Vieles haette ich verstanden, wenn man es mir nicht erklaert haette

Tiltshift

... tilt & shift -- verschwenken & verschieben ...

Gerne denkst Du an Dein schönes Wochenende mit Tante Gerti in Hamburg zurück. Der Besuch in dem Miniatur Wunderland bleibt Dir dabei sicher unvergesslich, als Tante Gerti´s Begeisterung für die wunderschönen Modellbaulandschaften gar nicht mehr enden wollte. Sicher hätte man sich in drei Tagen Hamburg auch durchaus etwas anderes anschauen können, aber drei Tage Modellbaueisenbahnen anschauen am Stück war auch eine Erfahrung für sich. Vor allen Dingen die gefühlten 7500 Fotos von kleinen Figürchen, Zügen und Mini-Viadukten haben die Wochen zu Hause umso schöner werden lassen; so wurden aus den echten 3 Tagen gefühlte 3 Monate.

Miniatur Wunderland Hamburg

Als sich Tante Gertis Aufmerksamkeit allmählich wieder der Marienkäferzucht zuwandte, fiel Dir ein riesiger Stein vom Herzen. Bis Deine hübsche Nachbarin Chantal mit ihrem weißen iPhone ein Foto vom Marienkäferzuchtverein fotografierte und Tante Gerti auf ihr Smartphone schickte. Es zeigte das Vereinsheim doch tatsächlich so, als wäre es ein Foto aus den Miniaturwelten. Tante Gerti schrie laut auf: "Zauberei!!" und Du hast innerlich auch geschrien: "Verrat!!"

Was nun folgte war Dir vom Ablauf bereits geläufig: Du hast ja schließlich die supertolle Kamera und viel mehr Erfahrung, als die Chantal (sehen wir es mal fotografisch...). Ergo ist Tante Gertis Aufgabe an Dich logisch ableitbar:

>> machen! <<


Nur wie machen, wenn man nicht weiß, wie die Chantal das gemacht hat?

Die Fotoschule hat einfach das gemacht, was Du Dich bei der hübschen Chantal bisher noch nicht getraut hast:
einfach mal ansprechen.
Dabei stellte sich heraus, dass Chantal ihre
iPhone-Kamera nur so aus Gag benutzt und eigentlich gar keinen Plan von der Fotografie hat; und nicht haben will. Sie beschäftigt sich lieber mit anderen Dingen im Leben und knipst nur so. Für das Foto vom Vereinsheim des Marienkäferzuchtvereines nutzte sie ihre neue App namens Tiltshift. Sehr viel mehr hat sie gar nicht gemacht, das Bild ist dann irgendwie so geworden. Du siehst, so einfach kann es manchmal sein.

Um reproduzierbare und gezielt geplante Ergebnisse zu erlangen, ist das sicher keine gute Methode. Für einfach nur mal so, aber aufgrund der hohen Qualität der App, genial einfach.

Miniatur Wunderland Hamburg

Was verbirgt sich hinter Tiltshift?

In unserer heutigen digitalen Welt kann man unterscheiden zwischen dem ursprünglichen Tiltshift und dem nachempfundenen, sagen wir mal, digitalen Fake-Tiltshift. Ein Tilt-und-Shift-Objektiv (also die ursprüngliche Version) ist ein Spezialobjektiv, das das Verschieben (Shift) und das Verschwenken (Tilt) des Linsensystems gegenüber der Filmebene ermöglicht. Ganz einfach ausgedrückt, ist das tatsächlich ein Objektiv, das Du obwohl es fest montiert ist, vor der Kamera quer hin und herschieben kannst.
Teure Kamera-Objektiv-Spezialbauten ermöglichen zusätzlich auch das "Abknicken" des Objektivs. Das sieht dann so aus, als ob es an einer Seite nicht richtig an der Kamera sitzen würde und ein Stückchen absteht (Tilt).

Manchem schon leicht ergrauten Fotofan ist das Thema sicher noch bekannt aus den Zeiten der Diaprojektion, wo das Drama ständig dann begann, wenn der Projektor nicht genau parallel zur Leinwand ausgerichtet werden konnte (das war in so ziemlich jedem zweiten Wohnzimmer so). Dann wurde das Dia trapezartig verzerrt projiziert, was natürlich auch damals in der analogen Welt niemand wirklich wollte. Mit den (sündhaft teuren) Shiftobjektiven am Diaprojektor konnte man das prima ausgleichen. Heute nutzt Du für solche Probleme die digitale Trapezentzerrung am Beamer, die meistens obendrein elektronisch automatisch korrigiert.

In der Fotografie fand (und findet) die Trapezkorrektur per Shift-Objektiv im professionellen Bereich für Architekturaufnahmen ihr Haupteinsatzgebiet, denn Bauherren sehen ihr neues Häuschen (auch wenn es 126 Stockwerke hoch ist) ungern mit krummen Hauswänden.

Du denkst Dir nun sicher, aha, aber was hat das mit Chantal, Tante Gerti und den Märklin-Welten zu tun?

Shift und Tilt greifen perspektivisch ein, verändern allerdings viel massiver die Schärfenausdehnung eines Fotos. Und da bewegen wir uns langsam auf den Fake-Tiltshift-Bereich zu. Es gibt nicht nur Apps für Smartphones, sondern auch Programme für den Mac und PC, die Fotos zu Spielzeuglandschaften schrumpfen lassen. Bei der digitalen Tiltshift-Fotografie steht das Spiel mit den Schärfen und Unschärfen im zentralen Mittelpunkt. Und das sozusagen als Mittel zum Zweck, um den Betrachter etwas vorzugaukeln, was er real anders wahrnehmen würde. Er sieht in einer per Tiltshift bearbeiteten Fotografie scheinbar eine Miniatur-Modellbauwelt, obwohl sie ganz normale echte Menschen, Autos und Gebäude zeigt.

Am Junfernstieg während des Alsterfestes

Diese Miniaturlandschaft stammt nicht aus den Miniaturwelten, sondern ist der Blick vom gegenüberliegenden Haus aus dem Fenster heraus

Wie funktioniert so eine Täuschung der Sinne?

Betrachtest Du ein schönes Porträtfoto von Tante Gerti, so wird es Dir nicht sonderlich schwerfallen, Tante Gerti auf einem postkartengroßen Foto als postkartengroßes Portrait wahrzunehmen. Das ist Dir sozusagen als Programm im Hirn fest vorgegeben. Du nimmst die Schärfeverteilung der bildwichtigen Teile weitgehend so wahr, wie Du es im echten Leben und mit dem Augeneindruck übereinstimmend wahrnimmst.

Etwas anders wird das bei Fotos von ganz kleinen Dingen, wie beispielsweise Fotos von der Modelleisenbahnlandschaft. So wie Du, kennen wir alle die typische Schärfeverteilung bei Makroaufnahmen und Du würdest sicher nie auf die Idee kommen zu glauben, der verschwommene Vorder- oder Hintergrund sei wirklich so unscharf wie auf dem Foto zu sehen. Jeder Bildbetrachter interpretiert
das Dargestellte als Bild von etwas sehr Kleinem und "kennt" die typische Unschärfe solcher Bilder. Das funktioniert so gut, dass dieses Sehen, Interpretieren und Abstrahieren nicht nur auf den erlauchten Kreis der Makrofans beschränkt ist, sondern irgendwie jeder Mensch heutzutage als sehtechnisches Grundprogramm in sich trägt. Jeder Betrachter beginnt im Kopf, für ihn unbewusst und intuitiv, die unscharfen Bildteile automatisch in Größenverhältnisse umzusetzen ("Jeder" mal in Klammern gesetzt, bevor ich wieder Ärger kriege, weil es bei einem nicht klappt....).

Und genau hier greift die App der schönen Chantal.

Sie dreht den Spieß einfach um und verpasst einer realen Welt lediglich die Unschärfen einer Makrofotografie.

Das ist das ganze Spiel.
Wenn Du bei Deiner Aufnahme die Tatsache berücksichtigst, dass Du so ziemlich alle Miniaturwelten in Deinem Leben von oben aus einer Art Vogelperspektive gesehen haben dürftest, ergibt sich auch schon der erfolgversprechendste Aufnahmewinkel: am besten schräg von oben. Dann wirkt der Effekt, eine scheinbare Modell-Landschaft auf dem Foto zu sehen, verbunden mit den digital eingefügten "typischen Makro-Unschärfen" am stärksten. Der Bildbetrachter sieht das Bild, nimmt den Aufnahmewinkel wahr, beurteilt die Schärfen und Unschärfen und kommt zu der Überzeugung, eine Miniaturlandschaft zu sehen.

Das macht den Reiz solcher Fotos aus.

Speicherstadt

Es mag sicher Fotofans geben, die dem Tiltshift-Virus vollends erliegen und nur noch "tiltshiften", generell ist diese Methode der Bildmanipulation eine weitere digitale Spielart. Dann und wann kommt so ein Effekt sicher gut, wird sich aber umso schneller abnutzen, je mehr solcher Fotos Dein Bildbetrachter verkraften muß. Setze solche Effekte, wie ähnliche andere digitale Spielarten, lieber in Maßen ein. Dann überzeugt so ein Effekt umso mehr.




Ein paar Tipps zum sicheren Gelingen eines digitalen Tiltshifts
(wird auch Blur-Effekt genannt):

es geht mit jeder digitalen Kamera, am einfachsten mit einem Smartphone (iPhone etc.) und Foto-App., die Tiltshift kann (häufig als Freeware)

      Aufnahmewinkel ideal von schräg oben
(also auf den Baum klettern, wer es einfacher mag wahlweise aus dem Fenster des 2. oder 3. Stocks)

      Menschen und Autos wirken auf Straßenszenen besonders gut, großer Erfolg bei Landschaftsmotiven
      
Bearbeitung über ein Bildverarbeitungsprogramm wie Photoshop, was aber recht mühsam ist wegen der Ebenenauswahl und vielfältigen Schritte

      einfachste Bearbeitung über ein kostenfreies Online-Tool der "Tiltshift-App-Macher" für´s iPhone
 
http://labs.artandmobile.com/tiltshift/




Wenn Du so gewappnet in Richtung Marienkäferzuchtverein losziehst, das schäbige Vereinsheim schräg von oben fotografierst und das "getiltshiftete" Bild dann den Vereins-Damen vorlegst, wirst Du der Held des Tages sein (und die hübsche Chantal wird Dir auf immer und ewig den Laufpass geben, weil Du ihre Idee geklaut hast...).

So ist das im Leben, Prioritäten setzen :-)

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