Vieles haette ich verstanden, wenn man es mir nicht erklaert haette

Landschaftsfotografie – Naturfotografie

…  was ist eine Landschaft ohne Natur und eine Natur ohne Landschaft? ...

weiter in der Fotoschule

 Wie oft schon bist Du durch wunderschöne Landschaften spaziert und hast Dich gefreut, wie toll alles aussieht. Manchmal hast Du sogar Deine Kamera mal nicht vergessen, oder zumindest Dein iPhone dabei und fängst die schöne Landschaft als Erinnerungsfoto ein. Meistens ist es dann aber so, dass das Foto in der Fototüte beim freundlichen Händler an der Ecke nicht annähernd das rüberbringt, was Du in natura als schön empfunden hast...

Fototüte beim freundlichen Händler an der Ecke“?

In was für Sphären schwebt denn der olle Ralfonso wieder? Hast Du eventuell versehentlich oben links auf der Seite den Oldschool-Button geklickt? Es gibt keine Fototüten mehr, keine Filme beim Händler und den im Grunde auch nicht mehr. Wenn Du Glück hast, hat Dein Multimediamarkt noch eine halbwegs gut sortierte Fotoabteilung und der Jackpot ist ein motivierter und versierter Fachverkäufer zwischen den Regalreihen...

Aus der Fotoserie Karibik

Aus der Fotoserie Karibik
Entstanden in der fotografischen Steinzeit auf Diafilm Fuji ISO50 mit Polfilter und offener Blende; später dann mit Diascanner digitalisiert. Du kannst hier gut erkennen, wie die Tiefenstaffelung über Kokuspalmen (ja, das sind die kleinen grünen Stengel im Sand), Gräser, Boot und Meer in die Ferne läuft. Unterstützend reißt der Schärfenverlauf am Ende des Bootes ab und lenkt den Betrachter genau auf den scharfen Vordergrund mit Boot; ohne dabei die umrahmende „Karibik-Meer-Stimmung“ zu stören. Der tiefblaue Himmel und das durchsichtige klare Meer entstanden durch den Polfilter.

 Aber wir waren ja bei Landschaften, also noch mal von vorne.

Wunderschöne Landschaft, Auslöser gedrückt, Frust vor dem Display, spätestens abends nach dem Sync auf den Blechotto und der Darstellung auf dem 27 Zöller. Sie sehen einfach nicht so toll aus, wie die herrlichen Fotos auf Instagram und Facebook von den anderen. Selbst dann nicht, wenn die Landschaft genial ist und Du nicht im kleinen Garten von Tante Gertis Marienkäferzuchtvereins fotografierst.


Was kannst Du machen, um keine langweiligen Landschaftsfotos zu sammeln?

Tante Gerti macht das immer so:
sie nimmt ihre Knipsmaschine, drückt drauf und fertig.

Wenn Du das Gegenteil davon versuchst, geht´s schon langsam in den grünen Bereich. Versuche das charakteristische Feeling Deines Motivs zu entdecken, wähle den Ausschnitt, der dann auf Deinem Foto das ausstrahlt, was “Deine” Landschaft ausmacht. Das hört sich etwas geschwollen an und bringt Dich im ersten Step auch nicht wirklich voran. Im Grunde ist es aber da irgendwo verborgen, denn nicht die gewählte Kamera macht dein Bild langweilig, sondern der falsch gewählte Ausschnitt und / oder die unzureichende Bildgestaltung.

Viele Fotofans greifen bei der Landschafts-, bzw. Naturfotografie gerne zum Weitwinkelobjektiv. Bedingt durch die typischen Eigenschaften der Optik bekommst Du damit viel Landschaft auf´s Bild. Leider hat aber genau das den Nachteil, dass dadurch auch viel Überflüssiges mit eingefangen wird, die Landschaft flach und langweilig wirkt und alles ausdruckslos erscheint. „Ordentlich was auf´s Bild bekommen“ und möglichst noch gepaart mit dem Wunsch, die DSLR-Ausrüstung um ein stärkeres Weitwinkel zu bereichern, damit noch mehr drauf passt, ist das Ziel vieler Fotofans. Dummerweise werden dadurch die Fotos häufig nicht besser, denn es wird immer schwerer ein Bild positiv aufzubauen, je mehr darin zu sehen ist.

Der Griff zum Tele ist aber auch nicht immer die richtige Wahl, denn ein zu eng gewählter Ausschnitt verbirgt manchmal wichtige Informationen zur Orientierung des Betrachters.




Ralfonso-Tipp:

Nimm Dir Zeit für die Auswahl des richtigen Ausschnitts.
Dein Bild sollte nur das zeigen, was wichtig ist. Nicht mehr und nicht weniger!
Ein Bild wird nicht dann perfekt, wenn Du noch mehr hinzufügst, sondern wenn Du nichts mehr weglassen kannst.

Aus meiner Fotoserie Darss (Deutsche Ostseeküste)

Aus meiner Fotoserie Darss (Deutsche Ostseeküste)
Sturm satt, dass man kaum noch stehen blieb, Sand in der Luft, eiskalte Ohren...
Dem Foto siehst Du an, woher der Sand und der Wind kommt, der Bildaufbau ist bewusst so gewählt. Das kalte, triste und ungemütliche Feeling unterstreicht hier der Wegfall von Farbe und die leichte sandfarbene Sepia-Tonung anstelle eines schlichten Schwarzweiß.

 Die meisten Fotofans streifen tagsüber durchs Gelände.
Die Sonne scheint.
Von oben.

Tausende solcher Fotos hat Tante Gerti in ihren zahlreichen Fotoalben verewigt. Und eins ist langweiliger, als das andere.


Deine schöne Landschaft” hat vielleicht im Frühnebel oder kurz nach Sonnenaufgang, wenn das warme Licht der schräg stehenden Sonne lange plastisch wirkende Schatten zaubert, einen ganz anderen, viel schöneren Reiz.
Gleiches gilt für Regenwetter oder auch für stürmische Tage (siehe das Foto von dem rauen Weststrand am Darß oben).


Vielleicht bringt ein Foto am späten Nachmittag zur Goldenen Stunde oder etwas später zur Blauen Stunde, möglicherweise sogar nachts einen nie vermuteten Effekt und ein fantastisches Foto?

Ciutadella

Ist das noch Landschaft bzw. Natur oder schon Architektur bzw. Stadt?
Als Beispiel für den anderen Zeitpunkt, sprich abends zur
Blauen Stunde, reicht es aber so oder so. Dieses Motiv am Mittag (unten) ist eher langweilig geworden, hier herrscht eine bildbestimmende eigene (Abend-) Stimmung. Und darauf kommt es an. Neben der Stimmung ist das Foto geprägt von drei Linien, die alle hinten rechts in die Tiefe laufen: die Boot-Reihe rechts, das Hafenbecken mittig und die Festungsmauer mit den angrenzenden Häusern daneben. Solche simplen Bildaufbauten führen den Betrachter über eine Tiefenstaffelung entlang der Linien ins Bild hinein und verleihen Deinem Foto eine gewisse Spannung.

Ciutadella

Entstanden in Ciutadella auf Menorca mit einer Panasonic Lumix DMC-TZ10

 Ralfonso-Tipp:

Arbeite mit dem Licht!
Gehe zu einer anderen Tageszeit nochmal zu der Stelle, die Du schön findest und schau, wie eine andere Lichtsituation ein wunderbares Bild möglich macht.



Viele Landschaftsfotos wirken wie Tante Gertis Küche: das komplette kurmelige Chaos...
Zu viele verwirrende und unzusammenhängende Bildinformationen lassen das Auge des Betrachters ziellos auf Deinem Bild umherirren. Was für Tante Gertis Küche noch Vorteile bringen mag, ist für Dein Landschaftsfoto tödlich. Wenn keine Struktur erkennbar ist, kein Vordergrund eine Tiefenstaffelung erlaubt und Größenunterschiede in einem Brei zerfließen, solltest Du Dir die Frage stellen, warum Du überhaupt auf den Auslöser gedrückt hast und ob es mit Deiner verborgenen sadistischen Veranlagung zu tun haben könnte, dass Du ahnungslose Betrachter so quälen musst (okay, ist´n bisgen mit mir durchgegangen...).

Samana

Aus der Fotoserie Karibik
Wie das oberste Foto ebenfalls entstanden in der fotografischen Steinzeit (1996) auf Diafilm Fuji ISO50 mit Polfilter und offener Blende; später dann mit Diascanner digitalisiert. Spazieren durch eine Postkarte und von einer solchen Motivvielfalt förmlich erschlagen werden, das gibt´s auf Samana. Das Meer war wirklich so und auf´s Foto kam es "nur so", in dem ich den Polfilter "voll reindrehte" und die Reflektionen der Wasseroberfläche ausgeschaltet habe. Ganz nebenbei erhielt auch der Himmel mehr Struktur und ein tiefes Blau (auch das war so "in echt").

 Ralfonso-Tipp Nr. 3 heißt also:

Chaos vermeiden und Gliederung/Struktur schaffen. Benutze einen optischen Vordergrund (das kann ein ins Bild ragender Zweig sein, der nebenbei noch einen natürlichen Rahmen darstellt), schaffe eine erkennbare Tiefenstaffelung und achte auf eine kreative Ordnung.

 Zum Thema Vordergrund und "natürlicher Bildrahmen" habe ich ein Beispiel aus der Rubrik „Was lief hier schief?“ für Dich, das deutlich zeigt, was das Thema „Rahmen schaffen“ für Tücken mit sich führt:




--------------schnipp----->---------------->------------------------------>

In der Rubrik "Der Rahmen" steht in der Fotoschule geschrieben:

Eine Fotografie sollte ihren passenden Rahmen haben, sie erhält dadurch mehr Selbständigkeit und Eigenleben, wenn sie eine Grenze, einen Abschluss hat. Das gilt für das Fotografierte ebenso, wie für die fertige Fotografie. Sehr wichtig ist der richtig gewählte Rahmen im Foto.
Das können zwei Bäume am Rand des Fotos sein, ein Torbogen, durch den Du so hindurch fotografierst, dass der Bogen das Bild umrandet oder eine andere zufällige architektonische Begebenheit. Es genügt, wenn Dein Rahmen einen Durchblick schafft, durch den hindurch der Betrachter das eigentliche Motiv klarer, konzentrierter, abgegrenzt von störenden Elementen erleben kann, ja, vielleicht durch den Charakter des Rahmens zusätzliche Informationen zum Motiv erhält.
Das kann auch fließend geschehen. Stell Dir vor, Du fotografierst einen Waldweg, der umrahmt ist von Bäumen. Nimmst Du einige davon als Rahmen für Dein Foto, geht das Bild allmählich in einer Einheit auf. Wo hört der Vordergrund auf, wo beginnt das Motiv...? Es scheint eher, als sei beides miteinander verwoben.


Soviel zur Theorie.


Du hast es ausprobiert und hier ist Dein Werk:

Auf Mallorca

 So richtig zufrieden bist Du damit nicht?
Ich glaube, ich kann es verstehen.



Was lief hier schief?

Dein Motiv sollte von dem Vordergrund eingerahmt sein. Hier ist allerdings eher der Spruch "Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht" passender. Oder noch besser, man sieht das Motiv vor lauter Rahmen nicht mehr. Der umrahmende Vordergrund ist viel zu üppig und bildbestimmend. Da nützt auch die Tatsache nichts, dass die Zweige unscharf und der schöne Leuchtturm von Punta de Capdepera bei Cala Ratjada auf Mallorca schön scharf abgebildet wird. Von ihm sieht man kaum noch was, der Vordergrund wirkt schlichtweg störend und man hat förmlich das Bedürfnis, die Zweige zur Seite zu schieben.

Wenn Du die Möglichkeit hast, Dein Foto zu wiederholen (wäre doch ein Argument, dass Tante Gerti mal eben spontan einen Urlaub nach Malotze bezahlt…), solltest Du darauf achten, dass Dein umrahmender Vordergrund nicht zur bildfüllenden Gardine mutiert. Etwas weniger einrahmende Zweige, mehr freie Sicht in der Mitte des Bildes und schon passt es.




Am Punta de Capdepera gibt es aber nicht nur Leuchttürme, sondern auch spektakuläre Aussichten von den Klippen aufs Meer. Auch hier möchtest Du bildgestaltend das Optimum rausholen und arbeitest mit einem Vordergrund, der den Betrachter ins Bild führen soll. Schließlich soll man erkennen, wie einzigartig diese schöne Ecke Mallorcas ist.

 So atemberaubend es in natura hier oben an den Klippen, hoch über dem blauen Meer ist, Dein Foto zeigt eine unscharfe Pinie (die fotografierenden Gärtner werden mich jetzt berichtigen und sagen: es ist eine Kiefer). Ganz oben links ragt noch ein Zweig ins Bild, der da vermutlich nicht hingehört, rechts unten die Klippen, die zwar dahin gehören, aber nicht annähernd was von dem ausdrücken, was Du tatsächlich empfunden hast.
Hier steht der Vordergrund ganz einfach im Weg. Und wird gewissermaßen zum Haupt-Bildinhalt. Was ja vielleicht noch durchgegangen wäre. Nur dann noch unscharf? Dann sicher nicht.

ISO, Belichtung und generell die Schärfe sind in dem Bild okay. Ein richtig belichtetes Foto, das nichts aussagt.




Aber so leicht lässt Du Dich nicht entmutigen, Versuch Nummer 3 bringt jetzt einen Größenvergleich für den Betrachter mit ins Bild;
quasi das Fünfmarkstück aus analogen Zeiten…

 Tjaaaa…

Die Idee, ein Motorboot weit unten auf dem Meer mit ins Bild zu nehmen, um die Höhe Deines Standpunktes und die Weite des Meeres darzustellen, ist erstmal gut. Du hast Dein Foto aber mit dem Teleobjektiv umgesetzt. Ein Tele verdichtet optisch den Raum und „holt weit entfernte Dinge näher ran“. Das führt hier dazu, dass es fast so wirkt, als wäre das Meer direkt vor Dir. Also nix mit Weite und schwindelnder Höhe, eher Swimmingpool zu Hause.

Eine zweite Sache ist allerdings noch auffallender:
Du hast wieder mit dem Vordergrund und der Schärfe experimentiert. War im Bild zuvor der Vordergrund unscharf und störend, ist er hier überwiegend scharf.

Und störend.



Dem Bildbetrachter stellt sich hier ganz objektiv die Frage:

„Was will mir der Fotograf zeigen? Den palmenartigen Bewuchs der Steilküste (letztere ist auf dem Foto allerdings noch nicht mal zu erahnen…) vor einem unscharfen Meer? Oder sehe ich gerade den Versuch, ein Motorboot auf dem Meer mit dem Tele zu fotografieren, aber der Autofokus hat sich dummerweise das Gebüsch vorne als Schärfepunkt ausgesucht? Vielleicht ist es auch eine Demonstration der Schärfentiefe in der freien Natur?“


Positiv ist auf jeden Fall die gute Sättigung der Farben, hier hast Du Deinen Polfilter zielgerichtet verwendet. Das Meer ist direkt deutlich weniger von Reflexlichtern durchzogen, als bei dem Foto zuvor. Ansonsten sind Deine Wahl der Schärfe und die eingesetzte Brennweite (Tele) eher unglücklich.

Damals, als man noch Filmtüten beim Fotohändler abholte nach einer Woche Wartezeit (ein Fotohändler war ein Mann, manchmal auch eine Frau, da konnte man seine Filmröllchen zum Entwickeln hinbringen und sich beim Kamerakauf richtig gut beraten lassen; nicht zu verwechseln mit einer App…) hättest Du gehört: „das brauch´ste nicht mitnehmen, das kann´ste hier lassen, ist nix geworden…“






Aber Du gibst ja nicht auf, also ein weiterer Versuch an der schönen Punta de Capdepera:

Vordergrund_Schärfentiefe4

 Das sieht schon besser aus.

Hier ist die Schärfenverteilung auf dem Bild gelungen, der Aufbau vermittelt etwas von der Weite und Erhabenheit dieses Fleckchens Insel. Auch die Tiefe kann der Bildbetrachter erahnen und die Farben sind schön sauber.
 

Ein Haar findet der Ralfonso in der Suppe aber immer…

Die vertrockneten Zweige oben links im Bild stören etwas, da wäre ein grüner Zweig weitaus passender. Oder keiner. Klar, das kann man nicht immer bestimmen, es ist so, wie es ist. Aber Du bist für die anderen Fotos bereits ordentlich rumgelaufen, vielleicht hätten hier ein paar Schritte schon gereicht.

Optisch gut hinsichtlich des Bildaufbaus ist der sich aus der linken unteren Ecke diagonal ins Bild aufbauende Ast, der den Blick des Betrachters schön in die Ferne führt.



<-----------------schnapp-----<----------------<-----------------------<-------

Soviel zum kleinen Ausflug in eine thematisch passende Rubrik der Fotoschule.

Landschaften müssen keine endlosen Täler, nicht enden wollende grüne Wiesen oder Bergketten sein, auch der Strand, das Meer und letztlich die mit Häusern bebauten Gegenden gehören dazu. Wenn Du am Meer, in den Bergen und auf weiten Wiesen bei schönem Himmel fotografierst möchtest, hat die Fotografie neben diversen Objektiven weitere schöne Hilfsmittel für Dich.
Um die Brillanz, genauer gesagt die Farbenprächtigkeit und Farbsättigung, zu erhöhen, bietet sich der Einsatz eines
Polarisationsfilters (Polfilter) an. Die Farbgebung der Landschaft wirkt intensiver, die Farbabstufungen nuancierter und gesättigter und der blaue Himmel erscheint knackig blau (im Idealfall mit einzelnen strukturierten weißen Deko-Wölkchen). Je nach dem Winkel zur Sonne wird die Wirkung des Polfilters stärker, oder schwächer.

Verzeichnungen und vergraute Farben, hauptsächlich durch die UV- Strahlung und Luftfeuchtigkeit hervorgerufen, werden gemindert bzw. ganz ausgefiltert.

Bei Cala Millor

Aufgenommen bei Cala Millor auf Mallorca und ein schönes Beispiel für die stark sättigende Wirkung des Polfilters. Das Meer und der Himmel zeigen sich in nuancierten Farbtönen und nicht in "nur einem Blau", das typisch ist für solche Fotos (ohne Polfilter). Eigentlich ist es meistens noch schlimmer: der Himmel ist mehr oder weniger farblos weiß. Auch das Grün der Büsche rechts kommt kraftvoll rüber.


Also, der nächste Ralfonso-Tipp:

Polfilter benutzen
(nachträgliches digitales Filtern am Blechotto bringt übrigens nie den gleichen Effekt)





Das folgende Foto zeigt Dir gut, was Du durch unbedachtes Scharfstellen und Nichtbeachten der Schärfentiefe, im Bild kaputt machen kannst. Entstanden ist das Foto auf La Palma, der schönsten Insel der Kanaren; La Isla Bonita.

In meinem Reisebericht habe ich dazu geschrieben:


"Diesen Ausblick habe ich echt geliebt. Von der Terrasse aus hatte ich einen weiten Blick hinunter ins Tal und zum Meer. Durch den hohen Standpunkt der Villa verlief auch der Horizont irgendwie fremd weiter oben, als bisher gewohnt. Ich habe Stunden damit verbracht, auf der kleinen Mauer zu sitzen, unter meinen Füßen ging es metertief hinab, der leichte Wind strich mir über die Haut und mein Blick war auf das blaue Meer gerichtet. Das alles strahlte eine unglaubliche Ruhe aus."


War klar, dass ich das auch so im Bild festhalten wollte, würdest Du nicht anders machen...
Vielleicht hat mich ja genau diese Mauer zu sehr in ihren Bann gezogen, warum sonst hätte ich die grundlegenden Regeln des Scharfstellens missachtet?

Aber schau mal selbst, weiter unten habe ich das Foto noch mal, mit ein paar Anmerkungen versehen:

La Palma

Minolta Dynax 600si   f5,6   200mm Tele   1/125sec  Fuji-Diafilm ISO100   Polfilter
La Isla Bonita  aus dem letzten Jahrtausend: 1999 

Und jetzt mit Anmerkungen:

La Palma

Die schöne große Palme umrahmt mit ihrem Stamm und den Blättern den linken und oberen Bereich, so wird der Blick des Betrachters direkt ins Bild geführt. Am auffälligsten ist der hohe Horizont, der durch den hohen (Foto-) Standpunkt irgendwie nicht da ist, wo man ihn normalerweise erwartet. Das war ein verrückter Ausblick, selbst die Wolken schwebten über dem Meer, aber nicht über dem Horizont.
La Palma ist eine sehr mystische Insel…

Mein Anliegen war, die Landschaft von hier oben zu zeigen, so, wie ich sie jeden Tag genießen durfte. Die Minolta Dynax 600si verfügt über einen, damals rekordverdächtigen, Mehrzonen-Autofokus und eine programmgesteuerte „Erkennung“ des Motivs. Das ging hier dann leider vollkommen schief, denn die Minolta hat sich entschieden, die Mauer als bildwichtigstes Element anzusehen und darauf scharf gestellt. Und ich habe es im Sucherbild nicht bemerkt. Es gab keine Displays auf den Kameras damals, Computer gab´s. Das waren aber wirklich noch die klassischen Blechottos, lahm und kaum zu gebrauchen. Windows 98 erblickte zu der Zeit gerade die Welt. Ich fotografierte auf Diafilm, schickte die Filmröllchen in Entwicklungs-Sendungen direkt nach meiner Rückkehr ans Labor und durfte meinen Fokussierfehler dann weitere 10 Tage später auf der Leinwand bewundern. Ohne irgendeine Chance, ihn zu korrigieren.

Nun wäre ein fälschliches Scharfstellen auf die Mauer im Vordergrund gar nicht so sehr schlimm, wenn dann nicht noch der zweite Fehler hinzugekommen wäre: die zu kleine Schärfentiefe. Im Sucher hatte ich vor dem Auslösen mit der Schärfentiefen-Prüftaste den Schärfeverlauf begutachtet und genau so gewählt. Die Blende f 5,6 brachte in Verbindung mit dem 200er Tele eine knackig scharfe Landschaft, einen ebenso scharfen Vulkanberg und sogar noch etwas Zeichnung im Meer. Dafür waren die Mauer und Palme im Vordergrund leicht unscharf, traten optisch etwas zurück und lenkten so den Blick des Betrachters genau in die Ferne auf die Landschaft. So war der Plan. Bis kurz vor´m Auslösen.

Schusseligerweise habe ich diese Einstellung aber nicht fixiert, sondern den Auslöser ganz normal betätigt; schließlich passte ja alles. Tja, die Kamera hat da aber in ihrer bekannten schnellen Art und Weise die Schärfeberechnung neu vorgenommen und eben nicht die Landschaft, sondern die Mauer als „Scharfpunkt“ genommen.




Wie hätte ich das vermeiden können?

Nicht nach La Palma fliegen, nicht immer dasitzen auf der Mauer und die wunderschöne Landschaft in mich aufsaugen und gar nicht fotografieren – zählen NICHT!


In unserer digitalen Zeit ist nach all der Planung ein kritischer Blick auf´s Display eine riesengroße Hilfe. Aber vorher hätte ich bei dem Motiv entweder den Autofokus auf Spotmodus mit mittenbetonter Fokussierung nutzen müssen (dann hätte der Meßstrahl genau die Landschaft getroffen), oder (noch besser) gleich manuell fokussiert. Es war ja nur ein kleiner Fehler.

Der große Fehler ist das unbedachte Nutzen von automatischen Funktionen.

Nichts spricht gegen den Einsatz von Programmautomatiken im Bereich der Belichtung oder Schärfensteuerung, ganz im Gegenteil, ich befürworte sogar den Einsatz gewisser Programme (z.B. die Zeitautomatik und den Spot-Autofokus). Du solltest aber immer genau wissen, was Deine Kamera da gerade automatisch für Dich einstellt. Ist es das, was Du auch so haben möchtest und manuell ebenfalls einstellen würdest, dann hilft sie Dir Zeit zu sparen.

Falls Deine Landschaft mal nicht so ganz auf´s Bild passen will, nutze einfach die Vorteile der Panoramafotografie. Ob Du dafür Dein Smartphone mit einer entsprechenden App einsetzt, oder klassisch per Mehrfach-Fotos und nachträglicher Bearbeitung per
Stitching-Software am Blechotto aktiv wirst, ist für Deine Fotos unerheblich. Detaillierte Tipps findest Du in der Rubrik Panoramafotografie, denke nur an das weiter oben Beschriebene: es geht nicht darum, soviel wie möglich aufs Foto zubekommen, sondern so viel wegzulassen, bis es nicht mehr geht.

Gerade die
Panoramafotografie mit ihrem schier grenzenlosen Format verleitet, neben den Verlockungen des Weitwinkels, dazu. Viel wichtiger ist, dass Du mit Stimmungen arbeitest, das Schöne und Besondere Deiner Landschaft in das rechteckige Kästchen des Bildes einfängst und der Betrachter etwas von dem Feeling “Deiner” Landschaft spüren kann. Gerade im breiten Format sollte Dein Augenmerk verstärkt auf der Struktur und kreativen Gestaltung gerichtet sein.


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