht. Diese falsche Annahme liegt in der grossen Zahl professioneller Fotostudios begründet, die “Otto Normalverbraucher” und auch Tante Gerti gemeinhin als Fotografen kennt. Da gibt es den Fotografen, bei dem man irgendwann einmal aufkreuzt und Paßbilder machen lässt, oder "noch schlimmer", die gestellten Studio- Fotos
vom schönsten Tag des Lebens”. Du wirst postiert auf einem mehr oder weniger bequemen Hocker, mußt eine komische Haltung vor einem riesigen Tuchhintergrund einnehmen und bist umrahmt von großen Leuchten und Reflektoren. Dein Blick ist meistens auf ein Kameramodell gerichtet, das Du noch nie vorher gesehen hast und alles erscheint sehr professionell und vor allen Dingen teuer. Vielleicht fällt Dir das wieder ein, wenn Du selber Portraits fotografieren möchtest und denkst Dir:
 
“Mist, so eine Ausrüstung habe ich gar nicht, darum kann ich das auch nicht...”

Schade, denn das brauchst Du gar nicht.

Einerseits kannst Du stimmungsvolle Portraits draußen in der Landschaft fotografieren, andererseits brauchst Du nur eine recht bescheidene Ausrüstung. In der Rubrik "Mein improvisiertes Studio" habe ich detailliert aufgelistet, was Du mindestens brauchst und wie Du vorgehen mußt, um richtig gute Portraits zu fotografieren. Und das ist nicht wirklich viel und auch nicht teuer. Folge einfach dem Link, um Dich dort zu informieren.

Mein improvisiertes Studio

Ich unterstelle einfach mal, daß Du im Besitz einer entsprechenden Kamera bist (ideal ist eine SLR, egal ob ASLR oder DSLR), sonst würdest Du bestimmt gar nicht erst die Fotoschule durchstöbern, wenn Du Dich nicht schon etwas intensiver mit der Fotografie beschäftigst.
Hilfreich in der Portraitfotografie kann ein Stativ sein, denn es ermöglicht Dir die Kamera ausreichend ruhig zu halten und hält Dir die Hände frei, um besser auf Dein Model eingehen zu können. Andererseits ist es kein "Muß", denn es kann in bestimmten Fotosituationen auch von Vorteil sein, mit der Kamera in der Hand schnell und flexibel reagieren zu können. Das lässt sich nicht pauschal festschreiben und ist sowohl situationsabhängig, wie auch von Deinen eigenen Gewohnheiten geprägt. Nicht jeder empfindet das Stativ als Bereicherung, viele Fotografen lehnen es als Einschränkung des schnellen Handelns kategorisch ab.

Den eingebauten Blitz Deiner Kamera solltest Du für Portraits auf keinen Fall benutzen.

Er mag in manchen Licht- Situationen bei Tageslicht als zusätzliche Aufhellung für im Schatten liegende Gesichtspartien etwas passendes Licht bringen, als einzige Beleuchtungsquelle in Räumen taugt er definitiv nichts. Gesichter wirken platt, glänzend überstrahlt und Du bekommst quasi eine Garantie für rote Zombieaugen. Gegen das frontale Knall-Licht spricht auch das gewohnte Lichtempfinden des Betrachters, denn das natürliche Lichtempfinden ist die Beleuchtung von oben (Deckenlampen etc.) und alle damit verbundenen Schattenpartien im Gesicht des Modells. Du strahlst Deinen Gesprächspartner eher selten mit einer starken Taschenlampe frontal ins Gesicht (zumindest nicht, wenn Du nicht beim Wachdienst oder der Polizei-Streife arbeitest....).

Abhilfe und ein erster Kompromiss ist ein externes Blitzgerät mit Schwenkreflektor, gerade auch für schwierige Lichtsituationen bei Portraits draußen oder in ungünstigen räumlichen Gegebenheiten. Nicht nur für Dein
improvisiertes Portrait- Studio, sondern in vielen anderen Bereichen wirst Du mit Hilfe des externen Blitzes deutlich bessere Fotos erzielen. Du kannst die oft mickrige Reichweite des eingebauten Kamerablitzes erheblich erweitern, indirekt blitzen (keine roten Augen mehr), seitlich blitzen und gezielt beleuchten. Und diese Möglichkeiten stehen Dir sogar mit einer einfachen Sucherkamera zur Verfügung. In dem Fall holst Du Dir einen sogenannten Servoblitzauslöser (einen optischen Fernblitzauslöser). Das ist eine Fotozelle, die unter den Blitzkontakt montiert wird und den Blitz zündet, sobald der Hauptblitz auslöst (den Servo-Auslöser gibt es für kleines Geld im Fotozubehör). Der zweite Blitz muß dann kein Systemblitz sein oder sonstige Spezialausstattungen besitzen. Mit dieser Ausrüstung kannst Du getrost loslegen und wirst bestimmt verblüfft sein, was Du für “professionelle” Fotografien von Tante Gerti anfertigen kannst.

Es geht aber noch einfacher:
Du brauchst nur 2 Videoleuchten mit 1000 – 1500 W (gibt’s mit etwas Glück für 30,-- € auf dem Flohmarkt). Und die montierst du auf 2 Stative. Fertig, das wars. Für
Aktaufnahmen oder kuschelige Portraits reicht auch eine Einzelne, oder zwei deutlich schwächere Leuchten mit 250-500 Watt. Wenn Du dann noch ein bisschen mit der Blende rumspielst, damit es aussieht, wie bei Kerzenschein, hast Du im Prinzip schon gewonnen...

Noch viele weitere einfache Tipps zum Ablauf und Zubehör gibt´s in der oben erwähnten Rubrik “
Mein improvisiertes Studio.”

An was solltest Du noch denken, wenn Du Menschen fotografieren möchtest?

Wenn Du Menschen fotografieren möchtest, dann versuche ein Gefühl für die Stimmung, den Ausdruck und die spezifische Situation zu bekommen.

Das beste “Menschen- Bild” ist das Foto, das den Betrachter fühlen lässt,
was Dein Model ausdrückt, empfindet oder fühlt.

Das ist sehr schwer, weil sich viele Menschen, insbesondere Kinder beim Anblick der Kamera und Blick ins Objektiv verstellen und ihr “Ich-werde-fotografiert- Gesicht” auflegen. Nicht nur das Problem gilt es für Dich zu lösen; durch Geschick, Schnelligkeit und vielleicht auch durch den Einsatz von Teleobjektiven.

Alter Seemann auf Stufen_kl Portrait_Die_Fotoschule_201_kl

Klick aufs Foto zeigt Vergrößerung

Oft hilft auch die Serienbildfunktion Deiner Kamera. Du glaubst nicht, wie unterschiedlich die Fotos werden, wenn Du nach dem ersten Schuß noch einen unerwarteten zweiten Haupttreffer hinterher schiebst. Dein Motiv erwartet verkrampft den Moment des Auslösens und entspannt sich augenblicklich danach. Das unmittelbar folgende Foto zeigt es entspannt und unverkrampft.

Generell hilft es ungemein, ein Fotoshooting (wo auch immer,
drinnen, irgendwo improvisiert oder draußen) locker, ungezwungen und positiv motiviert zu gestalten. Wenn Du mit Deiner Freundin (Deinem Freund, Bekannten....) unterwegs bist und ganz natürlich mit Deiner Kamera rumhantierst, wird sie schon nach kurzer Zeit ganz genauso normal und unverstellt in die Kamera gucken, als ob sie Dich anguckt. Das klappt aber nur, wenn nicht mit jedem Foto folgendes verbunden ist: “Stopp, halt mal, bleib mal so, lächel mal in die Kamera, warte, ich habs gleich, noch ein Stück nach links....” und das dann am besten noch verbunden mit einem
“Rote-Augen-Mehrfachblitzgewitter”. Einen Menschen portraitieren kannst Du überall, nicht nur im künstlichen Studio. Auch der Arbeitsplatz, das begleitende Umfeld, die Urlaubsatmosphäre und viele tausend andere Situationen des Lebens bieten Raum für gute Fotos eines Menschen.

Bitte bedenke ausserdem, daß jeder Mensch ein Recht darauf hat, selbst zu entscheiden, ob er fotografiert werden möchte. Tante Gerti wird sich vermutlich noch tatkräftig zur Wehr setzen können und Dir ihre Handtasche um die Ohren kloppen, wenn es ihr nicht danach ist, in Deine Linse zu glotzen. Ausgesprochen geschmacklos und menschenverachtend finde ich jene Gattung von Fotografen, die in südlichen oder fernöstlichen Gefilden aus dem Auto heraus fotografierend in Armut lebende Menschen vor ihren Hütten wie Vieh im Zoo ablichten. Man sollte sich immer vor Augen führen, daß auch uns fremd erscheinende Menschen das gleiche Bedürfnis und Recht auf Intimsphäre und eigener Persönlichkeit haben, wie man selbst. Ich möchte denjenigen sehen, der gerade im Garten seine Würstchen grillt und völlig überraschend von einer Horde fotowütiger Chinesen oder Afrikaner förmlich mit den Kameras erlegt wird, ohne etwas dagegen unternehmen zu können.

Womit wir auch gleich beim
Recht am eigenen Bild angekommen sind.
Spätestens dann, wenn Du Deine Fotografien, in welcher Form auch immer, veröffentlichen willst, solltest Du die Rechte an dem Bild besitzen. Dazu gehört insbesondere
das schriftliche Einverständnis der fotografierten Person. Du kannst Dir schnell eine ordentliche Klage einfangen, wenn Du ohne Erlaubnis solche Fotografien der Öffentlichkeit zugänglich machst!
Speziell Portrait- und Aktfotografien sollten nie ohne ein entsprechendes Stück Papier fertiggestellt werden. Aber auch Schappschüsse in der Stadt können schnell nach hinten losgehen. Nur wenn Du einen Teil des öffentlichen Lebens fotografierst, kann Dir nichts passieren. Das wären zufällig anwesende Menschen bei einem
Konzert oder in der Fußgängerzone. Stellst Du jedoch einzelne Personen bildinhaltlich heraus, oder fotografierst Portraits, ist das kein öffentliches Leben mehr...

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Bringst Du eine Frau zum Lachen, bringst Du sie auch zu ganz andren Sachen…

Ich hoffe nicht, nun alle weiblichen Fotofans gegen mich aufzubringen, vielmehr soll dieser kleine Satz die Einleitung zu einem vertiefenden Blick in die Welt der Portraitfotografie sein. Bisher endete das Thema Portraitfotografie / Menschenfotografie an dieser Stelle und viele Emails und Facebook-Nachrichten erreichten mich mit der Bitte, doch noch etwas genauer zu werden.
„Mehr Details“, „genaue Posen“, „welche Ausrüstung genau und welche auf keinen Fall“, „wie ist das mit den Abläufen“ ….

Du suchst den Leitfaden mit den vielen Kästchen, die Du einfach nur abhaken musst und unten auf der Seite angekommen steht das perfekte Portrait. Noch besser wäre natürlich eine Portraitautomatik. Also eine richtige, nicht die Portraitautomatik, die es inzwischen in so ziemlich jeder Kamera gibt. Eine, die funktioniert und wirklich tolle Portraits macht.

Ja, ja, das Leben ist grausam.
Na ja, vielleicht doch nicht so sehr.


Die Automatik gibt es in gewisser Weise in Dir. Aber es ist eine „empathische Automatik“ und je besser sie funktioniert, umso höher ist Dein EQ. Dem Thema habe ich bereits ein eigenes Kapitel gewidmet,
guckst Du HIER.
Darum nochmal, auch wenn es so sehr dem Wunsch nach dem Leitfaden mit den Ablauf-Kästchen widersprechen mag:

ein gelungenes Foto hat was mit der emotionalen Chemie zwischen Deinem Model und Dir zu tun! Du magst ein zu 100% korrekt ausgeleuchtetes und hautporentief scharfes Foto in höchster Auflösung mit der besten Kamera fotografiert haben und …

es ist langweilig.


Das Gesicht, das den Betrachter fesselt, interessiert, berührt, verunsichert oder sonstwie in den Bann zieht, besticht nicht durch die Schärfe der Augenbrauen (sofern vorhanden), sondern durch das, was Du als Fotograf (in) im richtigen Moment empfunden und gesehen hast. Und genau das hat Dein Model in dem Moment gezeigt. Das zeigt es aber nicht, weil Du vorher die Anweisung „jetzt guck mal lustig“ gesagt hast.

Wenn Du Dich in die Gefühlswelt Deines Models reinversetzen kannst, bist Du schon ganz nahe dran am guten Foto. Wenn Du Posen, oder Ausdrücke vorschlagen möchtest, solltest Du selber wissen, wie sich das anfühlt (EQ, siehe oben). Ansonsten heißt es aufmerksam sein, auf Dein Model eingehen, fragen was es will, wie es sich fühlt und möglicherweise von Deiner Grundidee abweichen und Plan B aktivieren. Hier ist Kreativität gefragt. Und Flexibilität. „Auf Dein Gegenüber eingehen“ und im Austausch sein mit Deinem Model, das ist es. Deine Fotoausrüstung und der sonstige technische Krams ist hier völlig egal.



Ein Praxis-Beispiel:

die Freundin einer Freundin (jetzt wird es schwierig) wollte von sich ein richtig schönes Foto haben. Sie sprach von einem dieser modernen Fotos, nicht so ein spießiges Passbild mit verschwommenem Blümchendekor im Hintergrund. Sie ist ein echter Wirbelwind, fröhlich und ein Überschwall an positiver Energie. Ich dachte mir, so ein Model ist perfekt. Sie wird wie ein Flummi vor meiner Kamera umherspringen und es ist nur eine Frage des Moments, ihr mitreißendes Lachen auf den Sensor zu bannen.

Wir haben einen Termin ausgemacht im Garten der Eltern, der schön groß und perfekt gestaltet ist. Ich wollte gerne Tageslicht haben, da mir die Blitz-Ladezeiten zwischen den Shoots zu lange sind um schnell den richtigen Moment zu erwischen. Das Wetter spielte mit, wir trafen uns nachmittags, schönes Licht ohne hartes Sonnenlicht von oben. Die Freundin habe ich als Reflektor-Halterin auserkoren, meine Ausrüstung bestand aus einer DSLR und leichtem Telezoom.
Alles perfekt.
Sie hat sich hübsch geschminkt, für meinen Geschmack zwar etwas zu krass, aber immerhin glänzte sie nicht (bis auf die Lippen, was aber bei Portraits ohnehin gut wirkt). Wir alberten rum, quatschten und ich fotografierte immer wieder zwischendurch.

Aber…

Irgendwas passte nicht. Die Fotos waren okay, mehr aber nicht. Es war was. Ich hatte es schon von Anfang an bemerkt, der Flummi sprang nicht wirklich umher. Er sprang nur für meine Kamera. Sie machte mir Fröhlichkeit vor. Das fiel mir besonders nach dem „Klack“ auf, da wurde ihr Gesichtsausdruck ernst. Ich habe es schon geahnt, wenn es zu einfach scheint, kommt der Klops hinterher. Ich habe vermutet, es könnte die Kombination aus „Ausgeflippt sein“ und „Eltern glotzen auf der Terrasse, was Töchterchen da mit dem Fotografen macht“ sein. Also dachte ich, kein Problem. Hier gibt es noch viele schöne Locations, die etwas mehr Schutz vor den Eltern oder sonstigen Glotzern bieten.

Wir gingen zur Rohrmeisterei, eine Industrie-Ruine, die inzwischen zur Szenekultstätte umgebaut wurde. Zu dem Zeitpunkt aber nicht. Alte Hallen, eingeschlagene Fenster, viel Stein, Metall und Graffiti.
Auf ein Neues.
Wir blieben in den Außenbereichen, da ich ja sinnigerweise mein künstliches Flutlicht nicht im Rucksäckchen hatte.
Tja, auch ohne Eltern im Nacken wurd´ das nix. Ich sprach sie drauf an und sagte, dass das so nichts wird. Wenn sie ein Foto haben will, wo sie richtig drauf strahlt, dann müsste sie das auch beim Fotografieren. Mit Photoshop bekomme ich das nicht hin.

Dann krachte es förmlich aus ihr heraus, ihr Freund, so ein Arsch, der kapiert nichts, sie hat es ihm tausendmal schon gesagt, der ist so hohl und sie muss sich das nicht bieten lassen und so weiter und so fort. Sie hatte kurz vor unserem Termin einen Riesenkrach mit ihrem Schatzi, was ihr wohl jegliche Fröhlichkeit geraubt hat. Ich habe es sofort bemerkt, was da an Potential in den Ausdrücken lag, welcher Hass, Zorn, welche Wut und auch Verletzung in ihrem Gesicht und allen Gesten zu sehen war. Da Fotografen manchmal echte humanoide Rektalöffnungen mit charakterlich bedingtem Negativsympathiepotential sein können, drückte ich ab. Ich habe mich von der Idee „das süße Mädel mit Strahle-Laune“ in Sekunden auf „ich bin die Hass-Bitch“, als neues Fotomotiv eingelassen und die Situation angefeuert. Ist zwar etwas gemein, aber mit den richtigen nörgelnden Fragen, lassen sich in so einer Situation jede Menge Reaktionen provozieren. Sie ging so richtig hoch, als ich sie fast anschrie, sie soll ihre Wut rauskreischen, als ob ich ihr Freund wäre.
Klack, Klack, Klack…
Ein Foto wurde schöner, als das andere. Voller Emotionen, unverstellt, lebendig und mitten rausgegriffen aus dem Leben. Ich hatte zwar einen Moment das Gefühl, gleich geht sie auf mich los, aber jetzt hat sie ihr besonderes Portrait. Eines dieser modernen Fotos, nicht so ein spießiges Passbild mit verschwommenem Blümchendekor im Hintergrund…


Ist Dir bei meiner Schilderung etwas aufgefallen?
Ich habe gar keine Tipps bezüglich der Ausrüstung verraten. Auch nichts über die perfekte Blende, das Objektiv oder wie mein Helferlein den Reflektor halten musste.
Und weißt Du, warum?
Weil´s wurscht ist.
Das Bild der Bilder für die Freundin der Freundin entstand nur durch die Emotionen des Models. Soll ich Dir noch was beichten? Als ich merkte, dass sie sich auf mich einließ und ihre Wut rausschrie (übrigens: Stichwort Vertrauen), habe ich mich von der manuellen Steuerung verabschiedet und auf die „sichere“ Portraitautomatik umgeschaltet. Mir ging es ums Tempo, den Moment der Momente im Bruchteil einer Sekunde einzufangen, da bleibt keine Zeit für Einstell-Orgien.
Und wenn ich gerade dabei bin, auch meine
schlanke Kleine (meine Digicam für unterwegs) hätte dieselben Fotos gebracht. 

Bringst Du eine Frau zum Lachen, bringst Du sie zu ganz andren Sachen…

Ich hätte gerne ein Foto der Serie gezeigt, aber die Freundin der Freundin mag nicht auf meiner Homepage hocken. Das ist sehr schade, denn dann würdest Du sehen, was ich gerade versucht habe zu beschreiben.

Wie in meinem Beispiel geht es natürlich nicht immer zu, nicht immer kennst Du das Model gut (kannte ich allerdings auch nicht näher). Darum kannst Du Dich an den folgenden Tipps für Dein eigenes Vorhaben orientieren. Die Tipps aus dem Bereich
„Mein improvisiertes Studio“ entnimmst Du am besten direkt der Rubrik, guckst Du HIER.



Also los, jetzt gibt’s mehr Details und Abläufe:

Voraussetzung
Grundkenntnisse von der Bildgestaltung
Einfluss der Brennweiten
Schärfentiefegestaltung
Belichtungssteuerung
Kenntnisse von Licht, Schatten und Beleuchtung
Eine entsprechende Kameraausrüstung


Über viele Alternativen zu teurem Systemzubehör und improvisierten Techniken habe ich in den o.g. Rubriken bereits viel geschrieben. Du brauchst kein Studio und keine Studioausrüstung, aber Du brauchst sehr wohl eine Kamera, die scharfe und richtig belichtete Fotos nach Deinen persönlichen Vorgaben liefert. Da es inzwischen eigentlich nur noch digitale Kameras zu kaufen gibt,
an dieser Stelle ein wichtiger Tipp:

die schönen Kameradisplays sind ideal um zu beurteilen, ob Dein Portraitfoto etwas geworden ist. Nur wenn Du in einer Fotosession mit Deinem Model steckst, dann vergiss Dein Display an der Kamera und schau nicht nach jedem Auslösen darauf. Das nervt, ist unnötig und signalisiert Deinem Model nur eins: „der ist total unsicher, ob er das auch hinkriegt und muss jedes Mal schauen, ob der Glückstreffer dabei ist…“. Und Vertrauen ist eine Kernangelegenheit bei der Portraitfotografie. Wenn Du unsicher wirst, merkt es das Model sofort und Deine Session ist eher beendet, als sie begann.

Nun zum eigentlichen Punkt der ganzen Sache, welchen Sinn und Zweck soll Dein Portrait haben? Soll es ein Portrait, oder Ganzkörperfoto sein? Dazu solltest Du im Vorfeld mit dem Model schon ein paar Dinge abgesprochen haben. Danach richtet sich auch Deine Ausrüstung und Du kannst Dir schon ein paar Ideen zurecht legen, was Du gerne umsetzen willst. Auch daran misst sich der Umfang Deiner Ausrüstung.



Wenn Du Dich dann triffst mit Deinem Model ist Kommunikation angesagt. Schaffe eine offene und positive Atmosphäre und rede offen, klar und unverkrampft über das, was Du Dir vorstellst. Genauso offen sollten Deine Ohren, Augen und Dein Wahrnehmungsvermögen sein, was Dein Model Dir an Botschaften übermittelt. Hobbies, Interessen, Job, Freund, Freundin, Familie, was auch immer, kannst Du später beim Shooten bestens gebrauchen, um gewisse Stimmungen zu erzielen und Situationen gegebenenfalls zu entkrampfen.
Gerade bei den weiblichen Models gibt es Problemzonen. Auch wenn Du sie selbst nicht siehst und sie vielleicht auch real tatsächlich nicht existieren. Wenn Dein Model so eine Problemzone hat, wird es für Dich schwierig. Es ist übrigens meistens nicht der Busen, da kennen die Damen schon ihre Tricks, es sind fast immer die Hüften und die zu kurzen, dicken oder krumme Beine. Versuch möglichst schnell zu erkennen, ob Du eine Chance auf einen Versuch hast, es trotz „dieses eklatanten Makels“ mit sichtbarer Problemzone zu fotografieren, ansonsten solltest Du umdisponieren. Im Kopf. Denk in eine andere Richtung und versuche es nicht mit der Brechstange, da bist nicht nur Du als Fotograf an den Grenzen der Überredungskunst angekommen.

Wenn Du bereits in der Problemzonen-Thematik eingetaucht bist, solltest Du unbedingt auf den richtigen Bildaufbau achten (und nicht nur dann…). Fotografierst Du beispielsweise Dein „Problemzonen-Model“ parallel zur Sensor-Ebene, bringt das rein optisch auf dem Bild ein empfundenes Mehrgewicht von guten 5 Kg. Hat es die Arme platt am Körper liegen, wird da schnell das Doppelte raus. Mal ganz abgesehen davon, dass die „Platsch-von-vorne-Ansicht“, also Oberkörper und Schultern parallel zur Horizontlinie langweilig wirkt, selbst mit dem schönsten Model. Mehr Dynamik bringt bereits ein leichter Versatz. Auch beim Portrait und besonders bei Ganzkörperfotos gelten die Grundregeln der Bildgestaltung und des Bildaufbaus:

Dein Model lieblos in die Mitte gebaut ist schlichtweg langweilig.

Sollte der Busen doch ein Thema werden, kannst Du neben der Perspektive und Körperhaltung viel mit gezielten Lichteffekten erreichen. Hat Dein Model zu viel des Guten, bring den Oberkörper in eine gleichmäßige, möglichst schattenfreie Beleuchtung. Dazu kannst Du bei einer künstlichen Beleuchtung die Lampen entsprechend positionieren, oder ganz einfach Dein Model ins richtige Licht drehen. Der zu kleine Busen wird optisch üppiger, wenn Du mit Licht/Schatten-Tricks arbeitest. Dazu beleuchtest Du den Busen mit einem Spotlight zusätzlich zum Hauptlicht, dass sich Schatten bilden. Der Betrachter bemerkt diese Schatten eher unbewusst, nimmt aber das, was da Schatten wirft, unterbewusst als „größer“ wahr. Über Reflektoren kannst Du diesen Effekt übrigens nicht befriedigend erzielen, da das Reflektorlicht zu indirekt streut. In der Portraitfotografie spricht man daher auch vom „Kicker Light“. Dabei handelt es sich um eine Leuchte, die zum Model hin nach oben, oder zur Seite gerichtet wird. Dieses Kicker Light kannst Du heller oder dunkler einstellen, je nachdem, ob Du mehr oder weniger Licht auf dem Busen benötigst (um entsprechende Schattenlinien zu erzeugen). Mit solchen Tricks kannst Du auch die Bauch- und Brustmuskulatur bei männlichen Models betonen. Allerdings handelt es sich hier um optische Tricks und keine Beauty-OP´s. Aus einem One Pack machst Du kein Six Pack und wo kein Busen ist, bringt auch Dein Kicker Light kein Triple D…

Bei Tante Gerti mag ein Astgeweih, das aus ihren Schultern oder Haaren wächst, durchaus eine gestalterische Aufwertung ihrer Ausstrahlung bewirken; Dein attraktives Model wird Dich für diesen Anfängerfehler sicher lynchen. Also Augen auf, was so alles mit auf dem Bild ist und nicht dahin gehört. Das kann auch eine Verschmutzung auf der weißen Jeans, ein nicht gewollt sichtbarer
BH-Träger oder ein verwischter Kajal sein. Achte auf den Hintergrund, dass er als solcher auch da bleibt. Ebenso sind in einem Foto häufig Linien vorhanden, die Du schnell in der Gesamtheit des Motivs übersiehst. Fotografierst Du draußen, ist die wohl häufigste Linie der Horizont. Der Betrachter nimmt solche Linien unbewusst wahr, darum stört es sehr, wenn genau diese Horizontlinie den Kopf Deines Models vom Körper trennt. Und wo wir gerade beim Abtrennen sind, Gliedmaßen, die Du beschneiden möchtest, solltest Du tunlichst nicht an den Gelenken abschneiden.
Das wirkt sofort genau so:
„die Hand ist nicht mehr auf´s Bild gekommen, da fehlen die Füße oder die Zehen“. 

Wenn Dein Problemzonen-Model einen leichten Hang zum Doppelkinn hat, lass sie / ihn das Kinn leicht nach vorne und oben strecken (Betonung liegt übrigens auf >> leicht <<). Posen, Aktionen mit den Armen oder Beinen und generell Körperhaltungen sollten nicht unecht wirken. Das sieht der Bildbetrachter sofort. Das kannst Du leicht gegenchecken, indem Du Dein Model einfach fragst, wie sich gewisse Haltungen anfühlen. Manchmal sind es auch die kleinen Tricks, die die Aussage steigern: leicht gespreizte Finger und ein leicht verdrehtes Handgelenk (also nicht einfach nur gerade) lassen Hände deutlich schöner wirken. Leicht geöffnete Lippen betonen das Gesicht Deines weiblichen Models, wobei es von Typ zu Typ auch ungewollt „anders“ wirken kann. Sonst wird aus Tante Gerti schnell der peinliche Vamp. Hat Dein Problemzonen-Model ein Hüftgold-Problem und trägt das eine oder andere Röllchen spazieren, drückt ein sitzendes Model im Hohlkreuz die Goldvorräte dezent nach oben und raus aus dem sichtbaren Bereich.
Knackenge Jeans und knisternde Bustiers mögen Dein Model gut kleiden. Wenn Du aber vorhaben solltest, etwas weniger Jeans und keine Bustiers zeigen zu wollen, wirken die vielen kleinen Striemen und Quetschungen auf der Haut nicht sehr fotogen. Je nach Haut- und Körpertyp kann es Stunden dauern, bis die Haut schön glatt schimmert.

Eine weitere Problemzone Deines Models sind die Augen. Die sind selten beide gleich groß, sollten aber immer beide scharf sein. Ich kenne die Diskussionen über den künstlerischen Wert eines scharfen und eines unscharfen Auges, bin aber rein subjektiv der Meinung, dass Augen scharf sein müssen. Ein scharfes und ein unscharfes Auge ist für mich eher das Resultat einer zu knapp bemessenen Schärfentiefe und / oder der kompletten Nichtbeachtung der Schärfenausdehnung. Gerade im Portraitbereich wird gerne mit offener Blende und leichter Telebrennweite fotografiert, was zu einer sehr geringen Schärfeausdehnung führt. Darum ist ein präzises punktgenaues Anmessen der Augen umso wichtiger. Wenn Du Dein Model nicht frontal mit horizontal parallel liegenden Augen fotografierst um mehr Spannung im Bild aufzubauen, musst Du genau überlegen, wie weit Deine Schärfe reicht. Ein Auge ist Dir zugewandt und deutlich näher, das andere Auge ein Stückchen weiter weg hinter der Nase.

Neben der Schärfe gibt es im Gesicht und speziell in und an den Augen noch das „Lichtproblem“. Ein glänzendes Gesicht bekämpfst Du effektiv mit Puder, ein überbelichtetes Gesicht ist genauso wenig schön anzuschauen, wie ein unterbelichtetes. Sofern letzteres nicht als Gestaltungsmittel für den Betrachter erkennbar als solches so sein sollte. Oft wird mit vielen Strahlern und Reflektoren alles perfekt beachtet, nur die Augen verschwinden in dunklen Kuhlen. Dabei ist es oft so einfach. Beleuchtest Du beispielsweise hart von oben, um Deinem männlichen Model mehr Konturen zu geben, reicht ein minimal nach oben gerichteter Kopf häufig bereits aus, genügend Licht in die Augen fallen zu lassen. Reflektoren unterhalb des Models (zur Not geht auch ein Laken, eine weiße Tüte, oder Styropor) schwächen zu viele Schatten im Gesicht bereits sichtbar ab. Das oben erwähnte Kicker Light kannst Du ebenso nutzen, Du montierst die Leuchte auf einen Reflektor, der auf dem Boden steht und zum Model hin nach oben gerichtet ist. Dann kannst Du bequem die Helligkeit so dosieren, wie Du sie benötigst.

Die Augen haben aber noch ein paar Überraschungen für Dich parat. Ich will jetzt nicht mit diesem „Spiegel der Seele Krams“ anfangen, aber ein Stück weit geht es in die Richtung. An den Augen erkennt der aufmerksame Betrachter sofort, was mit der abgebildeten Person wirklich abgeht. Trauer erzielst Du nicht mit Augentropfen, sondern mit echten Emotionen. Ein lachendes Model wirkt erst dann echt, wenn es wirklich lacht und nicht künstlich auf Lachen schaltet. Erst wenn die Augen mitlachen, wirkt es echt. Das erreichst Du nur durch einen engen Kontakt mit dem Model. Darum solltest Du ständig mit dem Model reden, über Dinge, die es interessiert. Wenn die Augen beginnen, Dir zu antworten, gelingen Dir die besten Portraits.

Augen haben aber auch weniger emotionale Hürden, die Du überwinden musst. Das Augenweiß, die Pupille und die Iris wollen ins rechte Lot gebracht werden. Vom Augenweiß sollte nicht zu viel zu sehen sein, vor allen Dingen nicht an einer Seite. Ist am unteren Rand zu viel Weiß, bring Dein Model dazu, leicht nach unten zu schauen, dabei aber den Kopf möglichst nicht zu drehen und die Haltung zu verändern. Was die Iris angeht, wirken die Augen Deines Models am besten, wenn die Iris von den Augenlidern richtig eingefasst wird. Ideal ist es, die Iris auf dem unteren Augenlid zu betten. Also Augen etwas weiter auf, oder zu.

Und dann haben wir da noch die Pupille, dieses quertreibende Element. Über zu große Pupillen wirst Du Dich selten ärgern müssen, da Fotografie was mit Licht zu tun hat. Und wo Licht ist, sind die Pupillen klein. Wir empfinden Fotografien von Menschen aber als besonders anziehend, wenn das Model große Pupillen hat. Mit normalen Bordmitteln kannst Du das Problem nur bedingt lösen. Du kannst Dein Model bitten, die Augen für ein paar Sekunden zu schließen, dann die Augen genau mit dem Blick zu öffnen, den ihr vereinbart habt und Du löst genau in dem Moment aus. Mit etwas Glück setzen der Reflex und die Verkleinerung der Pupillen nicht schlagartig ein und Du bekommst noch „etwas größere“ Pupillen aufs Bild. Das ist aber sehr unterschiedlich von Model zu Model. Deutlich effektiver geht es im lichtgedämpften Studio und Spezialblitzen, die schneller erstrahlen, als der Pupillenreflex aktiv wird. Dazu stellst Du alles im Halbdunkel ein, die Pupillen Deines Models sind schön groß und krawumms, blitzt Du rein. Wie gesagt, das kostet aber ´ne Idee.

Dann gibt es noch die Blickrichtung Deines Models, in die Kamera oder nicht. Das ist Geschmackssache und ganz und gar von der Idee hinter´m Bild abhängig. Wenn Du den Blick bewusst von der Kamera abgewendet haben willst, dann sollte das möglichst echt rüberkommen und nicht gestellt oder gekünstelt wirken. Blicke, die Augenrichtungen nicht in Richtung der Nasenspitze zeigen, wirken oftmals gekünstelt.

Kleine Augen werden rein optisch größer wahrgenommen, wenn der Blick von unten nach oben geht. Allerdings musst Du hier etwas vorsichtig sein, damit Du nicht wieder zu viel Weiß auf dem Bild hast, oder die Iris wegwandert.

Alles, was verkrampft ist, wirkt auch auf dem Foto so. Portraits und Ganzkörperfotos haben nichts mit unechten Verrenkungen zutun. Manche Anweisungen, die ich so hörte, erinnerten mich eher an eine Bewerbungsstunde für Verdrehungskünstler im Showgewerbe.
Klar, Du willst etwas ganz besonderes schaffen auf Deinem Foto, was aber nicht in Verrenkungsgraden bewertet wird. Anweisungen sind gut und wichtig, Du solltest aber auch das Feedback Deines Models einholen. Frag direkt raus, ob sich das so gut anfühlt, oder die Luft wegbleibt, der Arm schmerzt und die Muskeln ziehen. Oft kommen von dem Model auch ganz automatisch Ideen, besonders wenn Du eine positive Stimmung aufbaust und im engen Austausch mit Deinem Model stehst.

Warum sich ein Fotofan hinter der Kamera wundert, dass nix passiert auf die Aufforderung: „dann leg mal los“, kann ich schwer nachvollziehen. Selbst Profi-Models können nicht riechen, was Du für Fotos schießen willst. Wenn Dir die Ideen und das fertige Bild im Kopf fehlen, dann solltest Du gar nicht erst starten und lieber Blümchen fotografieren (wobei das ohne Konzept auch nichts wird; doofes Beispiel…).

Sitzend, liegend, hockend, stehend… geht alles. Nur solltest Du steuern, was passiert. Sitzende Models sollten so sitzen, dass sich (natürliche) Bauchfalten nicht bildbestimmend in den Vordergrund drängen. Stehende Models sollten die Arme nicht am Körper anliegend haben und die Beine besser etwas gespreizt und leicht versetzt haben. Ideal vielleicht sogar mit einer leichten Anwinkelung im Kniebereich. Hilfreich ist der Dreieck-Trick. Wenn Du bei der Haltung und Position Deines Models mit den Armen und Beinen „Dreiecks-Beziehungen“ optisch aufbaust, bringt das eine gute Portion Spannung ins Bild. Wenn Du Dir das jetzt nicht vorstellen kannst, dann stütz Deine Arme mal in die Seite und schau, wie viele Dreiecke Du nun zählen kannst. Das ist ein alter simpler Haltungstrick in der Peoplefotografie, googel mal Portraitbilder (Ganzkörper) im Web, Du wirst staunen, wenn Du da auf die Dreiecke achtest.





Vertrauen

Das Stichwort hast Du schon an vielen Stellen der Fotoschule gelesen. In der Menschenfotografie ist das eine sehr wichtige Voraussetzung für gelungene Fotografien. Dein Model blickt in ein Objektiv und kann sich nur darauf verlassen, dass Du weißt, was Du da machst. Vertrauen baut sich nur durch eine offene Kommunikation und Ehrlichkeit auf. Sag klar, was Du für Fotos willst. Erkläre gewünschte Posen des Models, damit es am Bild mitarbeiten kann. Ein Stück weit kommt Dir der „Weiße-Kittel-Effekt“ entgegen (guckst Du per Klick HIER), das solltest Du positiv nutzen. Es ist ein wertvoller Bonus.

Solltest Du jedoch mit der Portraitfotografie gerade beginnen und schlägst Dich mit all den Unsicherheiten herum, die jeder Fotofan am Anfang hat, dann ist ein offenes Wort angesagt. Sprich mit Deinem Model darüber, dass Du Dich in allen möglichen Bereichen der Fotografie sicher bewegst und nun Neuland betrittst. Wenn es mal holprig werden sollte, frag Dein Model um Unterstützung. Im Idealfall sollte Dein Model für erste Gehversuche in der Menschenfotografie eine Dir wohlgesonnene und geduldige Person Deines engeren Umfeldes sein. Zu hoffen, dass Dir ein Profi-Model alle Unzulänglichkeiten ausgleicht, wird schnell ein Rohrkrepierer. Um es nicht falsch klingen zu lassen: ein Anfänger in der Portraitfotografie ist kein Anfänger in der Fotografie. Ich setze schon voraus, dass Dir die technischen und fotografischen Grundlagen bereits in Fleisch und Blut übergegangen sind. Hier geht es nicht um unsicher an der Kamera fummelnden „Pseudo-Könnern“, sondern um Fotofans, die ein weiteres fotografisches Kapitel aufschlagen.

Hast Du gar keine Erfahrungen in dem Bereich, sind ein paar Trockenübungen zu Hause mit Tante Gertis lebensgroßen Kirmes-Bären als Model durchaus eine gute Methode. Hier kannst Du den Einfluss der Belichtung ausprobieren und Dich mit den Grundlagen vertraut machen. Der nächste Schritt wäre dann eine Vertrauensperson, die Dein Ausprobieren mit Humor über sich ergehen lässt. Hast Du keine Erfahrungen mit dem Blitzen (hier ist nicht der integrierte Kamerablitz gemeint), solltest Du damit auch gar nicht erst anfangen bei Deinen ersten Portraits. Arbeite lieber mit dem natürlichen Licht und Strahlern, da kannst Du die Lichtverteilung sehen. Sowohl auf Deinem Model als Ganzes, die Schattenverteilung im Gesicht und besonders die Reflexbildungen in den Augen.



Mich haben schon häufig Fragen nach den superscharfen, leuchtenden, detaillierten und ausdrucksstarken Augen mancher Models auf professionell anmutenden Fotografien erreicht:

„Wie macht man solche Augen?“

Pauschal lässt sich das natürlich schwierig beantworten, aber in den meisten Fällen spielt heutzutage gerade im Portrait-, und Beautybereich die digitale Bildbearbeitung mit. Umgangssprachlich heißt es inzwischen „das ist gephotoshopt“. So verhält es sich in der Tat meistens mit den unglaublich umhauenden Augen. Am Blechotto werden die Augenpartien gezielt aufgehellt, farblich höher gesättigt und nachgeschärft. Geschickt bearbeitet, erkennt der Bildbetrachter den kleinen Beauty-Eingriff nicht und bleibt beim Betrachten des Bildes naturgemäß an den Wahnsinns-Augen kleben. Gerne werden auch künstliche Lichtreflexe reingemischt, oder störende Reflexe entfernt.

Die Fotoschule will an dieser Stelle nicht über die grundsätzliche Tatsache der digitalen Bildmanipulation urteilen, immerhin gibt es auch hierfür bereits zwei große Rubriken in der Fotoschule: guckst Du Hier
Digitale Bildmanipulation und / oder Klonen und Retuschieren. Ob es nun erstrebenswert ist, dass alle Portraits so gephotoshopt werden, dass jede Falte, jeder Fleck und Makel aus dem Gesicht verschwinden muss, kann man sicher in langen Diskussionen am Fotostammtisch ergründen. Ich muss immer grinsen, wenn ich am Zeitungsstand entlang gehe und alle Gesichter der Illustrierten gleich makellos glatt und uniform schön sind. So schön glatt, dass man manchmal erraten muss, wer das denn wirklich ist auf dem Foto. Es ist etwas wie mit der Schminke bei den Damen: soll sie die natürliche Schönheit unterstützen oder eine ganz andere Person darstellen?

Doch nochmal zurück zu der Frage nach den Augen. Manchmal sieht die Iris des Auges auf Fotos aus, als ob sie von einem Lichtstreifen umrahmt ist. Diesen Effekt erreichst Du mit einem entsprechenden Ringblitz, der keine punktförmige Lichtquelle, sondern eine Art Leuchtring ist. Ansonsten solltest Du nicht unterschätzen, was sich da so alles Helles im Auge spiegelt. Der Blitzreflex im Auge kann Dein Bild, geschickt und überlegt positioniert, aufwerten oder den Ausdruck Deines Models echt verhunzen.




Ein weiterer Anfängerfehler ist die nicht eindeutige Anweisung an das Model. Schau mal nach links, leg den Arm mal nach rechts ist immer das Links und Rechts aus der Sicht des Models. Da Du meistens die Kamera vor der Nase hast, helfen klar erkennbare Anweisungen mit der freien Hand. Das muss für das Model erkennbar sein und sollte anfangs begleitet von ein paar Worten geschehen. Der gut gemeinte Tipp „jetzt schau mal auf meine ausgestreckte Hand“ nützt Dir wenig, wenn Du die Hand im nächsten Augenblick an die Kamera nimmst. Solche Anvisierpunkte sollten feste Punkte im Raum oder der Gegend sein, wo Du fotografierst.


Und noch mal ganz klar:

auch als Anfänger, der sein Model gebeichtet hat, dass es für ihn das erste Mal ist, gibst Du als Fotograf (in) die Richtung vor und die Anweisungen für das Bild ans Model. Erwarte nicht, dass da jemand vor Deiner Kamera Deinen Job macht…

Ach ja. Es ist alles gar nicht schwer. Du musst nur einfach anfangen und wirst schnell begeistert sein. Es ist nur eine Facette der Fotografie und die macht Dir ja nunmal richtig Spaß.


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