Vieles haette ich verstanden, wenn man es mir nicht erklaert haette

Verschlusszeit
... das Spiel mit der Zeit ...

Die Verschlusszeit spielt neben der Blende eine entscheidende Rolle für die richtige Belichtung des Bildes.
Sie steuert die Dauer der Belichtung, während die Blende die Menge des eintreffenden Lichtes reguliert.

Näheres zum Zusammenspiel der beiden Komponenten findest Du im Themenbereich
Verschlusszeit und Blende.
(Klick darauf, wenn es Dich interessiert; für alle anderen, die von dieser Seite hierhin kommen, geht´s nun im Folgenden weiter:)

Es gibt verschiedene Arten der Verschluss-Steuerung, die auf unterschiedliche Art und Weise die Zeit regeln, die das Licht durch das Objektiv kommend auf den Film bzw. Sensor trifft. Es gibt mechanische Verschlüsse (kreisförmig als Zentralverschluss oder jalousieartig als Schlitzverschluss) und digitale Verschlüsse (der Sensor wird nach einer gewissen Zeit abgeschaltet). Ich lasse die genauen technischen Hintergründe mal außer Acht, denn sie bringen uns bezüglich unserer Fotos nicht weiter.

Noch mal zur Vertiefung:

Verschlusszeiten werden in Sekunden bzw. Bruchteilen von Sekunden angegeben. Auf Deinem Verschlusszeitenrädchen der Kamera (oder im Display der Kamera) findest Du Zahlenwerte, die z.B. heißen: 60, 125, 250 oder 1000. Gemeint ist die Zeit, die der Verschluss der Kamera geöffnet bleibt in Bruchteilen einer Sekunde (60 = 1/60tel Sekunde oder 1000 = ein Tausendstel-Sekunde). Je größer die Zahl, umso kürzer bleibt der Verschluss geöffnet (1000 = kurz, 15 = lange).
Ein Sprung zwischen den Zeiten ist immer ein Belichtungswert, d.h. eine Verdoppelung bzw. Halbierung der Belichtungszeit. Man spricht von langen Belichtungszeiten bei Verschlusszeiten länger 1/8sec. Umgekehrt werden Verschlusszeiten unter 1/125sec als kurze Verschlusszeiten bezeichnet. Im vorherigen Kapitel habe ich bereits erwähnt, dass nicht nur die Blende, sondern auch die Verschlusszeit weitergehende Auswirkungen auf das Entstehen des Bildes hat (als lediglich für die richtige Lichtmenge zu sorgen).

Tauben auf dem Markusplatz in Venedig, die sich in Scharen auf ausgestreutes Futter stürzen

Tauben auf dem Markusplatz in Venedig, die sich in Scharen auf ausgestreutes Futter stürzen

Dieses Bild entstand mit einem 500mm Teleobjektiv auf Schwarzweißfilm (1979) mit Blende f11 und 1/15 sec. vom Stativ aus. Ganz unten erkennst Du eine Taube, die ruhig saß und somit scharf und nicht verwischt dargestellt wurde. Die anderen verwischten Stellen im Bild sind die flatternden Flügel der gierig aufgeregten Tauben. Durch die relativ lange Verschlusszeit wurden die sich bewegenden Flügel verwischt abgebildet. Von diesem Effekt der sichtbaren Bewegung lebt das Bild. Am Blechotto habe ich das Foto per Umkehrung im Negativ dargestellt, was zur zusätzlichen Verfremdung führt (das hat aber nichts mit der Verschlusszeit zu tun...).

Verwackelung
(oft auch fälschlicherweise als unscharf bezeichnet)

Verwackelte Fotos erhältst Du, wenn sich die Kamera während der Belichtung bewegt.
Verwackelte oder vielmehr verwischte Fotos erhältst Du auch dann, wenn sich das Motiv während der Belichtung bewegt (wie die Tauben oben auf dem Bild, was da aber ein gewünschter und positiver Effekt ist). Um dem entgegenzuwirken, versuchst Du die Verschlusszeit so kurz, wie möglich zu wählen. Dadurch erreichst Du, dass die Zeit, die der Verschluss für die Belichtung geöffnet bleibt, ganz kurz ist. In dieser kurzen Zeit sinkt die Möglichkeit, die Kamera zu verwackeln.

Der Verschluss bleibt bei 1/1000sec nur so kurz auf, dass Du gar nicht die Chance hast, sie zu verreißen. Und Dein bewegtes Motiv kann sich in so einem kurzen Zeitraum gar nicht weit bewegen; Du frierst es förmlich für einen Sekundenbruchteil ein.
Die Gefahr zu verwackeln steigt bei längerer Brennweite immer weiter an. Der Bildwinkel wird enger und die Gefahr von ungewollter Bewegung größer. Ab einer gewissen Telebrennweite verwackelt sogar schon das natürliche Ruhezittern der Hand oder das Aufschlagen des Spiegels in der Kamera.

Als Faustregel kannst Du Dir folgende Eselsbrücke zur maximalen Freihandgrenze merken:

1/Brennweite = äußerste Verschlusszeit zur verwacklungsfreien Fotografie
(200mm-Tele erfordert demnach mindestens 1/200sec Verschlusszeit, besser kürzer)
Alle längeren Verschlusszeiten erfordern den Einsatz eines Stativs
(ggf. Stativersatz, wie Mauer oder Zaun), oder zumindest eine effektiv arbeitende kamerainterne Bildstabilisierung



Das hört sich alles recht trocken an, dabei ist neben der Blende gerade die Verschlusszeit eine zentrale Möglichkeit, Deine kreativen Ideen im Bild umzusetzen . Besonders wenn es darum geht, Bewegung in einem starren Bild darzustellen.
Du kennst sicher die Bilder von Formel 1 Rennwagen, die scharf auf dem Foto vor einem verwischten Hintergrund abgebildet sind und das ganze Bild förmlich Bewegung ausstrahlt. Das kannst Du erreichen, wenn Du die Verschlusszeit verlängerst und während der Belichtung mit dem Motiv (in unserem Beispiel der Rennwagen) mitziehst. Das Motiv bewegt sich in der Geschwindigkeit Deines Kameraschwenks, während der starre Hintergrund dadurch verwischt. Man spricht bei solchen Bildern vom
Mitzieheffekt, der in der Fotoschule in einer eigenen Rubrik behandelt wird; bei Interesse klick bitte HIER (wenn Du die Fotoschule wie ein Buch durchklickst, kommst Du etwas später aber automatisch dorthin).

Ebenso kannst Du bei Motiven, die bewegtes Wasser zeigen, unterschiedliche Stimmungen erreichen, wenn Du die Verschlusszeit bewusst wählst.



Zwei Beispiele aus meiner
Fotoserie Korfu, die zwar an zwei unterschiedlichen Abenden, aber an derselben Stelle entstanden, zeigen den Einfluss der Verschlusszeit auf das fertige Bild sehr deutlich:

Lange Verschlußzeit
Kurze Verschlußzeit

Hier siehst Du das Meer mit langer Verschlusszeit fotografiert. Ich setzte meine Kamera auf ein improvisiertes Stativ (das war übrigens meine Fototasche auf einer Strandliege stehend und darauf die Kamera) und fotografierte mit 1/8 sec. So schimmert das aufgewühlte Meer wie ein sanfter See.

Zum Vergleich die Wirkung bei kurzer Verschlusszeit.
Besonders auffallend zu sehen vorne an den schäumenden Wellen.
1/125 sec. f5,6

Du siehst, das bewusste Spiel mit der Verschlusszeit führt zu ausdrucksstärkeren Fotografien.
Du kannst mit diesem Gestaltungsmittel Deinen Bildern eine komplett andere Wirkung verleihen und Emotionen ausdrücken. Solche recht einfachen Eingriffsmöglichkeiten bleiben Dir jedoch verwehrt, wenn Du nur per Programmautomatik fotografierst (und die Kamera schon machen lässt...)

 Das Foto lebt von dem Element Bewegung im Bild. Die leicht unscharfen Flügel nimmt der Bildbetrachter erst im zweiten Step wahr, im ersten Schritt sieht er die Möwen in der Luft und empfindet so etwas, wie Flügelschlag, Bewegung und Dynamik. Wäre die Verschlusszeit kürzer gewesen und somit die Flügel ebenso scharf, wie die Möwenköpfe, würden sie unnatürlich “aufgeklebt” wirken.

Mit so einfachen Mitteln kannst Du dem Bildbetrachter eine Botschaft mit auf den Weg geben. Darum ist es sehr wichtig, dass Du die Verschlusszeit bewusst gestaltend mit in Deine Überlegungen einbeziehst.

Die Verschlusszeit bei diesem Foto war 1/40 sec. mit Blende f4,1, ISO 80 und 70mm Brennweite (bezogen auf Kleinbild). Übrigens nicht mit einer DSLR, sondern einer Travelzoom-Digitalkamera Lumix TZ-10 aufgenommen.




Viele Fotofans versuchen heutzutage mit ihrer Kamera schimmernde und verwischte Langzeitaufnahmen zu fotografieren, doch auch genau das Gegenteil hat nach wie vor seinen besonderen Ausdruck; besonders wenn die Verschlusszeit so kurz ist, dass man auf dem Bild etwas sehen kann, was dem normalen Sehen eher verwehrt bleibt (was natürlich auch für die Langzeitaufnahme zutrifft). Fotofan Seestern hat zwei Aufnahmen mit sehr kurzer Belichtungszeit fotografiert, die zeigen, dass auch die kurze Verschlusszeit sehr kreative Effekte hervorruft:

Sonnenuntergänge haben immer ihren eigenen Reiz. Besonders schöne Fotos bekommst Du meistens dann, wenn Du einen passenden Vordergrund mit ins Motiv einbaust. Wie gesagt, Fotofan Seestern hat hier nicht den aktuell modernen Weg der Langzeitbelichtung gewählt (dann wäre das Wasser ganz weich verschwommen und glatt geworden), sondern auf extrem kurze Verschlusszeiten gesetzt. So fängt sie jeden einzelnen Spritzer der sich an den Steinen brechenden Wellen ein. Der besondere Reiz ergibt sich natürlich durch die schöne Sonne im Hintergrund, zu der sich die Tropfen förmlich hochrecken.
1/1000 sec / f5 / ISO125

Kugelspritzer

Ihr zweites Foto “lebt” ebenfalls von der kurzen Verschlusszeit, denn nur so sind die Wasserspritzer in der Luft “einzufrieren”.
Das Bild zeigt eine Glaskugel am Strand in den Wellen und ergibt, verbunden mit der gelungenen Verschlusszeiten-Wahl, eine spannende
Glaskugelfotografie. Hätte sie hier eine lange Verschlusszeit gewählt, würde man lediglich eine nasse Kugel sehen, auf der das Wasser abläuft.


Fotofan Cathy zeigt auf dem nächsten Foto die oben erwähnte Langzeitbelichtung, mit verwischtem Wasser und glatter seidiger Oberfläche. Der Einfluss der Verschlusszeit auf Dein Foto ist sehr hoch. Darum ist es so schade, dass so viele Fotofans lediglich den Programmautomatik-Modus ihrer Kamera nutzen und diese wichtigen Möglichkeiten einfach „vorbeischwimmen“ lassen.

Die Programmautomatik wird immer eine Ausgewogenheit zwischen Blende und Verschlusszeit suchen und stellt Verschlusszeiten im
User-freundlichen Bereich ein. Das sorgt leider allzu oft für langweilige Fotos. Da sind die beiden unterschiedlichen Versionen von Seestern und Cathy ein echter Blickfang gegen; “nur” durch die richtige Steuerung der Verschlusszeit...

Cathy_Trippstadt2

Fotofan Cathy hat bei ihrem Waldspaziergang (na, wenn das mal nicht der Oberbruttenscheider Wald sein mag…) glücklicherweise die DSLR nicht vergessen und sehr erfolgreich mit langen Belichtungszeiten gearbeitet (3sec. mit Blende f20 bei ISO 100).

Das Foto entstand mit Stativ und einer Canon EOS 5D Mark II.

Am Gardasee

Tele 300mm, 1/250sec., f5,6 ISO200
Eine längere Verschlusszeit hätte hier den aufgewühlten
Gardasee „glatt gebügelt“. Dadurch wäre viel von der rauen Stimmung verloren gegangen. Gleichzeitig wären die sich stark bewegenden Boote verwischt dargestellt.
Der Betrachter hätte so ein Foto als unscharf empfunden.

Kurze_Verschlusszeit

Auch hier sorgt eine kurze Belichtungszeit (1/1250sec. f4 ISO125) für den „dramatischen“ Effekt des Bildes. Nur so konnte die Welle mit den hochspritzenden Wassertropfen beim Auftreffen auf die Pöller optisch eingefroren werden.


Einige Beispielfotos zum Zusammenspiel von Blende
und Verschlußzeit findest Du per Klick
hier:
 


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