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3D-Fotografie
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....wenn der Vordergrund aus dem Monitor ragt...
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Hurra, alle Fotofans haben endlich wieder einen Grund bekommen, ihre alte Digicam für 5,-- Euro zu verkaufen und im Laden für 395,-- Euro mehr das derzeitige "Must-have" zu erwerben. Und das machen immer mehr Fotofans inzwischen bequem aus der Badewanne per Internet, was wohl dazu führen wird, dass es bald keine "echten Läden" mehr geben wird, in dem man zumindest mal eine Kamera noch dreidimensional anfassen kann; aber das ist ein anderes Thema und vielleicht eine mögliche Erweiterung der Rubrik Kaufberatung.
Drei Deeeeh wird von Tante Gerti argwöhnisch betrachtet, immerhin staunte sie ja schon nicht schlecht über Rosettas Double Deeeeh beim Treffen im Marienkäferzuchtverein. Drei Deeeeh geht fotografisch gesehen aber weniger in Richtung Körbchen, sondern mehr in Richtung Filmchen. Und wo sich mit neuen Kinofilmen, Fernsehern und Playern ein guter Euro mit machen lässt, wird doch auch im digitalen Fotosektor was zu holen sein.
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In Trier aus meiner Fotoserie Mosel Dieses Bild würde sich für die 3D-Fotografie als Motiv eignen. Die kleine Mauer links und der Zweig im Vordergrund würden den Bildbetrachter in das Foto hinein führen. Ausserdem käme die Tiefenstaffelung der Ruine viel deutlicher hervor, als es auf einem zweidimensionalen Bild wie diesem gelingt.
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Was nicht geht, ist das 3D- Papier-Foto. Vielleicht träumt so mancher Kameraentwickler von den sich streitenden, lachenden und wild gestikulierenden Figuren in den Bildern des Anzeigenblattes rund um Hogwarts und Harry Potter (Du weißt schon, wer....). Aber das ist Fiktion, die Realität ist eher das digitale Betrachten der Fotos auf dem Blechotto, TV oder Kamera-Display. Somit betritt man als Digitalkamera-Hersteller eine Spielwiese, die bereits kräftig wächst und förmlich auf neue Spiele wartet.
3D ist keine neue Erfindung der digitalen Welt, bereits seit Jahrzehnten keimt der Wunsch aus platten zweidimensionalen Fotos ein realistischeres dreidimensionales Bild zu machen. Schließlich sehen wir mit zwei Augen und in unserem Hirn wurde mächtig Rechenpower reserviert, um uns räumliches Sehen zu ermöglichen. Was allen Überlegungen in der Vergangenheit und der heutigen digitalen Umsetzungen als Grundlage dient, ist das Zuordnen eines Motivs auf zwei optischen, nahezu parallelen Bildaufnehmern; nennen wir sie mal Augen. Der geringe Augenabstand von rund 7 cm reicht bereits aus, um zwei scheinbar gleiche Bilder eines Motivs doch so unterschiedlich werden zu lassen, dass sie zur gleichen Zeit betrachtet wieder "nur ein einziges Bild" zeigen. Aber eben mit jenen kleinen 7 cm - Unterschieden, die bereits reichen eine Raumwirkung zu erzielen.
Ähnliche Überlegungen gab es vor einigen Jahren schon mal, allerdings im anderen menschlichen Sinnes-Sektor mit zwei separaten Signalaufnehmern: Mono-Stereo-Ton. Hier verteilte man den Raumklang auf zwei parallel aufnehmende Mikrophone, die ein und dieselbe Geräuschkulisse durch zwei Sound-Kanäle dem linken und rechten Ohr zuführten. Die 3D-Bildtechnik macht da grundsätzlich nichts anderes, auch hier liegt die größte Herausforderung darin, diese Zuordnung fürs linke und rechte Auge möglichst gut hinzukriegen.
Damals, als ich noch analoge Massenspeicher in meine Kamera einfädelte, hat mich die dreidimensionale Fotografie einige Monate fest im Bann gehalten. An 3D-LED-TVs habe ich da nicht gedacht, da habe ich noch nicht mal von geträumt, denn so was war selbst in Science Fiction Filmen nicht enthalten. Ich habe meine dreidimensionalen Fotos recht simpel hergestellt:
- in die Spiegelreflex kam ein Diafilm - dann habe ich ein Foto geschossen und mich schulterbreit nach rechts rübergelehnt und ein zweites Foto geschossen - somit hatte ich ein linkes und ein rechtes Dia vom gleichen Motiv - nach dem Entwickeln (also 1 Woche warten) wurden die Dias gerahmt und mit L bzw. R gekennzeichnet - dann kamen meine beiden Diabetrachter zum Einsatz, in den einen für links das linke Dia, in den rechten das rechte Dia - nun beide Diabetrachter vors Auge halten und staunen!
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Der Effekt war wirklich richtig intensiv und berauschend
Sehe ich da ein gewisses Grinsen in Deinem Gesicht? Das mag heute improvisiert und recht unprofessionell wirken, aber das war es letztendlich nicht. Auch wenn das Betrachten des fertigen 3D- Bildes etwas gewöhnungsbedürftig war, alle Regeln zum Erstellen aussagekräftiger 3D-Fotos musste ich da genauso beachten, wie heutzutage in unserer digitalen Zeit auch.
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Was hat sich geändert?
"Der Hammer ist jetzt prozessorgesteuert und hat ein Stromkabel" mag ich da spontan drauf antworten.
Im Klartext heißt das: es gibt Kameras, die direkt 3D-fähig sind, es gibt Blechottos mit entsprechenden Programmen zum Betrachten von 3D-Fotos und riesige 3D-TV´s. Dafür gibt es heute leider noch keine vernünftigen Standards und das Gelingen einer 3D-Foto-Show auf Deinem TV setzt möglicherweise eine Menge digitaler Basteleien voraus (Stand Ende Februar 2011).
Somit werde ich mich nicht damit aufhalten, ob Dein 3D-TV bestimmte Dateiformate Deiner Kamera akzeptiert. Es geht hier auch nicht darum, ob sich das Dateiformat ".mpo" als neuer Standard für 3D-Fotos etabliert (wonach es momentan aussieht). Und ob die Fujifilm, Panasonic oder welche Kamera auch immer die beste 3D-Fotokiste ist, lasse ich auch außen vor. Sicher ist, dass es schon in Kürze eine Welle von 3D-Kameras geben wird und das alte Hauen und Stechen auch in diesem Bereich ausbricht. Ganz aktuell kommen sogar 3D-Fotohandys auf den Markt, die ein Aufnehmen und Betrachten am Handy ermöglichen, ganz ohne 3D-Brille!
Fotografisch gesehen, darum geht’s ja nun mal in der Fotoschule, gilt es bei der 3D-Fotografie einige Dinge zu beachten. Du wirst schnell feststellen, dass ein schnödes Knipsen mit der 3D-Kiste keine Sensationen hervorbringt. Das mag die anfängliche Begeisterung für Tante Gerti in 3D, wenn ihre rote Nase quasi aus dem Monitor herausschaut, etwas überdecken. Wie bei vielen neuen Effekten tritt auch hier schon bald eine gewisse Gewohnheit ein und dann entscheiden die bereits bekannten fotografischen Regeln, ob Dein Foto ein fesselndes 3D-Foto wird.
Was solltest Du beachten?
Grundsätzlich: Du hast eine weitere Dimension im Bild. Dein Foto breitet sich nicht mehr (nur) in der Fläche aus, sondern auch in den Bereich der Tiefenstaffelung.
Das bedeutet, es gibt Motive, die sich besonders eignen für die 3D-Fotografie und andere, bei denen der Effekt entweder in den Hintergrund tritt, oder sogar störend wirkt. An verschiedenen Stellen der Fotoschule habe ich darauf hingewiesen, dass es gerade bei Landschaftsfotos besonders wichtig ist, den Bildbetrachter optisch in das Bild hineinzuführen. Dafür solltest Du Dir einen Vordergrund suchen (z.B. einen ins Bild ragenden Ast) und auch in der Landschaft stehende Bäume optisch mit einbinden. Was für die zweidimensionale Fotografie gilt, bekommt in der 3D-Fotografie erst eine richtige Bedeutung: hier hast Du die Möglichkeit, den Raum richtig in die Tiefe zu staffeln.
Ein kleiner Olivenbaum im Bildvordergrund, eine in die Tiefe führende Strasse und einige verstreute Häuschen im Hintergrund geben jedem 3D-Bild Leben. Für eine gute Darstellung Deines 3D-Fotos solltest Du unbedingt darauf achten, dass es bezüglich der Tiefenstaffelung ein paar Regeln zu beachten gibt. Der Hauptschärfepunkt muss immer auf der Leinwandebene liegen. Das wäre bei einem Landschaftsmotiv mit ein paar Sträuchern im Vordergrund die Landschaft (sie ist quasi Dein Hauptmotiv). Die Sträucher im Vordergrund dürfen dabei ruhig etwas aus der Schärfenebene herausfallen. Umgekehrt würde so ein Bild in der 3D-Ansicht unecht wirken, da das Auge des Betrachters gerade bei räumlichen Bildinhalten das Bedürfnis hat, in die Tiefe zu fokussieren. Das würde den Augen des Betrachters aber nicht gelingen, da es auf der Hauptmotivebene keine Schärfe gibt. Was bleibt ist ein Bildeindruck, der eher Unbehagen auslöst. Ein etwas unscharfer Vordergrund entspricht in gewisser Weise dem natürlichen Sehen und wird vom Betrachter übersprungen.
Für Portraits gilt das eher genau umgekehrt. Tante Gerti im Vordergrund, dahinter die etwas unscharf schimmernde Arena di Verona wirkt durch eine große Blendenöffnung und geringer Schärfentiefe durch den 3D-Effekt noch deutlicher hervorgehoben. Das widerspricht allerdings nicht der Regel, die Hauptschärfe auf der Leinwandebene zu halten: Tante Gerti befindet sich in diesem Beispiel auf der Leinwandebene und die Arena eine Ebene weiter hinten. Würdest Du die Arena scharf stellen und lässt Tante Gerti aus der Schärfenebene rausfallen, würde der Betrachter zwar kurz auf die Arena schauen, aber dann versuchen, Tante Gerti scharf zu fokussieren (was nicht geht und schon ist Dein Bild gefloppt).
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Das kleine Örtchen Piesport aus meiner Fotoserie Mosel Auch dieses Bild würde sich für die 3D-Fotografie als Motiv gut eignen. Die Leinwandebene ist der Ort mit den Häusern, die Weinreben im Vordergrund krabbeln dann förmlich aus dem Bild heraus und die Weinberge im Hintergrund füllen das Bild ausgewogen auf.
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Um diesen "Gefahren" direkt aus dem Weg zu gehen, empfiehlt es sich immer einen möglichst großen Schärfentiefenbereich zu erzielen. Das erreichst Du durch deutliches Abblenden. Selbst im Portraitbereich musst Du in der 3D-Fotografie nicht mehr zwingend mit dem Gestaltungsmittel Schärfentiefe arbeiten, um den Vordergrund vom Hintergrund zu trennen. Das übernehmen die Augen des Betrachters automatisch durch den wahrgenommenen Raumeffekt.
Weiter vorne schrieb ich: >> Du wirst schnell feststellen, dass ein schnödes Knipsen mit der 3D-Kiste keine Sensationen hervorbringt. <<
Neben der neuen Herausforderung, das Thema Tiefenstaffelung optisch ansprechend in Deinem Bild umzusetzen, gelten alle anderen fotografischen Regeln genauso wie im 2D-Bereich. Mal ausgenommen die Motive, die eben genau durch den 3D-Effekt leben (Dein Hund Benny, dessen “Monitor-Schnurbarthaare” förmlich vor Deine Nase stoßen), wirkt auch ein 3D-Foto in der Mittagssonne verblaut. Und ein Foto ohne Bildaufbau und vergessener zweidimensionaler Bildgestaltung bleibt auch dreidimensional langweilig. Alle Überlegungen zum Licht (Stand der Sonne etc.) und zur gewünschten Bildaussage sollten in Dein Bild einfließen. Auch für dreidimensionale Fotos gilt: das fertige Bild sollte sich schon vor dem Druck auf den Auslöser in Deinem Kopf befinden. Sicher erfordert es anfänglich einer gewissen Übung, die Tiefenelemente zu erkennen und einzuordnen, den Standpunkt gegebenenfalls zu verändern und das Bild entsprechend Deiner Idee umzusetzen. Aber es erfordert auch einige Übung, die farbige Welt in Grautönen zu sehen, um aussagekräftige Schwarzweißbilder zu fotografieren. So gesehen ist das 3D-Bild nur eine weitere Herausforderung und vor allen Dingen eine hervorragende Möglichkeit, eine Fotografie so zu gestalten, wie Du es Dir vorstellst. Und an dieser Stelle bist Du gefordert, kreative Ideen zu entwickeln und in fesselnde Fotografien umzusetzen. Damals schimpften alle Fotografen, dass die Farbfotografie Spielerei sei und nur ein Schwarzweißfoto eine gute Fotografie sein kann. Aber sie vergaßen, dass die Welt tatsächlich farbig ist und nicht schwarzweiß. Und die Welt ist ebenso wenig zweidimensional...
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Wäre dieses Bild ein 3D-Foto, würdest Du vermutlich versuchen, dem in natura übrigens nicht ganz so freundlichen Hr. Schwan die Grashalme vom Schnabel zu zupfen...
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Fazit
Ob es nun jedermanns Geschmack ist, modische Brillenkatastrophen auf die Nase zu setzen, um Fotos zu gucken, ist die Frage. So schön der dreidimensionale Effekt auch ist, wenn ein Brillenträger anstatt ohne Brille nun zwei Brillen aufsetzen muss um Fotos zu gucken, dürfte der Breitenerfolg noch eine Weile dauern. Es wird zwar schon kräftig daran gewerkelt, den 3D-Effekt auch ohne diese Brillen anzubieten (z.B. bei den oben erwähnten 3D-Handys), doch bleibt die Frage nach den Standards. Ebenso sind die vielen unterschiedlichen Systeme und damit verbundenen Inkompatibilitäten zwischen TV, Blechotto, Programmen und Kameras eine Hürde, die es noch zu nehmen gilt. Auch erfordern zurzeit angefertigte 3D-Fotos diverse Nachbearbeitungsschritte um Parallaxen abzugleichen, vertikale Versetze zu korrigieren und die Ebenenunschärfen zu optimieren. So bleibt dem 3D-Fotografen momentan noch einige Bastelarbeit. Darüber sollten auch scheinbar vollautomatisch arbeitende 3D-Digicams nicht hinwegtäuschen. Die 3D-Fotografie ist ein Pionierfeld für Technikbegeisterte. Solltest Du die Bereitschaft dafür zurzeit nicht aufbringen, dann warte lieber noch ein paar Monate mit dem Kauf einer 3D-Kamera ab. Der Breitenrausch mit massentauglichen Systemen steht noch aus.
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...und hier gehts weiter in der Fotoschule...
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