Vieles haette ich verstanden, wenn man es mir nicht erklaert haette

Gib mir Standards

...Steven, die Nachtaufnahmen und seine neue DSLR...

Den Auftakt zu dieser Seite der Fotoschule macht eine Email von Fotofan Steven, die mich inhaltlich aber auch in vielen anderen Emails ratloser Fotofans erreicht:

Natürlich nach Absprache und Einverständnis mit Steven zur Darstellung seiner Fotografien und unseres Emailverkehrs.
Nochmals vielen Dank!
 

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Von: Steven
Gesendet: Dienstag, 22. Juni 2010 00:54
An: ralfonso @ online.de
Betreff: Feedback zur Fotoschule: Einfach supi!!!

Hallo Ralf,

ich möchte mich gern meinen Vorgängern zu Deiner Homepage - der Fotoschule - anschließen. Deine Homepage ist einfach supi *freu* Endlich jmd. gefunden, der es verständlich erklärt und welche Möglichkeiten es überhaupt gibt Fotos zu gestalten mit Hilfe von richtiger Belichtung und Blitz.

Jetzt sind für mich einige Dinge auch etwas verständlicher geworden, wie z.B. das Zusammenwirken von Blende und Verschlusszeit.

Einiges zu mir:
Angefangen mit dem Fotografieren hab ich schon vor einigen Jahren, damals mit einer kompakten Digitalkamera Kodak DX6340. Die war dann im Laufe der Zeit für meine Zwecke nicht mehr ausreichende. Da ich viel bewegende Objekte (Züge & Co.) fotografiere und mitzieh' habe ich mich zu einer DSLR entschlossen. Jetzt bin ich stolzer Besitzer einer Nikon D3000 mit einem Tamron 18 -200 mm. Bisher konnte ich für meine Anfänge schon gute Bilder erzielen. Natürlich bin ich immer noch nicht dorthin gekommen wo ich hin will.

Hauptsächlich nutze ich von meiner Kamera die Motivprogamme Landschaft für Landschaft, Programmautomatik und die Blendenautomatik für Züge.
Mittlerweile habe ich mich auch an die Nachtaufnahmen herangewagt. Bevor ich damit angefangen habe, habe ich mich bei Dir in der Fotoschule schlau gemacht und bin für den Anfang zu frieden. Meine ersten Bilder findest Du im Anhang. Kannst mir ja gern mal mitteilen, was ich noch verbessern kann. Da ich eh keine ruhige Hand habe, habe ich mir jetzt ein Stativ für Nachtaufnahmen bestellt.

Das eine Problem was ich noch habe: Ich kann für mich nicht beurteilen, wann bei welchem Tageslicht welche Blende zu verwenden ist. Daher fotografier ich immer in der Programmautomatik. Leider!.

Vielleicht kannst Du mir nen Tip geben, wann welche Blende als Faustregel zu verwenden ist.

Es grüßt Dich ganz recht herzlich aus dem Vogtland

Steven
 

Hallo Steven,

vielen Dank für Dein Lob zu meiner Fotoschule und echt schön, daß sie Dir bei Deinen fotografischen Fragen ein paar Antworten geben kann.

Daß Du Deine Nikon im Programm-Modus betreibst, ist erstmal nichts, worüber Du Dir Sorgen machen mußt. Allerdings ist es in etwa so, als ob Du einen 300PS-Boliden immer nur im Stadtverkehr bewegst. Als
Umsteiger von einer Digicam zur DSLR schlägst Du Dich in fröhlicher Gesellschaft mit Tausenden anderer Fotofans, die an dengleichen Stellen stolpern. Vielleicht sind diese beiden Rubriken der Fotoschule für Dich auch von Interesse (falls Du sie noch nicht entdeckt haben solltest):

Von Digicam zur DSLR
Wenn Dich der DSLR- Foto-Virus packt

Die Kernfrage Deiner Mail ist:
"Ich hab ja schonmal probiert und gute Ergebnisse, aber welche Standards lege ich als Basis zugrunde...?".

Du suchst nach der Bauanleitung, die Dich bei gewissenhafter Beachtung aller Einzelschritte ganz sicher zum fertigen Projekt, sprich Foto bringt. Was für selbstgeschraubte Schuhschränke aus dem schwedischen Möbelhaus gelten mag, klappt in der Fotografie leider nicht. Zumindest nicht ganz so....
Da jedes Motiv seine eigenen Lichtwerte hat, kannst Du nicht von einer festen Blende oder Belichtungszeit ausgehen, die pauschal gilt. Hinzu kommt in der Tat das Tageslicht (von Tag zu Tag anders, von Uhrzeit zu Uhrzeit anders) und die Lichtstärke Deines Objektivs, sowie die verwendete Brennweite. Auch die Empfindlichkeit Deiner Kamera variiert (unterschiedliche Wahl der ISO- Werte).
 
Am effektivsten ist ein konsequentes Beobachten der Programmautomatik.
Warum macht die Kamera jetzt ausgerechnet so eine Einstellung?
Welche ähnlichen Einstellungen nimmt die Kamera bei vergleichbaren Motiven immer wieder vor?

Da ergeben sich schnell Zusammenhänge, die Dich auf den richtigen Weg des "Verstehens" bringen.



Ein Beispiel, das die Zusammenhänge, aber auch die feinen Unterschiede deutlich macht:
Du möchtest ein Portrait von Tante Gerti fotografieren, draussen auf der Wiese vor´m Marienkäferzuchtverein
Das mal als grober Rahmen bzw. Grundidee.
Tante Gerti soll schön wirken, daher möchtest Du gerne den Hintergrund unscharf haben. Bis zu diesem Zeitpunkt würde Deine Kamera in Programmautomatik, ohne daß Tante Gerti als Portrait bildinhaltlich erkennbar ist, folgende Programmeinstellungen für "Landschaft" bei Sonne nehmen:
ISO 200 1/250sec f8
Nun soll Tante Gerti schön wirken, der Hintergrund verschwimmen. Du willst also eine geringe
Schärfentiefe. Die beeinflußt Du durch die Wahl der Blende, denn die ist das entscheidende Stellglied für die Schärfentiefe:
Blende f2,8 muß her, so folgen als weitere Einstellungen ISO 200 und 1/1000 sec.

Da Tante Gerti noch komplett aufs Bild kommt, Du aber ein Portrait willst, zoomst Du sie per Tele langsam ran. Da das Objektiv aber im Telebereich weniger lichtstark ist, ergibt sich als kleinste Blende (also Blende komplett geöffnet = kleinste Blendenzahl) "nur" noch f5,6. Das heisst, ISO 200 und 1/500sec, vielleicht auch 1/350sec. Nun soll das Gesicht aber schön glatt werden und möglichst kein Rauschen zu sehen sein, also drehst Du den ISO-Wert ganz runter: ISO 100. Das führt zu einer weiteren Anpassung: f5,6 1/250sec.
Das könnte nun ein gutes Bild werden. Wenn aber nur eine Wolke vor die Sonne zieht, ist es schon wieder hin mit Deinen Werten. Auch kann ein gleiches Szenario am nächsten Tag zur gleichen Uhrzeit ganz anders aussehen, weil die Luft diesiger ist oder die Sonne nicht so intensiv scheint. Hinzu kommen Überlegungen, ob Du ihr Gesicht per Reflektor oder zusätzlichem Blitz aufhellen möchtest. Bei der Blitz-Variante mußt Du Dich an die Blitzsynchronzeiten halten, die Dir eine Veränderung der Verschlußzeit und ein nachfolgendes Abweichen von Deiner Wunschblende oder des ISO- Wertes zwingt. 
Und mal ganz doof daher gesagt, aber gar nicht so abwegig:
was ist, wenn Tante Gerti gerne ihren schönen Sommenhut tragen möchte? Dann liegt ihr Gesicht im Schatten des Hutes und Du fängst mit der schönen Rechnung wieder ganz von vorne an  :-(



Du denkst jetzt vermutlich, dann kann ich es ja auch ganz sein lassen, wenn das soooo kompliziert ist. Wenn Du es so, wie eben beschrieben angehst, stimme ich Dir durchaus zu. So wirst Du nur wenige gute Fotos bekommen und der Spaßfaktor bleibt wohl vollends auf der Strecke.


Mein Ralfonso-Tipp für Dich:
bestimme den Dir wichtigen Aspekt und laß die Kamera den Rest übernehmen; sprich Zeitvorwahl oder Blendenvorwahl.
Bei Portraits, das Beispiel oben, willst Du die Blende möglichst offen halten (Schärfentiefe) und somit diese aktiv beeinflussen.
So wählst Du an Deiner Nikon die Einstellung Zeitautomatik (Blendenvorwahl) und stellst die Blende auf die kleinste Blendenzahl (offene Blende f2,8 oder entsprechend, was in Telestellung geht, z.B. f5,6). Den ISO-Wert stellst Du auf ISO 100 und nun sortiert die Kamera die passende Verschlußzeit entsprechend der gemessenen Helligkeit automatisch dazu. Da brauchst Du nicht mehr groß drauf zu achten (zumindest nicht bei diesem Motivbeispiel). Auch wenn die Wolke kommt, der Hut oder Aufhellblitz passt die Belichtung, denn die Kamera gleicht die Verschlußzeit immer richtig an. So geht das super einfach, schnell und macht Spaß. Und das auch morgen bei bewölktem Himmel und drei Stunden später, wenn die Sonne schräger steht.

Ich werde hierzu mal eine Rubrik in der Fotoschule mit Beispiel-Vorgabe-Einstellungen veröffentlichen, die vielleicht etwas weiter hilft und Anhaltspunkte bringt.

>>
bereits geschehen, guckst Du hier <<

A_T_CL04

Zu Deinen Fotos:

alle fünf Fotos sind für Deine ersten "Nachtaufnahmen-Gehversuchen" gut geworden.
Ein Stativ, oder ähnlich fester Standpunkt sind bei solchen Fotos absolute Pflicht. Deine Idee, ein Stativ zu kaufen ist ein gute Investition.

DSC0589

f5,6 0,8sec. ISO100
Dieses Foto ist insgesamt zu dunkel belichtet, ein Anheben der Belichtungsstufen um 1,5 Blendenwerte ergibt eine bessere Darstellung der Bilddetails (konkret würde das heissen, ca. 3sec. Belichtungszeit bei gleicher Blende f5,6). Fotofan Steven hat das Foto glücklicherweise als RAW- Datei belichtet, so besteht eine gute Möglichkeit, daraus
drei HDR- Vorlagen zu generieren. Ich habe eine -1,5, eine +-0 und eine +2 Vorlage daraus generiert und zu einem HDR- Bild zusammengefügt. Dadurch bekommt insbesondere der Himmel und die Mauern mehr Zeichnung, Leuchtstärke und Wirkung (besonders die Blaue Stunde ist erkennbar und die angestrahlten Türme). Nicht zu retten ist über diesen Weg das ausgefressene Licht der Leuchten (besonders die Straßenleuchte links), da das HDR-Bild "künstlich" aus nur einer RAW- Datei entstand und nicht aus drei "echten" Dateien.

Zum Bildaufbau noch eine kleine Anmerkung: Fotofan Steven hat bei diesem Foto mit einem starken Weitwinkel (27mm) fotografiert und die Kamera nach oben gekippt, um die Türme ganz aufs Bild zu bekommen. Dadurch kommt es zu deutlichen
Verzerrungen, besonders links im Bild an dem "schiefen" Haus, aber auch an den leicht nach hinten flüchtenden Türmen, zu sehen. Ein anderer Standpunkt und eine daraus folgende flachere Perspektive, hätte hier mehr gebracht (aber vermutlich schwer zu realisieren auf dem Parkplatz samt “Autodachstativ”....).

DSC0589bearbeitet
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dsc618

f5  1,6sec. ISO100
Hier habe ich die ebenfalls stürzenden Hauswände etwas begradigt (hervorgerufen durch das Weitwinkel), die Lichtwerte per
DRI angeglichen und den Farbstich durch die Kunstlichtbeleuchtung ausgeglichen.

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dsc619

f4,5 1,6 sec ISO100
Die Korrekturen auf diesem Bild entsprechen den vorangegangenen. Besonders auffallend auf diesem Bild ist, daß Steven hier in seinem "Nachtaufnahmen-Eifer" die Bildgestaltung "vergaß". Wieder volle Weitwinkelstellung am Zoom, Kamera nach oben verkantet (vertikale Linien stürzen nach hinten weg, siehe Lampen und Mauern) und viel zu viel Marktplatz im Vordergrund. Leider fehlt der vorne zu reichlich vergebene Platz oben im Bild, um den Kirchturm ganz abzubilden.
Hier kannst Du sehen, daß eine gewissenhafte
Bildgestaltung auch bei Nachtaufnahmen sehr wichtig ist. Fotofan Steven zeigt hier seine ersten Langzeitbelichtungen und somit ist das Ergebnis auf jeden Fall schon beachtlich, denn er hat die meisten Regeln für eine korrekte Vorgehensweise für derartige Bilder beachtet. Der nächste Step ist aber, neben all der Konzentration auf die Abläufe einer Langzeitbelichtung, den Fokus auf das Motiv und die Bildaussage selbst zu legen. Vom reinen Bildaufbau her, würde vermutlich Steven selbst das Bild bei normalem Tageslicht aussortieren, wenn er den Riesenplatz und die abgeschnittene Kirche sehen würde. Du solltest also versuchen, ein Motiv gestalterisch so zu erfassen, wie Du es auch tagsüber fotografieren würdest und das entsprechend mit dem besonderen Flair einer Langzeitbelichtung zu verbinden.

dsc619bearbeitet
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Oelsnitz

f3,5 0,6 sec. ISO200
Dieses Foto ist insgesamt zu dunkel belichtet, ein Anheben der Belichtungsstufen um 1,5 Blendenwerte ergibt eine bessere Darstellung der Bilddetails. Hier würde ich es mal mit f5,6 (etwas mehr Grundschärfe im Objektiv durch Abblenden) 4 - 6 sec. Belichtungszeit und ISO100 (weniger Bildrauschen, wenn auch auf diesem kleinen Bild nicht sichtbar). Fotofan Steven hat das Foto glücklicherweise als RAW- Datei belichtet, so besteht eine gute Möglichkeit, daraus drei HDR- Vorlagen zu generieren. Ich habe eine -2, eine +0,5 und eine +2,5 Vorlage daraus generiert und zu einem HDR- Bild zusammengefügt. Auch hier findest Du die Auswirkungen des eingesetzten und verkanteten Weitwinkels inform schiefer Hauswänden (habe ich auf dem Bild unten leicht ausgeglichen).

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DSC546

Belichtungsfehler wie oben, Verzerrung durch Weitwinkel wie oben, wenig Beachtung korrekter Bildgestaltung wie oben
Letzteres zeigt sich hier in einem Zuviel an Straße vorne und einem abgeschnittenen Kirchturm oben

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Als Resumee aus den Fotos liest man einige, sich wiederholende Fehler heraus.
Die zu knappe Belichtung, Bildverzerrungen durch gekipptes Weitwinkel und das zu starke Weitwinkel selbst (mehr drauf heisst nicht immer gleich besser) sowie das Vernachlässigen der Bildgestaltung (vorne zuviel, oben abgeschnitten) betrifft im Prinzip alle Fotos. Diese "Fehler" lassen sich bei der nächsten Fototour leicht beseitigen und im Zuge dessen auch noch ausdrucksstärkere Fotografien entstehen.


Bei aller Kritik aber nochmal ganz klar die Message an Fotofan Steven und alle anderen Fotofans mit ähnlichen Ambitionen:

für die ersten Langzeitbelichtungen sind die Fotos
richtig gut geworden. Immerhin pirscht Steven hier in Bereiche der Fotografie vor, die den meisten Standard-Knipsern vollends verborgen bleiben. Ich denke da nur mal an so Themen wie "es wird dunkel, dann nehme ich meinen Blitz" und "komisch, alle Bilder sind verwackelt wenn es dunkler wird".....

All das hat Steven bereits richtig umgesetzt und ist auf dem besten Weg zu perfekten Fotos!

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