Vieles haette ich verstanden, wenn man es mir nicht erklaert haette

Der andere Weg

…  bist Du ihn schon mal gegangen? …

Gehörst Du zu der Spezies „Immer bereit“?
Nein, nein, ich höre Tante Gerti schon wieder hysterisch im Hintergrund kichern, wir machen hier ja in Fotografie, also noch mal:

Bist Du fototechnisch immer bereit?

Eine DSLR mit zwoachter Telezoom? Noch ´ne DSLR mit Fast-Fisheye-Zoom drauf? Dann noch zwei, oder eigentlich sind es ja drei Bodys, aber so oft nimmst Du die ja nicht mehr? Und nicht mehr einzeln aufzuzählende Objektive? Wobei mit etwas Konzentration ging es bestimmt noch. Hinzu kommen zwei Systemkameras, eine Traveller, eine Bridge, zwei schon etwas ältere Kompakte und nicht zu vergessen: der analoge Fuhrpark…

Du fliegst auf eine schöne Insel, nennen wir sie der Einfachheit halber La Palma, hast Dich schon Wochen darauf gefreut und kannst Deine Füße im Flieger nicht vernünftig ausstrecken? Weil da der Hartschalenkoffer mit Deiner penibel zusammengestellten La Palma – Fotoausrüstung liegt. Fotofans müssen eben Opfer bringen, denkst Du und erntest für so eine These in der digitalen Fotogruppe bestimmt kistenweise Likes. Das kennen alle Fotofans, die bereits etwas tiefer im Foto-Thema stecken. Noch vor der Zahnbürste liegt das Akkuladegerät Deiner Kamera im Koffer und 8 Kg Handgepäck sind weg, wie nix.

Dass der Koffer mit der Ausrüstung im Fußraum schlummert, heißt natürlich nicht, dass Du nun kameralos im Flieger sitzt. Du hast die schlanke Kleine einsatzbereit in der Jackentasche, auch jetzt, als es leckeren Tomatensaft und abgepackte Papp-Brötchen-Kostbarkeiten gibt, lauerst Du am Flugzeugfenster auf ein lohnendes Motiv da draußen. Anders ausgedrückt: Du fotografierst, den Start, den Flug, die Landung, am Kofferband, vor dem schönen Airport La Palmas, während des Bus-Transfers, beim Eintreffen an der schnuckeligen Finca, eigentlich alles. Dein Herz macht direkt Freudensprünge, als Du endlich wieder ungehindert an Deine DSLR heran kommst und nicht mehr auf die Notlösung namens Schlanke Kleine zurückgreifen musst. Jetzt kannst Du auch die alte Steinmauer mit den Pflänzchen und Blüten darin richtig in Szene setzen; was mit der schlanken Kleinen nicht so recht gelingen wollte.

An der Mosel

Die Burg Metternich in Beilstein lässt das Fotofan-Herz gleich höher schlagen. Egal, wie rum Du Dich drehst, es gibt immer lohnenswerte Motive. Schwierig ist es jedoch, die starken Kontraste zu bewältigen, zwischen den schattigen Bereichen und sehr hellen und sonnigen Winkeln. Sehr empfehlenswert ist hier die Kombination aus RAW und späterer HDR- Bearbeitung.

So setzt sich der ganze Urlaub fort. Du mit der Kamera vor der Nase, na ja, mit einer Deiner Kameras vor der Nase. Wenn Du wieder zu Hause angesprochen wirst auf den wunderschönen Abend in der Beach-Bar mit der herrlichen Relax-Musik und den außergewöhnlichen Cocktails, denkst Du an das Licht zum Sonnenuntergang und hast Deine Fotos der Blauen Stunde noch vor dem geistigen Auge.
Und dass Du dreimal aufstehen und los musstest, um die beste Position für Dein Foto zu entdecken und dass der Riemen der Kamera am Hals scheuerte. Da gab es Cocktails? Chill-Out-Musik? Auch an die Bar an sich kannst Du Dich nicht mehr so gut erinnern, hast drinnen nicht fotografiert…

Das ließe sich jetzt noch weiterspinnen, die Zeit am Strand, in der Altstadt von Santa Cruz de La Palma, Deine Wanderung durch die Caldera de Taburiente; ein Auge ist immer mit einer Deiner Kameras bedeckt. Ganz abgesehen von dem teils unglaublichem Geschleppe Deiner Ausrüstung durch 35 Grad im Schatten und dem meistens „Nicht-Nutzen“ von 80% darin.

Deine Begeisterung für Dein Hobby ist verständlich. Wenn einen der Foto-Virus erst mal so richtig erwischt hat, gibt es kein Halten mehr. Da sind wir dann schon angekommen beim Titel dieser Rubrik.

Das ist nicht gut, Du solltest zwischendurch "anhalten".

Es ist wichtig, dass Du Deine Welt um Dich herum und besonders Deinen Urlaub bewusst und ohne Kamera wahrnimmst. Spätestens, wenn Du Dich zwar an das Entstehen Deines Fotos, aber nicht mehr an das Geschehen in einer Situation als Ganzes erinnerst, tritt die Bremse. Hier meine ich nicht das herausgekramte Erinnerungsfoto von vor 20 Jahren, das Dir alte Gedanken wieder hervor holt. Ich meine eher das Beispiel oben. Im fotografierenden Freundeskreis hatte ich das live erlebt, dass sich ein (zu) begeisterter Fotofan direkt nach dem Urlaub kaum an die gemeinsam in der Urlauber-Gruppe erlebten Momente erinnern konnte, weil er wie besessen auf „Motiv-Jagd“ war. Wenn sich alle an den schrägen Kellner im Pub erinnerten und sich halbtot lachten, fiel ihm vermutlich die Blende und Verschlusszeit des Fotos vor´m Pub ein. Er war eigentlich gar nicht wirklich dabei.

Leg sie mal beiseite, gehe ohne Kamera abends raus, lass sie in der Finca liegen wenn Du in den Pub gehst. In der Fotoschule liest Du an vielen Stellen von der immer verfügbaren Zweitkamera oder dem Smartphone als Zweitkamera. Das ist auch gut so und eine wertvolle Hilfe, wenn man ein Motiv sieht, das man sonst nicht festhalten könnte. Oder ganz banal für schöne Momente, Erinnerungen und die Fotos zwischendurch.
Das "Kamera-Weglegen" ist jedoch angesagt, wenn Dein Freizeit- oder Urlaubsalltag nur noch um die Kamera kreist. Achtest Du nicht auf ein gesundes Gleichgewicht, wirst Du zwangsläufig plötzlich einen Punkt erreichen, an dem es schlagartig vorbei ist mit Deiner
Foto-Begeisterung. Du wirst sie dann gar nicht mehr anrühren. Vorbei ist´s mit dem schönsten Hobby der Welt.

Tante Gerti sagt immer: "Jeden Tag Hamburger ist nix, dann kommt Dir der aus den Ohren raus."

Darum:

nimm mal den anderen Weg!

Im Turm der Burg Metternich in Beilstein.

Im Turm der Burg Metternich in Beilstein.
Panorama aus neun Einzelfotos, fotografiert mit der schlanken Kleinen Panasonic DMC TZ-10.

Der "andere" andere Weg

Hast Du sie eigentlich noch?

Deine alte Spiegelreflex?

Mit Objektiven und all dem damals teuer nach und nach hinzugekauftem Zubehör?

prakDTL3

Das war damals schon die Luxus-Klasse. Mit Schnellschalthebel, Selbstauslöser, 1/1000sec. plus Bulb und Schärfentiefe-Prüftaste. Im Auslöser (vorne an der Kamera, nicht oben am Schnellschalthebel ist das Gewinde für einen Drahtauslöser eingearbeitet. Die Kamera hatte kein Bajonett und keine Kontakte zur Übertragung ans Objektiv, hier gab es noch den Quasi-Standard M42 (ein Schraubgewinde, ist unten zu erkennen).

Sie liegt bestimmt im Keller in der Kiste mit den Fotosachen. Oder im Arbeitszimmer im Schrank? Ganz unten, ganz hinten?

Du wirst Dich wundern, aber es ist heutzutage in der digitalen Welt immer noch nicht verboten, einen Film zu kaufen, ihn in die Kamera einzufädeln und dann tatsächlich mit einer Kamera aus dem letzten Jahrtausend zu fotografieren. Mit Schnellspannhebel den Film zu transportieren, manuell zu belichten und (!) manuell scharfzustellen. Ohne Display zum Sofortgucken und lediglich 36 Chancen für ein gutes Foto.

Probier es aus.

Nimm nur die Kamera, am besten lediglich mit der Standardbrennweite 50 mm und gehe auf Motivsuche in den Oberbruttenscheider Wald; vielleicht sogar mit Tante Gerti als Model (alternativ geht auch die fesche Nachbarin bzw. der knackige Nachbar). Das wird eine tolle Erfahrung werden. Gerade dann, wenn Du Dich in den letzten Jahren fest an die digitale Fotowelt gewöhnt hast. Die Motivsuche ist dieselbe, wie Du sie digital auch betreibst. Aber dann beginnt schon der erste grundlegend andere Ablauf. Digital nimmst Du Deine
Kamera, zoomst Dein Motiv zurecht und drückst gleich mehrere Male ab. Über das eine Foto machst Du Dir digital eher weniger Gedanken, es wird unter den fünf Varianten sicher dabei sein.

Nein? Ist nicht so?

Ich weiß nicht. Ich glaube doch.

Mit Deinem alten Knochen in der Hand wirst Du schlagartig grundlegend anders zu Werke ziehen. Du wirst bewusster Dein Motiv aussuchen, das Bild länger gestalten, bis alles passt. Die Blende einstellen, dazu die ideale Verschlusszeit wählen, die Schärfe bestimmen und bedingt durch die Festbrennweite, auch den besten Standpunkt für Dein Bild einnehmen. Also nix zoomen, eher zoomen mit den Füßen...

Erst wenn Du alles eingestellt, gecheckt und gegebenenfalls nochmal geringfügig angepasst, sprich feinjustiert hast, wirst Du den Auslöser drücken. Dann hast Du Dein Bild fotografiert. Dieses eine Bild. Und Du kannst es noch nicht mal sehen. Hast Du alles richtig gemacht? Irgendetwas doch nicht bedacht? Du wirst es erfahren, aber nicht heute. Nicht jetzt sofort per Blick auf´s Display, frühestens in zwei Wochen. Sofern der Film heute noch voll wird.

An der Mosel

Beilstein unten rechts, die Mosel mit Fähre und hinten links Ellenz-Poltersdorf. Wenn Du aus Richtung Koblenz oder von Wiesbaden in Richtung Mosel fährst, wirst Du bemerken, dass Du zur Mosel und den vielen Dörfern entlang, herunter fährst. An der Mosel kommt es Dir so vor, dass Du umgeben bist von Bergen (die allesamt dem Weinanbau dienen). In Wirklichkeit ist das ganze Moselgebiet ein tiefer liegender Talkessel und die vermeintlichen Berge drum herum entpuppen sich später auf der Heimreise als "normale ebene" Fläche. Fotografisch gesehen spielt das allerdings keine Rolle.

Das klingt unkomfortabel und retro.
Das klingt so, weil es das ist.

Und weil das alles so ist, macht es einen Riesenspaß. 36 mögliche Bilder wollen wohl überlegt sein, da bekommt jedes einzelne Foto eine Aufwertung. Spätestens wenn der kleine Zähler neben dem Schnellschalthebel nur noch eine 4 oder 5 anzeigt, kommt das alte Kribbeln wieder hoch. "Ich habe nur noch 5 Bilder drauf" hört man Dich laut denken. Jetzt ist genauestes Abwägen und Betrachten möglicher Motive angesagt, die Countdown-Uhr läuft gewissermaßen.

Vielleicht denkst Du jetzt, dass Du da nicht extra eine alte digitale Spiegelreflex für brauchst und nicht extra noch Geld für einen Film und die Entwicklung mitsamt Abzügen ausgeben musst?

Jau, isso.
Das brauchst Du in der Tat nicht.

Du kannst auch an Deiner digitalen Kamera eine Festbrennweite montieren oder Dein Zoom fest auf eine Brennweite einstellen und nicht heimlich doch zoomen. Viele Kameras erlauben das Umklappen des Displays, dann siehst Du nichts mehr darauf. Du kannst sie umstellen in den manuellen Betrieb und auch die Schärfe manuell bestimmen. Selbst den festen Film-ISO-Wert kannst Du voreinstellen und nicht mehr verändern. So "umgebaut", geht Dein Ausflug in den Oberbruttenscheider Wald als "Back-to-the-roots" Foto-Tour auch digital. Die Erfahrung des viel bewussteren Fotografierens wird sich ebenfalls einstellen. Echter und einfach schöner ist es aber in der Tat mit der alten Kamera.

Mach das mal, geh diesen anderen Weg.

Fotografiert von Fotofan Seestern

Fotofan Seestern (vielen Dank für das schöne Foto) hat sich ihr stimmungsvolles Motiv selber gebastelt. Strand, Wasser, Meer und Dünen vor einer untergehenden Sonne wurde ihr zu eintönig. Also legte sie selbst Hand an und kreierte ihre eigene Komposition. Um die Sonne dann noch direkt in der Laterne zu fangen, musste sie langsam die Position der Kamera wechseln und tief mit ihr runter, bis es passte. Wenn Du Dich nicht ins Wasser legen möchtest, ist ein Klapp-Display oder schwenkbarer Sucher kein Luxus, sondern notwendig.

Du wirst schnell spüren, an wie vielen Stellen Dich die digitale Welt bereits "versaut" hat. Wie sehr Du die technischen Spielereien sonst unüberlegt einfach so nutzt und für Dein Fotografieren unreflektiert mitnimmst. Natürlich sind die digitalen Features eine Bereicherung und komfortable Hilfe. Es ist aber wichtig, unter dem ganzen digitalen Komfort den Blick für die wesentlichen Dinge nicht aus den Augen zu verlieren. "Brauchen" wirst Du letztlich nur die Dinge, die Dir Deine analoge Kamera zur Verfügung stellt. Damit gelingen Dir schönste Fotos. HDR, DRI, Mehrfeldmessung, Autofokus, AWB und und und sind Komfort-Features. Gut einzusetzen, schön sie zu haben und erleichternd.

Der andere Weg verzichtet aber auf sie und die Reduktion auf die wesentlichen Elemente des Fotografierens werden Dir ganz sicher Freude bereiten!

Aufm Darss

Es ist den ganzen Morgen nebelig, die Sonne scheint und kommt durch den dichten Waber nicht durch und hier gibt es nix zu sehen, als eine olle Bank?
Tja, manche Fotofans packen hier die Kamera gar nicht erst aus. Wenn Du aber das Licht und die natürlichen Einflüsse in Deinem Motiv als gegeben annimmst, kann daraus etwas Schönes entstehen.
DSLR im manuellen Modus mit einer zweifach länger belichteten Verschlusszeit, als von der Kamera vorgeschlagen. Sonst wäre das Foto sehr hart und düster geworden. Jetzt passt natürlich der Himmel und die Sonne nicht fototechnisch korrekt. Aber nur so entsteht der lichtdurchflutete Eindruck der Nebelsituation.

Der andere Weg kann auch Dein Smartphone sein.

Es ist in DSLR-Kreisen als Kamera kategorisch verpönt:
 
>> Mit der DSLR fotografiert man, mit dem Smartphone knipst man <<

Das ist natürlich Quatsch und diese Meinung stammt wohl eher hervorgerufen vom Ansehen wild umher knipsenden Smartphone-Usern, denen jegliches Gefühl für gute Fotografien fehlt. Somit ist es nicht das Smartphone, das nur knipsen kann, sondern der Anwender (ich sag mal bewusst nicht Fotofan) dahinter. Smartphones haben technisch nach wie vor ihre Beschränkungen hinsichtlich der Qualität und Möglichkeiten. Wenn Du damit zur Blauen Stunde losziehst und zum Vergleich Deine DSLR einsetzt, offenbaren sich direkt die größten Defizite der kleinen Kameras mit ihren Super-Mini-Sensoren. Das zu wissen ist wichtig um das Foto-Handwerkszeug gewinnbringend einzusetzen. Tagsüber bei normalem Tageslicht fällt der Vergleich nämlich schon ganz anders aus.

Bist Du im Urlaub, auf Wochenendtrip oder hast nur vor, eine Foto-Runde zu drehen? Dann lass Deine DSLR mitsamt des Objektivfuhrparks im Schrank und gehe nur mit Deinem Smartphone als Kamera los. Hier rede ich allerdings von den fototechnisch ausgereifteren Modellen der aktuellen Zeit und nicht dem sechs Jahre alten Schnäppchen vom Discounter.

Dieser andere Weg ähnelt etwas der Idee mit der analogen SLR zuvor. Suche Deine Motive, halte die Augen offen und setze Deine Smartphone-Kamera bewusst und überlegt als Fotoapparat ein. Es gibt sowohl für IOS, als auch für die Androiden Foto-Apps, die Dir alle Einstellmöglichkeiten zur Verfügung stellen. Natürlich ist der Gesamtspielraum eingeschränkt und Du hast nicht Deine DSLR in den Händen. Darum geht es auch nicht, Du sollst nicht Deine DSLR mit dem Smartphone versuchen zu kopieren. Du solltest die Möglichkeiten nutzen, die Du vorfindest. Das Smartphone ist jetzt Deine Kamera und es geht ums Motiv. Um die Gestaltung und darum, ausdrucksstarke Fotografien damit zu erhalten. Du knipst nicht, Du fotografierst mit dieser speziellen Bauart von Kamera.


Du wirst damit erstklassige Fotografien erzielen. Wenn Du weißt, worauf es beim Fotografieren ankommt. Das kannst Du krass ausgedrückt auch mit einer Lomo oder Lochkamera. Es wertet Dein späteres fotografisches Prachtstück nicht im Entferntesten ab, dass es mit dieser Art von Kamera entstanden ist. Das tun nur Schlauschwätzer, die letztlich nicht wissen, worauf es ankommt. Oder hast Du Dich schon mal gefragt, mit welchem Fabrikat an Robotern ein Porsche 911 gefertigt wurde? Der mit den blauen Robotern gefertigte Porsche ist kein Auto, weil nur der mit rot gefertigten Robotern gebaute Porsche einer ist?

Probier ihn aus, diesen Weg!

Kein Kameraschleppen, Du bist förmlich frei und unbeschwert unterwegs. Ich habe den Versuch vor Jahren mal in Hamburg gestartet. Ein Wochenende nur mit dem Smartphone. Und ich war da, um zu fotografieren. Es hat Spaß gemacht und die Fotoausbeute war perfekt.

 A camera is just a box that captures light


Genau!
Und der ganze Rest kommt vom guten Fotografen mit seinem Auge.

Was die möglicherweise doch irgendwie zu entdeckenden technischen Grenzen in den Bildern angeht, zitiere ich den sehr geschätzten Fotografen Andreas Feininger an dieser Stelle:

"Die Tatsache, dass eine technisch fehlerhafte Fotografie gefühlsmäßig wirksamer sein kann als ein technisch fehlerloses Bild, wird auf jene schockierend wirken, die naiv genug sind zu glauben, dass technische Perfektion den wahren Wert eines Fotos ausmacht."

Versuch es mal, nur das Smartphone als vollwertige Kamera zu akzeptieren und nur damit zu fotografieren.
Du wirst Dich wundern.












Viele Fotofans haben ihre Kameraausrüstung dabei, wenn sie Urlaub machen. Oder einen Ausflug irgendwohin, wo es bestimmt was besonderes zu fotografieren gibt. Zur Städtereise, zum Portrait-Shooting oder zu einer Veranstaltung (Sport, Familie, Hochzeit, Feier etc.). Das ganz Normale quasi vor Deinen Füssen empfiehlt sich nie als Motiv.

Dann hat Die Fotoschule hier noch einen anderen Weg für Dich.

Mach aus dem etwas, was da ist!

Du stehst gelangweilt im Oberbruttenscheider Wald und nichts spricht Dich fotografisch an? Kein Highlight? Keine alte Burg hinter den Bäumen, keine Kunstwerke, die Deine Fotohände kribbeln lassen?

Mach was draus, ganz bewusst.
Zwing Dich.
Schau Dich um.
Dreh Dich um.
Mach die Augen auf oder besser ausgedrückt: öffne Deine Augen!
Suche!
Sag Dir: "Hier stecken irgendwo meine Motive, ich muss sie nur sehen."

Das könnte auch bei Oma zu Hause sein. Selbst bei Tante Gerti.
Was siehst Du?
Oma´s akribisch in der alten Glas-Vitrine aufgestelltes Geschirr? Den Stapel uralter Fotoalben dahinten in der Ecke? Oder sind das uralte Bücher? Die mehr als retro Gardine vor dem alten Holzfenster mit seinen Mittelstreben? Ihr geliebter Kachelofen, den Opa nach dem Krieg selbst gemauert hat? Die Treppe zum Keller mit der schon leicht modrigen Kellertür? Das abgewetzte Sofa? Oha! Und die Kissen darauf erst.

Je mehr Du Dich ganz bewusst umsiehst, umso schneller rasseln Dir die Motive vor den Augen her. Selbst die Ahnengalerie an der Wand und das gar nicht dazu passende Geweih? Das alte Radio mit der gehäkelten Decke darunter und steht das Radio auf einer uralten Nähmaschine mit einem riesigen Antriebsrad an der rechten Seite? Das in schwarzweiß, das ist es. Oma kommt herein ins Wohnzimmer und trägt dieses schäbige alte Blümchen-Kittel-Kleid? Guck Dir ihre Schuhe an. Genau! Was ist mit Oma? Hast Du sie jemals so portraitiert, dass sie sich auf dem Foto gefallen wird? Obwohl sie seit 45 Jahren jedem Fotoapparat aus dem Weg geht? Was ist mit Oma? Würde sie Dir vielleicht sogar die Nähmaschine zeigen? So in Aktion? Sie daran sitzend? Würde sie Dir vielleicht etwas aus ihrem Album zeigen? Von damals, was ihr all die Freude der Vergangenheit zurück aufs Gesicht zaubert?

 Und Du hast Dich gefragt, warum Du überhaupt Deine Kameraausrüstung mit zu Oma geschleppt hast? Hast Du mal mitgezählt, wie viele mögliche Fotomotive plötzlich aus dem Nichts entstanden sind? Bei Oma zu Hause, wo Du sicher nie was fotografieren würdest, weil es da “nichts” gibt? Und in den Garten hast Du so auch noch nicht geschaut... 

Mach aus dem etwas, was da ist!

Auch die Stelle im Oberbruttenscheider Wald quillt über an möglichen Motiven. Der Wald, die Bäume, die Äste, das Licht, der Waldboden mit seinen Pilzen und Tieren, der Nebel, das Dunkle weiter hinten, die am Boden liegenden Tannennadeln, der Bach (vielleicht sogar als Langzeitaufnahme mit verwischtem Wasser), das Gegenlicht, die Gesichter in den Stämmen, auch hier vielleicht in schwarzweiß, letztlich sogar Tante Gerti, die Reifenspuren im Forstweg, das Sonnenlicht und tiefe Blau des Himmels in den Baumkronen...

Geh diesen Weg! Geh in mal!

Vielleicht entsteht nur ein besonderes Foto? Vielleicht aber auch eine ganze Serie voller hervorragender Fotos.

 Die Fotoschule hat noch einen anderen Weg für Dich:

finde im Kleinen großes!

Auch diesen Weg kannst Du ergänzend zu den bereits erwähnten Wegen gehen. Klappt es nicht im Oberbruttenscheider Wald? Du hast Dich jetzt schon zehnmal um die eigene Achse gedreht und alles was Du findest in ein Gefühl von Schwindel vom vielen Drehen? Dann such doch Dein Motiv nicht in den Baumreihen, Wegen und Wiesen, sondern zwischen den Bäumen.


Richte Deinen Blick nicht nach oben, sondern nach unten. Schau Dir die Pilze an, Du hast sie noch gar nicht wahrgenommen. Einzelne umgeben von Moos, dann ganze kleine Familien auf einem Haufen. Was ist mit dem großen Pilz, der da aus der Rinde des Baumes quillt? Genau genommen existiert da unten zwischen den Bäumen eine komplette Welt für sich, nur eben eine recht kleine.

von Fotofan Seestern

Fotofan Margit hat auf ihrem Foto extra eine kleine Ameise versteckt, um Dir zu zeigen, wie viel Details im noch Kleineren stecken können...

 Diese kleinen Welten gibt es in Deinem Garten, sogar am Strand (siehe Fotofan Margits Foto unten). Auf Deiner Wanderung durch die Berge sind die Pfade häufig umgeben von schönen kleinen Blumen, die Steine geben oft ein bizarres Bild ab, wenn Du nur nah genug rangehst. Richtig in Szene gesetzt wird aus dem Kleinen in dieser Makrowelt etwas ganz großes. Finde es, gestalte Dein Bild, wie Du sonst Deine Landschaftsfotos oder Portraits von Tante Gerti aufbaust und mach aus Deinen Mini-Models große Stars (okay, vielleicht etwas dicke aufgetragen, aber Du weißt schon, was ich meine...).

Foto von Fotofan Margit

Fotofan Margit zeigt hier sehr schön, was geht, wenn Du Dich darauf einlässt, auch das Kleine zu sehen. Die Muscheln in der Glaskugel, die sich hier mit den "echten" Muscheln darunter förmlich verbinden und so eine Einheit mit dem Himmel und dem Rest des Motivs bilden, könntest Du etwas unachtsamer auch einfach nur platt latschen. "Nix zu fotografieren hier" und das nur, weil Du nicht auf die Idee kommst, mal ganz unten nachzuschauen. Fotofan Margit hat sich die Mühe gemacht und ihre Idee umgesetzt.

Wenn es draußen zu ungemütlich, nass und kalt ist um zu fotografieren (faule Ausrede übrigens), kannst Du bequem drinnen loslegen. Deine kleine Welt muss nicht natürlich draußen wachsen, Du kannst sie auch künstlich und fototauglich zu Hause aufbauen. Oder natürlich auch bereits vorhanden vorfinden. Ein Fotofan hat eine ganze Fotoserie einer antiken Standuhr fotografiert und ich habe mich echt gewundert, was da tatsächlich an Fotomotiven drinstecken kann, wenn man sie nur sieht.

Versuch ihn mal, diesen anderen Weg.

Makroobjektive machen Dir hier das Fotoleben leichter, sind aber nicht zwingend notwendig. In den Rubriken Nahaufnahme und Makrofotografie stelle ich Dir eine Vielzahl an Alternativen vor.

Der "langweilige Weg" auf dem Darß zwischen Ahrenshoop und dem Weststrand. Im Nebel nach einem verregneten Tag sieht das schon gleich viel spannender aus. Selbst der Lens Flare (der Reflex rechts) passt gut ins Bild und ich habe mich entschieden, ihn nicht zu retuschieren.

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