Vieles haette ich verstanden, wenn man es mir nicht erklaert haette

Schärfe

... was ist eigentlich genau „scharf“? ...

zum naechsten Thema

Fotofan Milan grübelt in der Rubrik „Auf was (soll ich scharf) stellen“ mit eben genau dieser Frage und schlägt sich mit den verschiedenen Einflüssen der Schärfentiefe rum. Das Thema Schärfe ist neben der Belichtung ein grundlegender Bereich der Fotografie. Schärfengestaltung, Unschärfemasken, Digitales Nachschärfen, selektive Schärfe, Autofokus und Manualfokus: die Liste rund um die Schärfe ist lang. In der Rubrik „Bildgestaltung mit Brennweite und Belichtung“ geht es ergänzend um ein fotografisches Phänomen, das häufig mit der Schärfe in Zusammenhang gebracht wird:

das Verwackeln.

Auch hier kann es durchaus eine bewusste Gestaltung und nicht nur einen fotografischen Fehler geben. Der Mitzieheffekt ist im Grunde ein kontrolliertes Verwackeln.

Gut die Hälfte der Fotos, die mir als „unscharf“ gezeigt werden, sind in Wirklichkeit verwackelt. Da es im Autofokus-Zeitalter immer seltener ist, unscharf zu fotografieren, vergessen viele Fotofans die Grenzen der Physik und unterschätzen die Wackelbewegungen der Kamera bei längeren Verschlusszeiten. Stative sind längst nicht so weit verbreitet, wie man es in verschiedenen Foren meinen könnte und die meisten Digicam-Fotofans wissen im Grunde gar nicht, dass man ihre Kamera auch auf ein Stativ schrauben kann. Und vor allen Dingen, warum man es überhaupt soll (darin inbegriffen sind alle Naturstative, wie Baumstümpfe, Mauern und Geländer).

Das folgende Foto vom
Strand bei Zingst an der Ostsee zeigt sehr schön, wenn bei einer langen Verschlusszeit Bewegung mit ins Spiel kommt. Wie wirkt das Bild auf Dich?

Empfindest Du es als scharf, oder unscharf?

In Zingst

Durch die Bewegung des Meeres bewegten sich ebenfalls einige der zahlreichen Pöller (der Zingster nennt sie übrigens Buhnen…), was für mich nicht sichtbar war. Die Kamera stand auf einem improvisierten „Rucksack-mit-Wasserflasche-drin-Naturstativ“ und war fest. Ich löste mit dem Selbstauslöser aus, um auch die letzten potentiellen Verwackel-Risiken auszuschalten. Die an den Strand laufenden Wellen sollten ganz bewusst unscharf werden, darum wählte ich eine lange Verschlusszeit. Die Pöller sollten scharf bleiben, da ich sie als stillstehend wähnte.

Nun habe ich ein Bild mit scharfen Bereichen und unscharfen Bereichen. Teils gewollt, teils so nicht beabsichtigt.
Was ist es nun?
Scharf?
Oder eher doch nicht?
Oder vielleicht gerade weil es so unecht scharf und unscharf ist, spannend?
Hat das Bild eine neue Aussage bekommen, wie es nun rüberkommt?

Ganz klar, ich könnte es auch als künstlerischen Erguss einer maritimen Baltic-Sea-Serie deklarieren und allen erzählen, dass mein Bild nach stundenlangen Einstellungen letztlich doch genau so geworden ist, wie ich es als geistige Vorlage geplant habe.

Das Vergängliche und das Sein in einem Bild vereint… :-)

Sowas gibt’s auch.

Mit kurzer Belichtungszeit

Zum Vergleich, das Motiv mit einer kurzen Verschlusszeit und schon sind die Pöller scharf.
Was meinst Du?
Ist das Bild denn nun scharf?
Oder immer noch nicht?


Fotofan Heike schrieb der Fotoschule, weil sie sich fragte, wann man denn eigentlich von
scharf reden kann?

Atzeichen

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Von: Heike
Gesendet: Sonntag, 4. Mai 2014
An:
Die Fotoschule

Betreff: Schärfe

Hallo Ralfonso,

zuerst mal herzliche Grüße und ein dickes Lob für Deine Website, die für fotografische Green-Hörner wie mich eine wahre Fundgrube ist. In die Seite bin ich übrigens über die Suche zu Grauverlaufsfiltern gestolpert, und seitdem klebe ich hier so ziemlich fest... ;)
Danke für die Litanei der Anfängerfehler, es ist tröstlich zu wissen, dass ich nicht alleine so dusselig bin - ich könnte die Liste locker um einige Punkte erweitern ;D

Und wie Du Dir sicher denken kannst, folgt dem dicken Lob ein Sack voll Fragen:

Mir geht es um Schärfe, und zwar um die in etwas weiterer Entfernung: was ist noch als ausreichend scharf zu bezeichnen, und wie beurteilst du das? Nimmst du am Bildschirm die 100%-Ansicht, oder wie andere schreiben, die 50%ige? Der blühende Apfelbaum in ca. 25 Meter Entfernung mit Weitwinkel 28 mm ( KB-äquivalent) fotografiert z. B., sollen da noch die einzelnen Blüten deutlich und scharf zu sehen sein? ( Die Staubgefäße sicher nicht... )
Ich hab immer den Eindruck, dass Bäume beispielsweise in noch größerer Entfernung verwaschen wirken...
Was also sollte man von einem Foto erwarten, dass von den Füßen bis unendlich als scharf bezeichnet wird, was sollte in welcher Entfernung noch scharf zu erkennen sein? Gibt es da Anhaltswerte? Ich weiß noch nicht mal, ob man die Frage überhaupt so stellen kann; vielleicht klingt sie ja in deinen Ohren völlig bescheuert...

Ich sollte wohl noch was zu meinem Fotoeisen schreiben: es ist ne etwas komfortablere Kompakte, Nikon P 7800, die schärfste Knipse, die ich jemals mein eigen nannte. Ich bin nämlich erst so seit ca. drei Monaten weg vom Tante-Gerti-Modus, und versuche neuerdings zwischen Foto anmachen und abdrücken auch noch den Kopf einzuschalten... ;)

Die schlanke Kompakte hat dabei so einige Eigenheiten, die nicht unbedingt in der Bedienungsanleitung stehen, nicht nur Sache mit den Schärfeverläufen, die man gestalterisch wirksam tatsächlich nur mit Tele oder im Makromodus und sowieso nur mit weit offener Blende hinkriegt. Damit geht es übrigens ganz gut, solange das Objekt deiner fotografischen Begierde nicht grade in mitten von anderem Gemüse wächst. Letzteres ist in dem Fall leider immer mehr oder weniger rattenscharf mit drauf.

Die P 7800 fabriziert schon bei nur etwas geschlossener Blende Beugungsunschärfen, die dann auch für einen irgendwie-nicht-richtig-scharf -Effekt sorgen. Blende schließen für maximale Schärfe ist also nicht. 2,8 produziert im Weitwinkel schärfere Bilder als Blende 8, ich kann´s bestätigen, ich bin reingetappt! Laut diversen Testberichten geht das Theater schon bei 5,6 los. Andererseits fabriziert Blende 2 immerhin auch im Weitwinkel leichte Schärfeverläufe, die du gestalterisch nicht wirklich nutzen kannst, aber durchaus zum Ärgernis gereichen. Die Blende, die mir die beste durchgängige Schärfe liefert, such ich also grad noch...
Deswegen stellt sich zunächst mal die Frage, was ich an Schärfe überhaupt verlangen kann / sollte.

Und dann hab ich noch mit einem Foto aufzuwarten, das mir Rätsel aufgibt: fotografiert mit Stativ, Selbstauslöser 2 sek, Graufilter achtfach, kein Wind, kein Erdbeben. Der Autofokus, gesetzt auf die linke hintere Kante im Tunnel, gab grün - und trotzdem ist das Ding nicht wirklich scharf!
Alle noch länger belichteten Fotos waren gar nicht zu verwenden, weil unscharf oder verwackelt - aber wieso?
Hat mich der Bildstabilisator ausgetrickst? Es heißt, man soll den bei Stativ-Aufnahmen abschalten, das hatte ich vergessen. Oder gerät der Autofokus bei so lausigen Lichtverhältnissen an seine Grenzen? Das Foto ist ordentlich gephotoshopt, der Tunnel war stockdunkel, die Tiefen kurz vorm Absaufen und das Licht am Endes Tunnels ist leider ausgefressen und war nicht wirklich zu retten.

Na gut, das Stativ, ein leichtes Alu-Gestell, stand außerdem im Bach, vielleicht sollte ich besser fragen, was man bei solchen Fotoexperimenten noch alles beachten muss?!
Hier ist also das Foto, und damit soll es für heute auch der Fragen genug sein...
Ich hoffe mal, dass ich Dich nicht zu heftig zugetextet habe und würde mich über die eine oder andere Antwort auf meine Fragen sehr freuen.

Vorab herzlichen Dank und liebe Grüße,
Heike
 

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Fotofan Heike

Fotofan Heike spricht mit ihrer Frage zur Schärfe nicht nur die eigentliche Schärfe, sondern indirekt auch die Themen Auflösung, Bildrauschen, Kantenglättung und Schärfentiefe an.

Pauschal kann ich da, ohne groß drüber nachzudenken sagen: für mich ist ein Bild scharf, wenn ich es mir anschaue und es auf mich scharf wirkt. Ich sitze auch im Wohnzimmer nicht mit der Lupe vorm Fernseher (sondern ein gutes Stück davon entfernt) und klebe auch keine 2 cm vor einem Bild an der Wand; die 100% am Bildschirm nutze ich somit auch äußerst selten, eigentlich fast gar nicht.

Was die P7800 da fabriziert ist untypisch und deutet auf Objektivschwächen hin, das ist nicht der Standard und sollte mal einer Kontrolle unterzogen werden. Die leichte Verwacklung in Heikes Foto ist nicht ein versagender Autofokus und auch kein ungewolltes Verwackeln gewesen, Heike hat die Antwort selbst gefunden:

Atzeichen

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Von: Heike

Hallo Ralfonso,

noch ein Nachtrag zu meinem Bach-im-Tunnel-Foto:

es ist der Bildstabilisator, definitiv. Ich hab eine ganze Serie zuhause vom Sofa aus experimentiert. Man kann es nachvollziehen und den Fehler provozieren. Bei Belichtungszeiten ab ca. einer Sekunde mit Stativ mischt sich der nicht abgeschaltete Stabi ein und verursacht immer wieder dieselbe Art Verwacklungen, je länger belichtet, umso schlimmer. Nikon schreibt das logischerweise nicht so deutlich in seine Bedienungsanleitung, immerhin, "kann ... verursachen" steht drin...

Ich mach mir jetzt einen Aufkleber "Stabi OFF" auf jede Seite vom ND-Filterstack!

Das war´s für heute.

Einen schönen Sonntag noch und liebe Grüße,

Heike
 

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Doch zurück zur generellen Frage:

"Was ist eigentlich genau "scharf"?"

Das Empfinden von Schärfe ist sehr subjektiv. Wer als Sehbehinderter eine Brille tragen muss, kennt den Unterschied zwischen scharf und unscharf aus seinem täglichen Leben. Alles außerhalb des Brillenrahmens ist unscharf. Oft verändert sich die Sehleistung der Augen und der Brillenträger merkt, dass er nicht mehr „richtig gucken kann“. Er sieht nicht mehr richtig scharf, das was er bisher erkennen konnte, kann er nicht mehr scharf sehen. Da ist als Bewertungskriterium der Vergleich möglich, scharf sehen vor einem halben Jahr war gut, heute auf einmal nicht mehr.

Beim Augenarzt erfolgt oft die nächste Überraschung, mit der neuen Brille kann er laut Augentest auf dem linken Auge 125% und auf dem rechten Auge wahrhaftig fast 150% sehen. Wie ist das möglich? Er sieht links ein Viertel schärfer, als scharf und rechts sogar die Hälfte schärfer! Tante Gerti fällt bei solchen Dingen ihre alte Rechenaufgabe aus der Schulzeit ein (Mathe gab´s damals noch nicht), die sie bis heute nicht verstanden hat:

>> wenn fünf Fotofans im Studio sind und sieben Fotofans rausgehen, müssen zwei Fotofans wieder reinkommen, damit das Studio leer ist <<.

Es gibt also tatsächlich schärfer, als scharf.
Die Annahme beim Augentest ist eine gewisse Sehleistung, die als Messlatte vorgegeben wird und somit den Standard setzt; wer die oberste Zeile im Augen-Lese-Test lesen kann, hat die 100%. Wer jedoch die nächste kleinere Zeile lesen kann, ist um 25% „besser“ als der Standard. So geht es Zeile für Zeile weiter.
Wenn Du diese Sache umdrehst, sprich einem Brillenträger seine Brille so umbaust, dass er statt der gewohnten 150% nur noch die 100% scharf sehen kann, kommt sofort sein Hinweis, nun unscharf zu sehen. Dabei sieht er doch zu 100% scharf. Genau diese 100% hätte er aber, von seiner schleichenden Sehschwäche von unter 75% her kommend, als scharf empfunden. Da würde er sich freuen, endlich wieder gestochen scharf zu sehen.

Du siehst (achte auf das sinnige Wortspiel…), es ist mit der Schärfe eine sehr subjektive Angelegenheit und so sind auch die Bewertungen ein und desselben Objektivs oftmals so unterschiedlich. Während die einen von perfekter Schärfe sprechen, ist es für die anderen ein total unscharfer Joghurt-Becher. Diese unterschiedliche „Sehgewohnheits-Beurteilung“ wird dann noch ergänzt von vielen subjektiven Faktoren. Das können einerseits Aversionen gegen gewisse Hersteller-Marken sein, aber auch ein grundsätzlich anderes Einschätzen des Faktors Schärfe hinsichtlich der Wichtigkeit für das Foto.



Ein Beispiel zum Thema Bildschirmansicht, 100%-Ansicht und vergrößerten Ansichten am Bildschirm:

Kreidefelsen_0001_teaser

So sind die folgenden Fotos einzuordnen, damit Du Dich leichter orientieren kannst. Es geht darum, wann das Bild von Dir als unscharf empfunden wird und natürlich auch darum, was das für das Bild heißt.

Original

So sieht das Originalfoto aus, im Original 12 Megapixel groß, fotografiert mit einer schlanken Kleinen namens
Panasonic Lumix DMC-TZ-10. Das Foto ist für die Web-Darstellung entsprechend verkleinert und für mein subjektives Empfinden scharf.

100%

Dieses Foto entspricht der 100% - Ansicht, die gerne in Photoshop als Beurteilungsgrundlage herangezogen wird. Das Foto zeigt keine Verkleinerung, sondern einen Ausschnitt des Originalfotos in darstellbarer Web-Ansicht. Die Sinnhaftigkeit einer 100% - Darstellung auf dem Monitor musst Du für Dich selbst bestimmen. Selbst wenn Du auf einem 27“-Monitor bei HD-Auflösung das Bild betrachten würdest, passt nur die Hälfte des Fotos mit 100% - Auflösung auf den Schirm. Um das Foto auf den Schirm anzuschauen, musst Du es bereits um mehr als die Hälfte verkleinern (was in der Regel der PC für Dich übernimmt). Somit ist die 100% - Betrachtung bereits nicht mehr eine Bildbetrachtung, sondern Pixel-Sucherei.

Soll Dein Monitor das Foto (4.000 x 3.000 Pixel) in 100% - Ansicht formatfüllend zeigen, damit Du Dir das Bild als Ganzes ansehen und es beurteilen kannst, bräuchtest Du bereits zweieinhalb 27 Zöller. Bei einer DSLR mit 24 Megapixel und einer Auflösung von 6000 x 4000 Pixel sind wir bei knapp fünf, oder anders ausgedrückt: eine Bildschirmdiagonale von 3,42 Metern. Das wird ja ein Spaß und ganz großes Kino im Arbeitszimmer, wenn es überhaupt so eine große Wand hat…?

120%

Das nächste Foto zeigt die 120% - Darstellung, hier lässt es sich bereits streiten, ob das Bild noch ausreichend scharf dargestellt wird.

150%

Die 150% - Darstellung zeigt bereits erste Schwächen, gerade die feinen Äste der an den Kreidefelsen klebenden Bäume sind nicht mehr erkennbar. Hier liegt es im Grunde aber nicht an der Schärfe, sondern eher an der mangelnden Auflösung.

Das wird bei der 200% - Darstellung noch deutlicher:

200%

Um es sich zu verdeutlichen, wir sind bei der 200% - Darstellung bei einer 1:1 formatfüllenden Bildschirmdarstellung des ganzen Bildes bei rund 5 Metern Diagonale (wäre bei einer DSLR bei etwas über 7 Metern). Das ist so groß, wie ein großes Wahl- oder Werbeplakat. Und Du stehst 30 cm davon entfernt und betrachtest einen Mini-Ausschnitt daraus. Um zu beurteilen, wie das Bild wohl ist.

Praktikabel, wa´?

Was sagt es über die Schärfe Deines Bildes noch aus, ob Du die Äste des letzten Baumes im Bild noch scharf erkennen kannst, bei einem 7 Meter großen Bild, das Du bestenfalls auf einem 22“ Zoll Monitor oder HD-TV anschauen wirst?

Das sieht sicher etwas anders aus, wenn es um polizeiliche Überwachungsfotos im Fußballstadion geht, da zählt jedes Nasenhaar aus ein paar hundert Metern Entfernung.

Was ist denn jetzt nun mit dem scharfen Foto?
Wann ist es denn scharf?

An dem Beispiel von der Kreidefelsenküste auf Rügen kannst Du es sehen, neben den Grenzen der maximalen Auflösung, ist ein Bild ab einer gewissen Vergrößerung unscharf. Je nach Vergrößerungsmaßstab aber auch scharf. Somit ist es zum Teil Dein eigenes Sehen und Empfinden, ob Deine Kamera scharfe Bilder schafft, oder alle irgendwie unscharf auf Dich wirken. Deine eigene Schärfe-Skala ist verankert in Deiner Gewohnheit zu sehen.

Es ist vergleichbar mit dem Essen:

im Thailändischen Restaurant oben an der Ecke schaffst Du mit Ach und Krach Gerichte mit drei von fünf möglichen Peperoni-Symbolen, beim Mongolen in Lüdinghausen ist bei den Soßen mit zwei Totenköpfen bereits Brandalarm im Mund angesagt. Tante Gerti dagegen würzt selbst bei fünf Totenköpfen noch kräftig mit Tabasco nach. Das allerdings bringt selbst die mongolischen Köche an den heißen Steinen zum Grübeln...

Beim Fotoclub-Treffen im Haus Drei Eichen entfachen spätestens nach zwei Bierchen immer wieder dieselben Diskussionen: das Canon xyz ist unschärfer, als das Nikon xyz und alle Fotos von Graf Stoisch sind superscharf. Deine dagegen werden belächelt, obwohl Du noch nie eine Unschärfe darin entdeckt hast.

Derartige Diskussionen, egal wo geführt, sind ganz einfach nur sinnlos.




Ralfonso, wann ist bei Dir ein Bild scharf?

Bei mir ist ein Bild immer dann scharf, wenn es für die gewünschte Größe scharf ist. Soll es ein Web-Pic sein in 700x1000 px, dann muss es für mein Empfinden in dieser Größe, in der ich es betrachte für mich scharf wirken. Es ist völlig uninteressant, ob es bei fünffacher Vergrößerung möglicherweise nicht mehr scharf sein könnte, da es nicht in fünffacher Vergrößerung sein soll, sondern so, wie es der Fotofan für mich (Betrachter) bereitstellt. Ist das Bild gerahmt in 40 x 60 cm und hängt an der Wand, dann stelle ich mich so davor, dass ich das Bild in seiner Gesamtheit wahrnehmen kann (also keine 3,5 cm oder gleich mit Nasenabdruck drauf) und dann muss es für mich scharf sein. Auch wenn es für ein Poster in 1,50 x 2,50 Meter nicht reichen würde und dann unscharf wäre. Auch hier ist es irrelevant, da es nicht als Poster an der Wand hängt. Und wenn ich ein Bild auf dem Monitor formatfüllend anschaue, dann reicht es mir, wenn es formatfüllend auf dem Bildschirm scharf ist. Auch wenn es in der 100 oder 175%- Ansicht Unschärfen hätte. Auch das interessiert mich nicht, da es in der Ansicht nicht mehr als Bild auf meinen Monitor passt. Ich habe seinerzeit bei Fotoabzügen keine Bildkörnchen gezählt (und da gab´s was zu zählen, verglichen mit der Technik heute...) und ich zähle auch heute keine Rauschpixelchen im Halbschatten des Bildes. Auch das hat mit dem Foto nichts zu tun.

Alles scharf genug?

Wie wichtig ist die Schärfe für ein gutes Foto?

Viele Fotofans verlieren sich im immerwährenden Vergleichen und Testen der Abbildungsleistungen ihrer Objektive. Ich habe verzweifelte Emails bekommen, in denen Fotofans völlig frustriert waren, dass ihr Lieblings-Objektiv im Vergleich zum High-Price-Super-Boliden des Fotofreundes bei 200-facher Vergrößerung auf dem Monitor deutlich sichtbare Schärfedefizite sichtbar werden lässt. Ob das nun das Ende der erfolgreichen Fotografie mit dem Objektiv, oder gar der ganzen Fotoausrüstung bedeutet und wie sie zu guten Bildern kommen
können, ohne 5000,-- € in eine vergleichbare Ausrüstung, wie des Freundes zu investieren.

Viele wunderbare Fotografien, egal aus welchem Zeitalter, ob analog oder digital, sind schlichtweg unscharf. Sogar verwackelt und zusätzlich nach objektiven Kriterien auch noch fehlbelichtet und obendrein zeigen sie massig Korn bzw. rauschen. Und trotzdem kaufen sich Leute genau das Bild, weil es einfach wunderbar ist, eine unvergleichliche Ausstrahlung besitzt oder in seiner Wirkung einzigartig ist. Der Betrachter empfindet in dem Moment so etwas, wie "Wahnsinn, was für ein Bild". Und das, obwohl es mitunter so viele technische Defizite aufweist. Oder anders ausgedrückt, obwohl es schlichtweg unscharf ist.

Die Schärfe ist sicherlich ein sehr wichtiges Kriterium im Ausdruck einer Fotografie, aber es ist lediglich ein Kriterium. Eines von mehreren Kriterien und nicht das Alleinstellungsmerkmal für ein gutes Foto. Es kommt bei einem guten Foto immer auf das Gesamtpaket an. Das kennst Du aus vielen Bereichen des Lebens: 245 PS unter der Haube, aber ein mieses Fahrwerk, eine schwammige Lenkung und ein hakeliges Getriebe. Oder der Core i7 (8 oder 9 oder was noch kommen wird), gepaart mit einer zu schwachen Grafikkarte, einer müden Festplatte und einem lahmen Chipsatz.

Das gilt im Besonderen für die 200-fach vergrößerten Objektivfehler. Mal abgesehen von wirklich schlechten Objektiven, die es aber heutzutage kaum noch zu kaufen gibt, ist die Qualitätsschwankung zwischen den Objektiven für Dein fertiges Foto von unterster
Relevanz. Da treten Dein fotografisches Auge, die Bildgestaltung, das Motiv und kreative Einflüsse sehr viel entscheidender in den Vordergrund, als die Schärfeleistung Deines Objektivs.

Leider kommen viele Fotofans aus diesem verbissenen Teufelskreis einfach nicht raus. Sie prüfen jedes ihrer Bilder bei zig-facher Vergrößerung auf Unschärfen, Auflösungsschwächen und Bildrauschen. Dabei übersehen sie in vielen Fällen, dass sich möglicherweise kein Schwein für ihre Fotos interessiert, weil sie schlichtweg langweilig fotografiert sind. Ganz egal, ob sie nun scharf oder unscharf sind. Das klingt jetzt etwas hart, aber es ist leider oft so, dass ich mich beim Betrachten und Begutachten von Fotos auf Fotofan-Wunsch hinsichtlich der Schärfe im Bild frage, warum das hier wichtig ist. Es ist ein Bild, das nie die Speicherkarte verlassen sollte. Wenn der / die Objektiv-Schärfen-Verzweifelte den gleichen, oft schon zwanghaften Drang, die Schärfe zu analysieren, lieber in Richtung eines beeindruckenden Fotos lenken würde... Wouw, was könnten da für Bilder entstehen!


Ein schlichtes Beispielfoto, das aber durchaus etwas von dem zeigt, was ich meine:

Benny, der fliegende Teppich

Sein Frauchen findet es immer so hinreißend, wenn Benny wie ein fliegender Teppich voller Lebensfreude am Strand entlang durch die auslaufenden Wellen rennt. Drei Pfoten in der Luft, die Ohren fliegen in Richtung Himmel und der Schwanz steuert den Benny-Flug, wie bei einem Papageien. Ich hab´s probiert mit einer Digicam, die ich zur Verfügung hatte und konzentrierte mich auf seine Bewegungen (Du glaubst nicht, wie schnell so kleine Hunde "fliegen" können...). Auf dem Monitor schaute ich mir das Bild später an und war gelinde ausgedrückt, etwas frustig. Ich habe es dann doch für Frauchen in groß abgezogen und in einen schönen Rahmen gefügt. Der Erfolg war umwerfend, es war genau "Das Bild", das sie so liebte. Genau ihr Benny, wie er am Strand rumdüste. Kein Kriterium war die Schärfe, mangelnde Auflösung und sichtbare Verwacklung. Das Bild lebt für sie genau in dem einzigartigen Benny-Ausdruck und ist somit für sie perfekt. Natürlich ist es, weniger emotional gesehen, kein „Kunstwerk“.

Ist es denn nun scharf oder was ist es?

Dieses Foto zeigt sehr schön die vier Aspekte Schärfe, Unschärfe, Schärfentiefe und Verwacklung.
Der mittlere Teil des Baumstumpfes, die Kreidekiesel am Strand links und der Horizont sind scharf. Dagegen sind die Zweige rechts im Bild aufgrund der langen Belichtungszeit verwackelt, sie bewegten sich leicht schwingend im Wind. Ebenso sind die Wellen vorne am Strand und generell das Meer durch die Belichtungszeit verwischt (also im Grunde auch verwackelt, wenn man mal davon absieht, dass es ja ein gewünschter Effekt war). Der vorderste Bereich des Baumstumpfes ist unscharf, da er aus dem noch ausreichend scharfen Bereich des Bildes herausragt. Hier reichte die Schärfentiefe nicht. Das Thema Auflösung und damit verbundene Pixelrauschen ist bei diesem Foto kein Thema. Da stellt sich insgesamt die Frage, ist das Bild denn nun scharf oder nicht?

Was würde ein fotografisch nicht vorbelasteter Bildbetrachter sagen?

Scharf?

Abschließend

     Das Aber……,

was wäre die Fotografie ohne die schönen vielen „Abers“?
Es gibt viele Bereiche in der Fotografie, in der keine Kompromisse an der Schärfe geduldet werden. Industrielle Auftragsarbeiten, der Fashion- und Beauty-Sektor und die (kommerzielle) Architekturfotografie sind einige Beispiele dafür. Hier zählt alles in Perfektion, es sei erwähnt, nicht nur die Schärfe. Aber eben auch die. Viele dieser Bereiche werden jedoch von professionellen Fotografen besetzt und sind im nicht kommerziellen Fotosektor eher weniger ein Thema.

Ebenso gibt es objektive Test- und Messmethoden, die sowohl den Bildsensor in seiner Darstellungsfähigkeit von Linien (Auflösung) bewerten und anhand von Prüfgeräten die physikalischen Schärfeleistungen von Objektiven beurteilen und in Relation zueinander setzen. Daraus entstehen dann die Top 100 Rankings in den Testmagazinen und Gütesiegel.

Von Fotofan Seestern auf Hiddenseee

Kleine Ergänzung zum Thema:

Fotofan Falko ist mit der erzielten Schärfe bei seinen Fotos unzufrieden und hat der Fotoschule folgende Email gesendet:

Atzeichen

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Von: Falko
Gesendet: Freitag, 29. Mai 2015 20:22
An: ralfonso § online.de
Betreff: Ein Neuling

Hallo Ralf,
zuerst mal möchte ich Dir sagen, das ich voll begeistert bin von deiner Homepage bzw. von deiner Fotoschule. Da ich nun absoluter Neuling bin, in Sachen Spiegelreflexkamera, habe ich ein Problem das mich nun ständig begleitet.
Ich besitze jetzt eine Kamera vom Typ " Nikon 3200" mit Kit-Objektiv Nikkor 55-200 1:4- 5.6 . Ich probiere und teste aber- ich bekomme keine ordentliche Schärfe in meine Bilder.
Ich sende dir ein Bild zu, das bezeichnend ist für dieses Problem.
Über eine kleine Diagnose oder- einen kleinen Tipp wäre ich Dir sehr dankbar, da ich dieses Hobby neu für mich entdeckt habe und gern weiter vertiefen möchte.

Das Foto hatte folgende Einstellungen.
Programm            A
ISO                100
AF- S / Einzelfeldsteuerung / Spotmessung
Verschluss           1/320
Blende              f 8

Ich weiß nicht ob Du die Zeit dafür finden kannst, da ich wahrscheinlich nicht der Einzige bin, der Anfragen an dich hat aber über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.

Liebe Gruesse

Falko
 

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Fotofan Falko

Fotofan Falko ist nicht ohne Grund entmutigt, so wirklich knackig wirkt das Foto in der Tat nicht. Was das Beispielfoto angeht, fallen direkt zwei Punkte auf: ISO 1400 und nicht ISO 100 und zweitens liegt der Fokus auf dem Blech links und nicht auf dem Vogelkopf. Hier eine Vergrößerungen, die das ursprüngliche Bild (und Sensorrauschen) besser zeigt:

Der Mix aus schlechter Auflösung durch zu hoher ISO-Einstellung (die EXIF zeigen ISO 1400 an und das dürfte auch der extreme
Rausch-Grund sein) und eine falsch gesetzte Schärfe (trotz Spotmessung) sind die Ursachen. Der ISO-Fehler wird vermutlich ein Bedienungsfehler Falkos sein, der fest glaubte, die richtige Voreinstellung getroffen zu haben.

Ein falsch gewählter Fokuspunkt in der Spotmessung kann passieren, ist aber möglicherweise auch ein Anwendungsfehler. Du musst mit der Spotmessung dem Autofokus ganz klar zeigen, was Du scharf haben willst. Das ist bei diesem Foto das Auge des Vogels. Wichtig ist, die fixierte Schärfe auch zu halten, in dem Du je nach Kamera den Auslöser halb gedrückt hältst oder die Schärfespeichertaste drückst und erst nach dem Auslösen wieder löst.

Vielleicht passiert Dir das bei anderen Fotos auch. Darauf achten (ISO und Schärfewahl) und schon sind Deine Fotos schärfer.

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