Vieles haette ich verstanden, wenn man es mir nicht erklaert haette

Auf was scharfstellen?

... auf die Würze kommt es an ...

Nicht nur im Bereich mongolischer Saucen wird ständig über die Schärfe geredet, auch die Fotografie geizt nicht bei diesem Thema. Das Foto soll schließlich richtig scharf sein, aber dann doch eine Schärfentiefe-Gestaltung aufweisen. Dadurch gibt´s aber wieder unscharfe Stellen im Bild. Objektive werden im ultimativen Fototest als grandios scharf bezeichnet und bekommen dafür sogar einen kleinen Orden verliehen, die Fotos mit genau diesem Objektiv an Deiner Kamera wirken jedoch verschwommener, als mit der alten Digicam von Tante Gerti. Autofokus, Fixfokus, Panfokus und Manualfokus konkurrieren mit blumenvasenartigen Namen wie Bokeh. Letzteres soll auf jeden Fall schön sein: "Das Objektiv hat ein zauberhaftes Bokeh!"

Und bei alledem geht es Dir so, wie Fotofan Milan:

Atzeichen

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Von: miland milan_2@gmx.de
Gesendet: Freitag, 27. Dezember 2013 17:19
An: Die Fotoschule

Betreff: richtig Fokussieren

Hallo Ralfonso,
ich bräuchte da noch einmal einen Rat. Ich habe dir im Anhang mal zwei Bilder geschickt. Habe versucht zwei
Stil-Leben zu fotografieren. Aber irgendwie wusste ich eigentlich gar nicht auf was ich bei solchen Bildern fokussieren soll. Hab da generell so meine Probleme, immer den richtigen Fokus zu setzen.
Wollte auch meine Frau und Tochter zusammen fotografieren. Auf wen von beiden muss ( soll ) ich denn nun eigentlich scharf stellen??

Ich danke dir im Voraus für deine Hilfe.

LG Milan
 

.

 

 

 

 

 

 

 




 

Du siehst, Fotofan Milan grübelt da über etwas, was doch eigentlich dank der Autofokus-Technik ein längst beseitigtes Problem sein müsste. Der Teufel steckt aber auch hier im Detail. Was nützt es Dir, wenn Deine Kamera zwar perfekt scharfstellt, Dein Objektiv der Klassenprimus ist und Du eigentlich gar nicht weißt, auf was Du scharfstellen sollst?

Pauschal geantwortet:

auf das im Bild Dir Wichtigste

Das ist bestimmt die Antwort, die Milan so richtig weiterbringen wird...
Im Grunde ist es aber so.
So, wie Du das Licht aussuchst, die Farben in Deinem Bild bestimmst und das Foto gestaltest (beispielsweise auch durch natürliche Rahmen und bewusst gewählte Vordergründe), bestimmst Du auch, wo es scharf sein soll. Das ist der Bereich, den Du mit dem
Autofokus-Messtrahl anvisierst, oder per manueller Scharfeinstellung mit dem Punkt höchstmöglicher Schärfe belegst. Alles wird bei einer DSLR meistens nie scharf sein, was bei Digicams mit kleinem Sensor dagegen meistens so ist (das wiederum macht die Fotos mit diesen Systemen auch so langweilig...). Du musst also überlegen, was
Dir wichtig ist und was scharf sein soll. Und was Du einstellen kannst, damit alles das scharf wird, was Du möchtest.

Milan hat ein Beispielfoto mitgeschickt:

Von: miland milan_2@gmx.de

Milan hat hier eine schöne Tabletop-Fotografie gestaltet, die sich im Grunde nicht sehr weit in die Tiefe staffelt (also von der Kamera in Richtung Wand im Hintergrund). Dadurch ist, bis auf die Spitze des Trockentuches im Vordergrund, alles gleichmäßig scharf geworden. Milan hat sich im Prinzip umsonst den Kopf zerbrochen, was denn eigentlich scharf sein soll, da sich sein Motiv horizontal parallel zum Bildsensor ausdehnt. Auf so einer Ebene, ein Motivverlauf vor der Kamera von links nach rechts und NICHT von vorne nach hinten, ist immer alles gleich scharf (mal Objektivschwächen an den Bildrändern nicht betrachtet; die hier übrigens nicht bestehen).

Wenn Du aber genau hinschaust, gibt es doch eine kleine Tiefenstaffelung (von der Kamera hin zur Wand). Auf dem nächsten Foto habe ich die unterschiedlichen Tiefen mit ein paar Pfeilen für Dich sichtbar gemacht:

Von: miland milan_2@gmx.de

Milan hat bei diesem Foto nun die Wahl: rot, blau oder grün?
Er hat sich für die 697 entschieden, also blau. Das war eine gute Wahl, die er aber eben nicht bewusst getroffen hat, sondern eher weil die Kamera per Spotmessung den kontrastreichsten Punkt in der Bildmitte zur Scharfstellung berechnet hat.

Zu Beginn habe ich geschrieben, auf was Du scharfstellen sollst:

auf das im Bild Dir Wichtigste

Das wäre bei einem Stil-Leben dieser Art im Grunde alles, Schärfentiefen-Verläufe sind bei derlei Aufnahmen unangenehm. Besonders wichtig für das subjektive Empfinden des Bildbetrachters sind aber drei “Eye-Catcher”:

die Schrift auf der Balsamico-Flasche
die 697
das Gesicht des Pfeffer- und Salz-Koches

Alle drei Bildbereiche liegen in der Mitte (gemeint ist die Mitte in der Ausdehnung von vorne nach hinten), also blaue Pfeile.
Milan möchte aber eine Tabletop-Fotografie haben, die komplett scharf ist.
An dieser Stelle tritt die Schärfentiefen-Gestaltung in die Schärfenbestimmung mit ein. Egal, ob Milan auf das Tuch im Vordergrund, die Löffel im Hintergrund oder die 697 scharf stellen würde, es blieb immer etwas leicht unscharf. Und das aus einem einzigen Grund:
die Schärfentiefe reicht nicht weit genug in die Tiefe.

Als fleißiger Leser der Fotoschule hast Du in den Rubriken “
Blende” und “Schärfentiefe” erfahren, was hier passiert und was Du als Fotograf aktiv tun kannst.
Du kannst abblenden, sprich eine kleinere Blendenöffnung wählen (hohe Blendenzahl) und somit die Schärfentiefe deutlich erhöhen. In Milans Foto würde die Schärfe dann von der Tuchspitze vor der Kamera bis zur feinen Struktur der Raufasertapete reichen. Letzteres ließe sich vermeiden, wenn Milan seinen kompletten Aufbau, sprich den Tisch, etwas von der Wand abrückt (und zwar soweit, dass die Schärfentiefe den Hintergrund nicht mehr detailliert darstellt).

Zur Verdeutlichung habe ich ein paar Beispielfotos mit Hannes, der fröstelnden Prerower Möwe und seinen Strand-Kumpanen für Dich:

Alle drei stehen parallel zur Kamera, somit gleich weit entfernt von dem Bildsensor und sind selbst bei einer Blende f1,4 alle gleich scharf (zumindest die Augenbereiche). Das entspricht in etwa den blauen Pfeilen auf Milans Bild. Auf dem nächsten Foto habe ich an der Blende und Scharfstellung nichts verändert, allerdings sind der Kapitän und Hannes jeweils ein Stück nach hinten gewandert. Und zwar so, dass der Kapitän in der Mitte steht (auch hier wieder die Mitte von vorne nach hinten) und Hannes ganz hinten:

Dreier2

Es ergibt sich eine völlig andere Schärfenverteilung für den Betrachter, dabei ist eigentlich alles gleich geblieben: die Schärfe liegt nach wie vor vorne bei der Nichtschwimmer-Möwe, nur sind die beiden anderen aus der Schärfentiefe rausgewandert. Spätestens jetzt beginnt für Dich die Überlegung, was ist DIR WICHTIG auf dem Foto, das Du gerne scharf sehen möchtest? Ist es die Nichtschwimmer-Möwe? Oder ist es der Kapitän?

Hier habe ich neu fokussiert und auf den Kapitän scharf gestellt. Bei der eingestellten Blende f1,4 reicht die Schärfentiefe im Grunde nur für den Kapitän, die beiden anderen werden unscharf. Vielleicht willst DU aber auch Hannes, die fröstelnde Prerower Möwe im Hintergrund scharf sehen auf Deinem Foto?

Nun ist Hannes scharf, die beiden Anderen aber unscharf.
Wenn Du aber gerne alle drei scharf hättest, was kannst Du tun?

Genau, nebeneinander stellen, wie auf dem ersten Foto oben.
Aber wenn sie so stehen sollen, in der Tiefe gestaffelt und nicht parallel nebeneinander?

Dann hilft nur Abblenden, sprich eine kleinere Blendenöffnung wählen, denn die schafft eine größere Schärfentiefe:

Mit der Blende f11 anstatt der offenen Blende f1,4 erstreckt sich die Schärfe über alle drei Möwen. Das nächste Foto zeigt eine mittlere Blendenöffnung zwischen der offenen und geschlossenen Blende:

Hannes und seine Möwenfreunde zeigen hier deutlich, was die bewusste Wahl der Blende und Steuerung der Schärfentiefe für das fertige Bild bedeutet. Du solltest die Ausdehnung der Schärfentiefe bei Deinen Fotos immer mit einrechnen: ungefähr 1/3 vor dem anvisierten Punkt und gute 2/3 dahinter erstreckt sich der noch ausreichend scharfe Bereich. Mal weiter reichend, mal knapper, je nach eingestellter Blende.

Die Beispielfotos oben sind nicht ganz astrein, habe ich auf die Schnelle fotografiert. Ich denke, zur Verdeutlichung dürfte es reichen.

 

Milans Kernfrage war: "auf was scharf stellen...?"

Das ist im Grunde "die höchstpersönliche künstlerische Entscheidung" des Fotografen.
Hannes, den Kapitän oder die Nichtschwimmer-Möwe? Oder alle drei? Wie hättest Du es gerne?

Fotofan Milan möchte gerne seine Tochter und Frau fotografieren und steht vor der Entscheidung, wer denn auf dem Bild scharf werden soll. Das ist eigentlich derselbe Bildaufbau, wie bei Hannes und seinen Freunden, nur in etwas größer.

Wenn Milan beide scharf haben möchte, stellt er seine Tochter und Frau nebeneinander und hat nach dem Anvisieren einer der beiden automatisch beide scharf (da sich beide gleich weit vom Bildsensor entfernt befinden, vergleiche oben). Steht jedoch die Tochter weiter vorne, als die Frau, beginnt das Spielchen mit der Schärfentiefe. Im Portraitbereich verlaufen die Schärfentiefengrenzen nicht ganz so
krass, wie in der Nahaufnahme rund um Hannes. Die Regeln sind aber identisch. Und die Entscheidungsfreiheit Milans ebenso.

Neben der Annahme, alle beide scharf, gibt es ja auch noch die Option, die Tochter im Vordergrund scharf haben zu wollen, während die Frau im Hintergrund leicht unscharf, aber erkennbar bleibt. Oder umgekehrt von der unscharfen Tochter im Vordergrund zur scharfen Frau im Hintergrund.

Zur Frage, "auf was scharf stellen...?" gibt es dann die Optionen:

wenn die Frau scharf sein soll: auf die Frau
wenn die Tochter scharf sein soll: auf die Tochter
wenn beide scharf sein sollen: besser auf die Person im Vordergrund und dann die Blende so wählen,
dass die Schärfentiefe bis zur zweiten Person weiter hinten reicht (wegen der 2/3-Ausdehnung nach hinten besser vorne anvisieren und nach hinten auslaufen lassen). Denkbar wäre auch ein anvisierter Schärfepunkt zwischen beiden, was aber nur mit der manuellen Fokussierung gelingen dürfte, da der Autofokus nichts zum Scharfstellen findet.

Du siehst, den richtigen Schärfepunkt zu wählen, ist ein aktiver Bereich der Bildgestaltung.

So, wie Du generell Dein Motiv gestaltest, den Ausschnitt wählst und schaust, was auf´s Bild drauf soll und was nicht, bestimmst Du, was auf jeden Fall scharf werden soll. Und was besser unscharf und / oder auch noch scharf werden soll.

Als Fotograf gestaltest Du mit der Schärfe und Unschärfe.

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