Vieles haette ich verstanden, wenn man es mir nicht erklaert haette

Bin ich gut...?

oder warum machen andere Fotografen immer so tolle Fotos und ich nich´?

Ganz ähnlich der Rubrik Anfängergedanken inspirierte mich auch zu dieser Rubrik der Email-Austausch mit einem Fotofan.

Cathleen trat mit folgenden Zeilen an mich heran:


Natürlich nach Absprache und Einverständnis mit Cathleen zur Darstellung ihrer Fotografien und unseres Emailverkehrs.
Nochmals vielen Dank!
 

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Feedbackformular vom 03.02.2007 um 14:38:51
an Ralfonso

Vorname:   Cathleen
Kontakt:    per email
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Hallo,
ich finde Ihre Seite super. Ich selber fotografiere auch schon seit mehreren Jahren, leider stoße ich dabei immer wieder an meine Grenzen. Ich habe mir überlegt einen Fotolehrgang bei der XXX für ein Jahr zu belegen, um einfach mal von Anfang an alles über die Technik und Möglichkeiten von Bildern lernen zu können. Allerdings kostet dieses Lehrgang im Momant 120 Euro und bedtrifft die Theorie. Ich habe schon Kurse bei der VHS gemacht oder überlegt eintägige Fotoschulen zu besuchen. Ich liebe die Makro Fotographie und spare schon seit Monaten für ein Objektiv. Meine Frage wäre nun, wo und vor allem wie lerne ich am besten das FOTOGRAPHIEREN. Ich habe den Eindruck mir fehlt sozusagen das ABC um letzendlich ein fertiges Buch schreiben zu können.

Können Sie mir einen Tip oder Rat geben ? Ich bin mit meinen Bildern einfach nicht zufrieden. ( Wobei es mir nicht an kreativität mangelt :-)

 


Liebe Grüsse
Cathleen
 

So, oder ganz ähnlich geht es vielen Fotobegeisterten!
In meiner oben bereits erwähnten Rubrik
Anfängergedanken beschrieb mir Manuel, wie er völlig überfordert von der Technik und den fotografischen Zusammenhängen einfach etwas Durchblick im Digitalfoto-Bereich bekommen wollte.

Cathleen dagegen steht typisch für eine große Menge an Fotografen (-innen), die sich bereits in die Tiefen der Fotografie vorgearbeitet und ihre Lieblingsbereiche gefunden haben. Meistens wurden bereits mehrere Fachbücher verschlungen, Fotokurse belegt und Seminare besucht. Was aber genau in dieser Zeit (kein Anfänger mehr, aber sich auch nicht so richtig sicher fühlend...) kommt, ist der oft große Foto-Frust. So, wie Cathleen es oben schreibt:
>>Ich bin mit meinen Bildern einfach nicht zufrieden. (Wobei es mir nicht an kreativität mangelt :-) <<

Ich schrieb folgendes:
 

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Hallo Cathleen,
 
ich bleibe mal beim "
Du" der Fotoschule. Danke für Dein Lob zu meiner Fotoschule. Das macht doch immer wieder Mut weiterzumachen, wenn man liest, dass ich andere begeistern kann :-))
 
Ich weiß allerdings nicht so recht, wie ich Dir helfen kann. Vielleicht schickst Du mir einfach mal ein Beispielfoto, was Du als besonders mißraten ansiehst und Dich unzufrieden macht. Wenn Du schon Lehrgänge besucht hast und mehrere Jahre fotografierst, Dich mit speziellen Bereichen der Fotografie beschäftigst (Makro) und sogar einen einjährigen Lehrgang belegen willst, scheinst Du mehr von der Fotografie zu kennen, als Du Dir selbst eingestehst oder wohl besser zugestehst. Ich glaube eher, dass Dich die hohen Maßstäbe der anderen Fotografien frustrieren.

Das Phänomen kenne ich auch. Da sagen mir immer soviele Leute: "Boah Du machst so tolle Fotos...!" und wenn ich dann Fotos anderer Fotografen (innen) sehe, dann denke ich mir immer: "das sind super Fotos. Sowas kriegst Du selber niemals hin." Die nächste Überlegung ist dann immer, es am besten ganz zu lassen. Wenn Du aber bedenkst, dass manche Fotos lediglich DAS EINE Foto aus 600 Stück schlechten Fotos ist, dann rückt sich das Bild wieder gerade. Andere Fotografen picken auch nur ein paar Fotos raus, die herausragen, der Rest ist Durchschnitt.
Vielleicht solltest Du nicht immer nur Highlights erwarten, sondern rumprobieren und fotografieren. Dann fallen automatisch mal Super-Fotos an. Bestimmt!
 

Ich hoffe Dir etwas geholfen zu haben, schick mir vielleicht einfach mal Dein unzufriedenes und Dein Highlight-Foto.
 
Ciao,
 
Ralfonso
 

Die Antwort mit einigen Beispielfotos kam prompt:

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Hallo Hallo Ralfonso,

vielen Dank für Deine schnelle Antwort, ich würde meine Fotos als langweilig und normal bezeichnen und ich denke wenn man das Fotografieren als Hobby hat, dann sollte man mehr erwarten. Vielleicht fehlt mir auch, wie du so schön in Deinem Buch geschrieben hast, das
Fotoauge :).
Ich schicke dir anbei mal ein paar von meinen wie ich finde sehr guten und aber auch nicht so guten Fotos.
 
Ich muss dazu sagen, dass ich ein sehr altmodischer Fotograph bin, habe zwar einen 300d EOS von Canon bin aber der Meinung dass ein guter Fotograph sich durch sehr gute Fotos auszeichnet, die nicht anschliessend am PC manupuliert wurden. :-) Ich selber bin zur digitalen Fotographie umgestiegen, weil mir die Entwicklungskosten und der Ausschuss einfach zu hoch waren, und ich nun viel mehr ausprobieren und auch lernen kann.

Was mir fehlt ist das Grundwissen, zu sehen welche Blende und welchen Verschluss ich in welcher Situation einstellen muss. Mit den
ISO Werten kenn ich mich bereits gut aus und ich teste auch oft, die Bilder manuell ein wenig über- oder unterzubelichten. Aber irgendwie sehen meine Fotos dennoch nie so aus, wie in den Fotoszeitschriften.
Bei Fotowettbewerben hätte ich wahrscheinlich gar keine Chance.

Es wäre sehr schön wenn Du mir Deine ehrliche Meinung zu ein paar Fotos geben könntest.

Liebe Grüsse und Vielen Dank


Cathleen

P.S. Was ich noch wissen wollte hast du von den Fotolehrgang bei XXX schon mal gehört? Sehr gerne wollte ich auch schon "gehalts-lose" Praktikas bei Fotographen in meiner Nähe machen, aber null Chance. Naja und eintägige Fotokurse kosten oft auch sehr viel Geld. Mal davon abgesehen dass man dann oft irgendwelches Zubehör aufgeschwätzt bekommt, was man nicht braucht und das Angebot ist sowieo schon so groß und auch überteuert, dass sich das ein normalsterblicher Mensch gar nicht leisten kann. :-) - grins-
 

Hier siehst Du eine Auswahl von Cathleens Fotografien, per Klick auf´s Foto erscheint die Vergrößerung.
Eine persönliche Einschätzung der Bilder findest Du in meiner weiter unten abgedruckten Email-Antwort an Cathleen.

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Hallo Cathleen,

also mal vorne weg, ich habe echt mit was anderem gerechnet, als das, was Du mir geschickt hast. Die Fotografie geht an Dir ganz sicher nicht vorbei, wie an einem Blinden und ich bin
nicht der Meinung, dass Dir das fotografische Auge fehlt.

Zu den einzelnen Fotos schreibe ich Dir weiter unten ein paar Anmerkungen, vorab zu Deinen Fragen bezüglich der Fotokurse und der "Richtigen-Blende-Suche":

XXX Fotolehrgänge kenne ich nicht (was aber jetzt nicht unbedingt gegen diese Schule sprechen muß....).
Gute Fotokurse und motivierte Fotografen (die sich auch mit fragenden Praktikanten rumschlagen) sind leider eher selten und manche solcher Veranstaltungen ähneln in der Tat häufig verkappten Verkaufsveranstaltungen. Zudem wirst Du zu Deinen gefühlten Defiziten meistens keine konkreten Antworten und Hilfestellungen bekommen.

Ich glaube nach wie vor, dass man am einfachsten zu guten Bildern kommt, wenn man ausprobiert und sich merkt, was man bei einem guten Foto eingestellt und verändert hat. Insbesondere dann, wenn schon viel Fotowissen vorhanden ist. Du korrigierst Belichtungswerte, beschäftigst Dich mit ISO-Einstellungen und fotografierst im Makrobereich. Damit bist Du einem Großteil an Fotofans um Lichtjahre voraus. Also Mut, Cathleen! Probier´s doch einfach mal. Nimm Dir eine Blüte ins Visier und fotografiere mit unterschiedlichen Ausschnitten, mit unterschiedlichen Brennweiten und vor allen Dingen mit verschiedenen Blenden. Wohlgemerkt Blenden, denn Verschlußzeiten spielen dabei aufgrund der geringen Bewegung Deiner Blüte eine untergeordnete Rolle. Fotografiere mal mit ganz offener Blende (f2.8) und dasselbe Motiv mit mittlerer und ganz geschlossener Blende (f22). Schau Dir Deine Bilder nachher an und vergleiche mal, was dabei rauskam (auch in Hinsicht
Tiefenschärfe).

Dabei wirst Du am besten merken, wann Du in welchen Situationen für "ideale" Belichtungswerte einstellen solltest. Vielleicht stellst Du auch fest, dass eine etwas veränderte
Perspektive oder ein leicht anders gewählter Ausschnitt ein harmonischeres Foto liefert, als der ursprünglich von Dir gewählte.

Solche "Reihen" bringen Dich sicher schneller ans Ziel (sichereres Verständnis von Belichtung, Brennweite und Bildwahl), als Lehrgänge, die möglicherweise an Deinem Thema vorbei zielen.

Nun zu Deinen Fotos:

Sonnenblume
perfekt, Schärfentiefe, Belichtung, Farbharmonie zum Hintergrund
ich weiß nicht, ob es noch eine Nuance besser aussehe, wenn die Blütenspitzen oben und unten nicht angeschnitten wären

Piepmatz
gefällt mir auch richtig gut, die Sonnenuntergangsstimmung kommt in den Farben super rüber und das Tele war genau richtig gewählt; wirkt ein bißchen nach Fernweh wie der Vogel da steht

Stuhl auf Veranda
Die Tiefe der Landschaft und der große Schärfentiefenbereich sind toll.
Da hast Du instinktiv die richtige Blende gewählt (große Schärfentiefe).
Am Bildaufbau hättest Du verbessern können, wenn der Stuhl an der Sitzfläche nicht ganz so angeschnitten wäre und die Lampe nicht ganz so krass am Bildrand stößt. Oder die Stuhllehne gemeinsam mit der Lampe am Bildrand anlehnen.


Bei dem
Wasserrohr ist der Hintergrund zu unruhig und das Rohr wirkt optisch harmonischer, wenn es aus der Bildecke entspringen würde und diagonal ins Bild reicht.


Eiszapfen
Schärfentiefe, Belichtung, Spiegelung im Eis sind gut gewählt Der Ausschnitt ist etwas unglücklich gewählt (der Zapfen rechts), besser wäre evtl. nur ein Zapfen oder beide gleichmäßiger verteilt im Bild. Ein gerader Zapfen hätte auch etwas besser gewirkt, aber man nimmt ja was man findet :-))


Rote Blüte
Schön sind die scharfen Tropfen, jedoch ist der Hintergund zu dominant (grüner Stengel). Ein engerer Ausschnitt nur auf die Blüte würde harmonischer wirken vom Aufbau. So hast Du oben und seitlich stark angeschnitten, unten ist das Bild zu offen.


Trauben
Da bin ich mir gar nicht so sicher, was ich schreiben soll.
Die Mauer oben stört etwas. Der Anschnitt an beiden Seiten passt und passt nicht. Ich weiß nicht so recht. Insgesamt ist das ein auf mich positiv wirkendes Bild.


Alle Bilder gemeinsam zeigen mir aber, was ich mir schon anfangs dachte:
Du bist besser, als Du Dir selbst eingestehst.
Es ist kein Bild dabei, dass "schlecht" oder "langweilig" ist, wie Du es erwähntest. Ebenso sind keine Belichtungsfehler dabei. Was mir eher auffällt, ist der gewählte Ausschnitt bei einzelnen Bildern, den Du verbessern könntest. Allerdings wird Dir dabei kein Fotokurs, sondern nur Praxis helfen. Geh mal so vor, wie ich es oben beschrieben habe mit den Bildreihen.

Ciao,

Ralfonso
 

Wie Du, lieber Besucher der Fotoschule, an Cathleens Fotos siehst, kann sie fotografieren. Sie braucht sich mit ihren Bildern nicht zu verstecken und ihre Fotos sind nicht, wie sie selber meint, langweilig und normal.
Und wenn Cathleen meint, ihre Fotografien sind so schlecht, dass sie niemals in einem Fotowettbewerb veröffentlicht würden, kann ich nur sagen: auch falsch. Denn hier in der Fotoschule sind sie schon zu sehen!

Wenn es Dir ähnlich geht, wie Cathleen, laß Dich nicht entmutigen. Es wird immer wieder andere Fotografen geben, die ein bombastisches Foto bringen, aber Deine Fotos sind Deine Meisterwerke! Und der Ruhm Deiner Freunde, Deiner Familie oder anderer Dir wichtigen Menschen im Leben ist oft mehr wert, als Dein Bild auf Seite 87 in der Zeitung.

Und mal ehrlich, glaubst Du, Cathleen weiß, dass Du bei dem Bild der
Sonnenblume genauso denkst, dass Du froh wärst, auch mal so ein Bild zu schiessen...? Tja, das ist immer die Frage, über welchen Tellerrand man hinweg schaut ;-))



Hier gehts zur Rubrik “Anfängergedanken”, die sich mit einem ganz ähnlichen Thema beschäftigt.

 

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