Vieles haette ich verstanden, wenn man es mir nicht erklaert haette

Motivprogramme

... geliebt und belächelt ...

Das war der letzte Hersteller von Digitalkameras. Tante Gerti wirft wütend und gefrustet ihr Smartphone aufs Sofa und schmollt. Alle bestätigten ihr am Telefon: "Haben wir nicht, machen wir nicht, gibts auch nicht....".
Dabei weiß Tante Gerti diesmal genau, was sie sucht. Ihre neue kleine Digicam hat 45 benutzerfreundliche Motivprogramme, darunter Tante Gertis Lieblingsprogramm "Schöne Haut". Und nun will sie eine Digicam mit dem Motivprogramm "Selbstportrait - Hübsch und attraktiv sein -". Und das soll es angeblich nicht geben...

Da Du taktisch wieder mal sehr gewagt an die Sache herangegangen bist und Tante Gerti nüchtern vor den Kopf geworfen hast, daß sowieso keiner Motivprogramme braucht und solche schon gar nicht, sitzt Du nun wieder mitten drin in der braunen Masse.

Zweifelnd und antriebslos schaust Du durch Tante Gertis schmutziges Küchenfenster hinaus in den Regen und grübelst:
"Wofür sind diese unzähligen Motivprogramme eigentlich gut...?"

An der Gardesana Orientale auf dem Weg von Garda nach Malcesine

Sony Alpha 200 -- 1/250sec f5,6 Polfilter ISO 100 50mm Brennweite -- am Blechotto in Schwarzweiß umgewandelt mit graymixer
An der Gardesana Orientale auf dem Weg von Garda nach Malcesine
Aus der Fotoserie Gardasee

Motivprogramme
...geliebt und belächelt, oft sogar gehasst...

Bei den Motivprogrammen spaltet sich die Welt der Fotofans. Bereits erfahrenere Fotofans belächeln diesen überflüssigen Elektronikfirlefanz der kleinen Knipskisten, Fotoanfänger schwören darauf und hangeln sich bereitwillig durch ´zig Untermenüs, um genau das gesuchte Motivprogramm zu finden. Manche Kameras bieten inzwischen über 30 Motivprogramme an, was dazu führt, daß es inzwischen Kameras mit sogenannten "intelligenten Automatiken" gibt, die automatisch das passende Motivprogramm einstellen; eine Automatik, die die Automatik steuert...


Was macht ein Motivprogramm und welche Motivprogramme gibt es?

Die Summe der Motivprogramme ist gewissermassen die Bildintelligenz der Digitalkameras. Hinter einem Motivprogramm steckt eine geballte Ladung an ausgeklügelten Analysen der typischen Aufnahmesituation, die beim Einsatz eines speziellen Motivprogramms nicht nur eine korrekte, sondern eine auch unter bildgestalterischen Aspekten optimale Belichtung gewährleistet. Vielen unbedarfteren Fotofans ist in der Regel nicht bekannt, daß es nämlich einen feinen, aber sehr bildentscheidenden Unterschied gibt zwischen "Richtig belichtet" und "Optimal, motivbezogen belichtet".

Um hier immer feinere Anpassungen vornehmen zu können, gibt es selbst Motivprogramme wie „Kerzenlicht“, „Party“, „Kinder“ "Baby" und „schöne Haut“. Quasi zum Standard, selbst bei vielen DSLR, gehören die Motivprogramme "Portrait", "Nachtportrait", "Landschaft", "Makro", "Sport", "Sonnenuntergang" und "Schnee / Gegenlicht". Heutige Motivprogramme sind mit den Vorgängern zu analogen Zeiten nicht mehr zu vergleichen und berücksichtigen weit mehr Parameter, als "nur" die Blende und Verschlußzeit. Heutzutage stellt ein Motivprogramm an den Stellschrauben Blende, Verschlusszeit, Weißabgleich, ISO-Einstellung, Rauschunterdrückung, Kontrast und Tonwertwiedergabe (Farbtönung), Blitzsynchronzeit und teilweise noch mehr; z.B. steuern manche Kameras im Modus "Baby" die Blitzwirkung auf weich, passen gleichzeitig die Empfindlichkeit an und orientieren sich an der Bewegungsgeschwindigkeit des Motivs im Verhältnis zur Motivhelligkeit. Im Motivprogramm "Umgebungslicht" wird z.B. die ISO-Einstellung auf den höchsten Wert gesetzt, die Blende ganz geöffnet und der Blitz abgeschaltet. Beim Motivprogramm "Theater" wird neben der ISO-Wert-Erhöhung auch das Auslösegeräusch und der Blitz abgeschaltet.

Hier liegt auch ein deutlicher Nutzen und Mehrwert für erfahrene Fotografen.
Du kannst all diese Einstellungen in den jeweiligen Situationen auch manuell selbst einstellen. Wenn Du jedoch weisst, was Dein Motivprogramm an Einstellungen vornimmt, geht es damit deutlich schneller. Somit sind heutige Motivprogramme nicht unbedingt "nur was" für unerfahrene Anfänger. Es gibt z.B. Funktionen, die nur per Motivprogramm frei geschaltet werden können, z. B. der Nachführ-Autofokus im Sportmodus oder die Blitz-Langzeitsynchronisation im Nachtporträt-Programm. Wenn Deine Kamera ohne Halbautomatiken (Zeitautomatik, Blendenautomatik) oder komplett manuellen Modus daher kommt, sind Motivprogramme oft die einzige Möglichkeit, auf die Wahl der Blende bzw. Verschlußzeit Einfluss zu nehmen. Mit dem gezielten Einsatz gewisser Motivprogramme, kannst Du so eine vollautomatische Digicam durchaus "steuern".



Motivprogramm Portrait
Kleine Blendenzahl für geringe Schärfentiefe, meist auch Anpassung der Hauttöne, Gradation wird auf "weich" geschaltet, Reduzierung der Schärfung.

Motivprogramm Landschaft
Der Blitz wird abgeschaltet (er würde eh nur gute 4-5 Meter leuchten), die Entfernung auf ∞ gestellt, Gradation auf "hart", Erhöhung der Farbsättigung (darüber lässt sich übrigens streiten, ob das unterm Strich auch wirklich ein besseres Landschaftsfoto wird...), große Blendenzahl (sprich kleine Blendenöffnung) für große Schärfentiefe von vorne bis hinten.

Motivprogramm Sport
Kurze Verschlußzeit, sofern verfügbar Serienbild-Auslösung und C-AF (Servo-AF)
Ist übrigens universell einsetzbar für schnelle Motivbewegungen, Tiere, Kinder etc.

Motivprogramm Nachtportrait
Für Portraitfotos in dunkler Umgebung, um die vorhandene Lichtstimmung mit aufs Bild zu bekommen. Dafür schaltet die Kamera den Blitz ein und belichtet so Tante Gerti in der schummerigen Kneipe richtig, lässt den Verschluß aber entsprechend des Restlichtes der Kneipe länger geöffnet. So wird die schummrige Kneipen-Idylle und Tante Gerti korrekt belichtet. Voraussetzung: Stativ (oder vergleichbarer Ersatz -Barhocker-) und Ruhigsitzenbleiben und nicht Rumlabern und Zetern von Tante Gerti (also eigentlich unmöglich; aber es gibt ja noch die hübsche Nachbarin als mögliches Motiv...). Bei den meisten Digicams ist das übrigens die einzige Möglichkeit, überhaupt die Blitz-Langzeitsynchronisation zu aktivieren.

Motivprogramm Sonnenuntergang
Kamera stellt auf etwas kürzere Belichtungszeit, um den klassischen dunkleren Eindruck zu erzielen. Die Farbwiedergabe wird angepasst in Richtung "wärmere Farben"

Motivprogramm Schnee und/oder Gegenlicht
Das Zuviel an Weiß verwirrt die Elektronik und führt zu vergrauten Schnee. Hier wird die Belichtung meistens um eine Belichtungsstufe angepasst, um die Fehlmessung auszugleichen. Eine gleiche Situation für die Elektronik entsteht bei Gegenlicht. Auch hier regelt das Motivprogramm im gleichen Maße gegen.

Altes verfallenes Scaliger-Kastell in Valeggio sul Mincio

Panasonic Lumix DMC-TZ 10 mit iA-Automatik fotografiert, 35mm Brennweite
Altes verfallenes Scaliger-Kastell in Valeggio sul Mincio
Aus der Fotoserie Gardasee

Brauchst Du Motivprogramme, wieviel Motivprogramme brauchst Du?

Viele Fotofans haben mir die Frage gestellt:
"Warum sind DSLR eigentlich nicht so gut ausgestattet, wie fast alle Digicams, die selbst im untersten Preissegment schon mehr Motivprogramme haben. Da ist ja eine DSLR ein echter Rückschritt..."

Hier liegt die Antwort auf die obere Frage schon drin versteckt. Eigentlich brauchst Du kein Motivprogramm.
Die Voraussetzung dafür ist jedoch die Kenntnis über die grundlegenden fototechnischen Zusammenhänge beim Drücken des Auslösers. Wenn Du verstanden hast, wie
Blende, Verschlußzeit und ISO zusammenhängen und was sie in welchen Fotosituationen für einen Einfluß auf das entstehende Bild nehmen, wirst Du Motivprogramme meiden. Nicht zuletzt darum, weil Du manuell viel präziser das Foto steuern kannst.

Ein Motivprogramm wurde bei der Kameraentwicklung auf das jeweilige Kameramodell abgestimmt und stellt für alle Motivsituationen dieselbe für gut befundene Einstellung ein. So mag eine voll geöffnete Blende für die meisten Fotosituationen im Portraitbereich "gute" Ergebnisse bringen, Tante Gerti scharf, der Hintergrund unscharf. Wenn Du aber diesen "Unschärfebereich" beispielsweise mal anders gestalten willst (z.B. soll der Hintergrund nur etwas unscharf werden und ein wenig erkennbar bleiben <-- indem Du eben nicht die Blende voll öffnest, sondern eine Blende F4 wählen möchtest), geht das mit dem Motivprogramm definitiv nicht. Gleiches findest Du bei allen anderen Motivprogrammen, kann ja sein, daß Du Deinen Sonnenuntergang eben nicht farbtonverändert auf dem Foto sehen willst... Hier bleibt Dir nur die komplette manuelle Einflußnahme auf die Kamera. Daher sind DSLR auf nur wenige Motivprogramme beschränkt (wenn überhaupt).

Einige wenige heisst, wie ich oben erwähnte, Du kannst Motivprogramme auch als erfahrener Fotofan für Deine Fotos nutzen. Wenn Du weißt, was Deine Kamera für Einstellungen übernimmt (letztlich zu sehen in der EXIF Deines fertigen Fotos), kannst Du sie schnell einsetzen, ohne lange manuell an der Kamera rumfummeln zu müssen. Dann ist ein Motivprogramm für Dich eher sowas, wie ein Einstellungsspeicher Deiner manuellen Vorgaben, abrufbar für bestimmte Situationen. Wenn Du das Thema Motivprogramme so siehst, machen eigentlich nur noch die Motivprogramme Portrait, Landschaft und Sport einen Sinn, vielleicht noch Nachtportrait durch die einfachere Steuerung des Blitzes plus Umgebungslicht.

An Digitalkameras ohne manuelle Einstellungsmöglichkeiten sind Motivprogramme dagegen schon allein dadurch sehr wichtig, da sie die einzige Möglichkeit zur Einflußnahme auf den kleinen Kasten darstellen. Ob es dann wirklich 35 Stück sein müssen, halte ich für übertrieben und zusätzlich auch verwirrend und unübersichtlich. Auch hier sind die o.g. Motivprogramme notwendig, alle anderen leiten sich teilweise davon ab. Ein Motivprogramm "Hunde", "Katzen", "Kinder" und "Schnelle Bewegung" wird nichts anderes machen, als das Programm "Sport". Und "Schöne Haut" lässt sich am Blechotto nachher sicher feinfühliger steuern, als per Motivprogramm.

Aber wer weiß, vielleicht wird Tante Gertis Herzenswunsch nach einem Motivprogramm "Selbstportrait - Hübsch und attraktiv sein -" doch bald schon Realität, wenn die Hersteller erkennen, daß sich kleine Knipskästen über die Anzahl der vorhandenen Motivprogramme besser verkaufen lassen....
("Wieviel Motive kann denn Deine Kamera knipsen? Meine kann 35 verschiedene, sogar Babys")

Oha, die Fotogeräteverkäufer haben es nicht leicht :-)

Am Hafen von Garda

Panasonic Lumix DMC-TZ 10 mit iA-Automatik fotografiert, 35mm Brennweite
Am Hafen von Garda
Aus der Fotoserie Gardasee

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