Vieles haette ich verstanden, wenn man es mir nicht erklaert haette

Der Wald

…  ich seh´ den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr ...

weiter in der Fotoschule

Es ist ja nicht so, dass ihr beiden keine gemeinsamen Vorlieben habt. Tante Gerti liebt ihn und Du nicht minder:
Der Oberbruttenscheider Wald!

Während Tante Gerti frohlockend und jauchzend über die lehmigen Pfade hüpft, schleppst Du mit Begeisterung Deine Kilos an Fotoausrüstung durch ihn spazieren. So ein schöner Wald will schließlich gebührend in Szene gesetzt werden. Du hast es schon schnell gemerkt, so ein Wald hat seine Tücken. Das sind nicht nur die Mücken. Es ist viel schlimmer. Du freust Dich jedes Mal über die herrlichen Farben und Stimmungen am frühen Morgen und würdest auch gerne mal herum hüpfen, aber zum einen ist das ziemlich albern und zum anderen kracht es dann immer so unangenehm in der Fototasche. Was sich allerdings durchzieht, wie ein roter Faden, sind nicht die unzähligen wimmelnden Ameisenstraßen. Es ist vielmehr die zu erwartende Fotoausbeute. Irgendwie ist das meistens recht mau da auf der Speicherkarte, was Du an Trophäen während des Spazierganges gesammelt hast.

Tante Gertis liebstes Wald-Foto ist schon fast älter, als Du:

Waldweg_mit_Softeffekt

Wenn es stimmt, was Tante Gerti dazu erzählt, entstand es in den Siebzigern mit einer Minox 35 GT-E und die dunstige Stimmung erzeugte sie durch das Anhauchen der Frontlinse kurz vorm Auslösen. Dadurch ist nicht nur der weiche, wie sie es nennt,
"Hamilton-Effekt" entstanden, sondern auch die warme Farbgebung. Du magst das Foto nicht so sonderlich, vermutlich weil es so oldschool aussieht. Und weil es von Tante Gerti kommt. Und weil es Dir trotzdem irgendwie gefällt, was Du Dir natürlich niemals eingestehen würdest.

Wenn Du aber eines schon gelernt hast hier in der Fotoschule, Du stehst mit Deinem Fotoproblem nie alleine da. Es gibt ´zig Fotofans, die vor ähnlichen Herausforderungen verzweifeln...

Fotofan Lutz schreibt in seiner Email an Die Fotoschule:

Email



 

 

 

 

 

 

 

 



 


So 17.09.2017 18:54

Hallo Ralf,
 
... etwas gekürzt...
 
Da gerad
Herbst ist.....  Hast du mir vielleicht einen Tipp, wie man Wald fotografiert ?
Bei meinen Bildern sieht man den Wald buchstäblich vor lauter Bäumen nicht.
Was ich auch mache, rauf runter rechts links Hochformat, Querformat, Panorama. Irgendwie sieht
das alles immer nach nix aus. Ich hoffe jetzt, das ich im Herbst noch ein bisschen üben kann, und vielleicht doch mal Waldbilder zustande bringe.
 
 
Viele Grüße aus Dillingen an der Donau
 
Lutz
 




 

 

 

 

 



 


 

 

Ich habe Lutz kurz geantwortet und um ein paar Beispielfotos gebeten. Als Schnell-Tipps rat ich ihm: "so aus dem Stehgreif würde ich sagen, es ist im Wald immer eine Frage der Perspektive. Wege in den Wald rein, die das Auge des Betrachters führen. Oder Lichtverhältnisse, Sonnenstrahlen, Nebel und auch hier wieder: Führung des Auges des Betrachters."


Da gab es ja diese Rubrik noch nicht...



Fotofan Lutz hat dann kräftig in die Tasten gehauen:

Email



 

 

 

 

 

 

 

 


 



 


Mo 18.09.2017 22:45

Hallo Ralf,
 
vielen, vielen Dank für die
Gartenerweiterungen, und dein tolles Lob für meine Bilder und Stil. Freut mich wirklich sehr.
Schaut echt toll aus auf deiner Webseite. Hab dir dafür noch gar kein Lob ausgesprochen. Habe von dir und Tante Gerti schon sehr viel gelernt. Schaue immer wieder rein, und hole mir Ideen, und Tipps. Habe sehr viel reingeschaut bevor ich meine aktuelle Kamera gekauft habe vor ca. 1,5 Jahren. Davor war ich mit meiner kleinen Powershot S3I viel unterwegs, und es wurden immer mehr Bilder, und die Ansprüche an Qualität wuchsen. So habe ich mal laaaannnge gespart, und dann irgendwann mal zugeschlagen.
 
Wie versprochen hier mal ein paar meiner Waldbilder. Das mit dem Weg habe ich schon mal umgesetzt, und ist eigentlich ein tolles Bild. Wenn auch der Fokus falsch liegt, und ich vielleicht a bissl mehr hätte abblenden sollen um mehr Tiefenschärfe zu bekommen. Das Bild wurde am 09.04.2014 aufgenommen, und lebt meiner Meinung nach von der Telebrennweite, die den schmalen Weg sich richtig schlängeln lässt. Eine Facebookfreundin hat es kommentiert mit: "Neue Wege entdecken"
Vom Wald sieht man auf dem Bild natürlich nicht viel, und von dem See wo der Weg hinführt erst recht nicht. 2 Wochen später war der Pfad schon bis auf Kniehöhe zugewachsen, und ich konnte das Bild nicht nochmal reproduzieren, um etwas mehr abgeblendet und mit richtigem Fokus zu fotografieren. Naja, es lebe der Moment :-)
 



 

 



 

Foto von Fotofan Lutz


Das folgende Foto wurde auch am Auwaldsee aufgenommen. Gegenlicht. 18mm Brennweite, Blende 18. Aufgenommen am
10.05.2017. Der See ist komplett von Wald umgeben. Bin sehr weit runter. Fast bis aufs Wasser. Ich mag es wenn die Sonne zum Stern wird. Denn das ist es was sie ist. Ich fotografiere hier am Ende des Sees, also am Ablauf, in den See hinein. Das ist eigentlich schon sowas wo ich mit meinen Waldbildern auch hin will. Die Sonne ist da (ich weiß, eher suboptimal für Waldbilder / zu hoher Kontrast usw.) Aber, die Blätter leuchten so schön. Bäume, Äste, Boden, Steine, Natur.
 




 

 

 

 

 



 

 



 

 




 


 

 

Foto von Fotofan Lutz



 

 



 


Aber das waren ja jetzt Bilder im und am Wald. Nicht vom Wald. Das Beste was ich da jetzt hab, sind Panoramas. Das folgende Foto entstand aus 8 Bilder in 2 Zeilen a 4 Bilder. Waren eigentlich mehr, und es ging fast 180 Grad von links nach rechts. Aber Lightroom konnte nur die 8 zusammensetzen. Sonst wärs vielleicht schön geworden. Braune Blätter am Boden. Grüne leuchtende Blätter oben in den Bäumen. Starke Baumstämme, rechts und links im Bilde der Weg, der genau da einen Bogen macht. Aufnahme erfolgte Mitte Juli am Nachmittag.
 




 


 

 

Foto von Fotofan Lutz



 

 

 

 

 

 


 

 


 



 


Sowas stell ich mir da vor. Könnte ich die oberste 3te Reihe Bilder noch mit ins Panorama nehmen, wäre vielleicht der Himmel sogar richtig belichtet. Hab hier natürlich einige Fehler bei der Aufnahme der Einzelbilder gemacht. Das Weitwinkel lag zu Hause, das Stativ auch. Nodalpunkt hatte ich schon von gehört, aber der Gedanke wurde weggewischt, nach dem Motto
>> wird schon gehen <<.

Naja, halt ich jetzt schon irgendwo für wichtig. Ich denke, dass dann vielleicht doch mehr Bilder zusammen passen würden. Ich werde da demnächst nochmal hingehen. Wenn die Blätter richtig bunt sind. Vielleicht nehm ich da auch die Kamerarutsche mit, und mach ne Zeitraffer. So fallendes Laub, und im Vordergrund fährt die Kamera an den Blättern vorbei die auf dem Weg liegen. Dann probier ich das mit dem Panorama nochmal. Hab ja dann mindestens ne Stunde Zeit ;-)

Das folgende Foto ist von gestern Morgen. War auf dem Rückweg vom See. Bin da eigentlich noch nie lang gelaufen. Mir fiel dann der entwurzelte Baumstamm auf. Wieder abschüssiges Gelände. Wieder das Stativ zu Hause. Nodalpunkt. Ach, vergessen wir den. Also mach ich mich ans Werk. Wieder von links nach rechts. 3 Reihig. Diesmal hats Lightroom gefressen. Alle da, und da wo sie sein sollen! Sind eigentlich fast 180 Grad von links nach rechts. Fällt gar nicht auf, gell. Ist eigentlich alles da. Ein Weg, wobei sich hier jetzt die Frage stellt: Kommt er daher, oder geht er dahin !?!  Links dann der Baumstumpf. Umrahmt von festen Bäumen. Trotzdem fehlt hier irgendwie der Kick. Entweder, weil der Nebel gerad weg ist. Dann wäre da was Mystisches. Oder weil die Sonne fehlt. Dann wäre da mehr Brillanz.

Weis nich. Was meinst du? Auch zu den anderen.
 




 

 

 

 

 


 

 


 


 

 

Foto von Fotofan Lutz



 

 

 

 


 



 


Ich kauf mir jetzt als nächstes einen kleinen Kamerarucksack. Nur für Weitwinkel, Kugel, und noch ein weitere Objektiv. Wo ich das kleine Stativ dran schnallen kann. Mehr nicht. Die Kamera hängt eh immer mit dem Gurt an der Schulter griffbereit wenn ich unterwegs bin. Die Tasche zum schultern, hab ich nie dabei. Nur wenn ich verreise.
 
Puh, hätte nicht gedacht, dass ich so viel zu 4 Bildern schreiben kann. Aber vielleicht kannst du verstehen wo ich dahin will, und was mich so umtreibt. Nochmal vielen Dank, das du meinen Bilder so viel Platz auf deiner Webseite geschenkt hast.
 
Ich wünsche dir noch einen schönen Abend.
 
Viele Grüße
 
Lutz 
 




 

 

 


 


 

 

Das sind Lutz Überlegungen und Umsetzungen zum Thema Wald. Er hat in seiner Email schon viele wichtige Punkte genannt und sein Ansatz, das Thema Wald mit der Panorama-Fotografie in den Griff zu bekommen, ist ebenfalls gut.

Was seinen Fotos aber fehlt und das ist auch ein durchgehender Wunsch in seiner Email, ist so etwas wie Feeling, Farben, Stimmungen und das Schimmern der Sonne und des blauen Himmels. Meistens steckt das alles in Deinen Bildern drin (wie bei Lutz), besonders wenn Du im RAW-Format fotografierst. Die Kamera schafft für gewöhnlich nicht die extremen Kontraste im Wald. Auch, wenn Dir das gar nicht so erscheinen mag. Der relativ dunkle Waldweg steht im wahrsten Sinne des Wortes im krassen Kontrast zum sehr hellen Licht des Himmels. Da hilft Dir im Grunde nur die HDR-Fotografie, oder das nachträgliche Bearbeiten Deiner Fotos in Richtung DRI. Ich setze hier einfach mal die Fotos von Lutz neben den von mir am Rechner bearbeiteten und zum Teil etwas überzogenen leuchtenden Versionen (um Dir zu zeigen, was mit recht einfachen Mitteln und normalen JPEG´s alles geht...).

Ausgeklammert habe ich das erste Panorama-Foto mit dem Wald und Gegenlicht oben links. Durch die vielen Einzelfotos des achtteiligen Panoramas sind die Schnittkanten (Stitches) unsauber geworden (vermutlich haben sich die Bäume etwas bewegt in den Kronen). Das führt dann leider dazu, das ein Foto in der Gesamtheit unscharf wirkt. Da nützt Dir auch die kontrastausgleichende Nachbearbeitung nichts. Auch, wenn es schön leuchtet von den Farben, bleibt es unscharf.

Bei den anderen drei Fotos stecken jedoch genau Lutz Wunschfotos sozusagen im Bild:

Foto von Fotofan Lutz
Foto von Fotofan Lutz

Links das Original, rechts die DRI-Bearbeitung. Der Weg und die gelben Blümchen, das Grün und vor allen Dingen der im Hintergrund dunkle Baumbereich wirkt gleich viel freundlicher und wärmer. Auch die von Lutz gut eingesetzte Schärfentiefe kommt so viel besser zur Geltung.


Noch deutlicher, allerdings etwas überzogen und aufgrund der eher schwachen JPG-Vorlage leider im Schattenbereich etwas rauschend, ist das Beispiel:

Foto von Fotofan Lutz
Foto von Fotofan Lutz

Wohlgemerkt, schon etwas kitschig poppig, aber Du musst es bei der Bearbeitung ja nicht so extrem aufdrehen. Was aber komplett verschwindet, ist dieses dämpfende Grau über dem ganzen Bild. Hier strahlt der See und der Wald unter der Sonne mit einem blauen Himmel.


Zu dem vierten Foto schreibt Lutz:

"Ein Weg, wobei sich hier jetzt die Frage stellt: Kommt er daher, oder geht er dahin !?!  Links dann der Baumstumpf. Umrahmt von festen Bäumen. Trotzdem fehlt hier irgendwie der Kick. Entweder, weil der Nebel gerad weg ist. Dann wäre da was Mystisches. Oder weil die Sonne fehlt. Dann wäre da mehr Brillanz."

Foto von Fotofan Lutz
Foto von Fotofan Lutz

Ich vermute mal, der fehlende Kick ist die schöne Stimmung im Wald, als er fotografierte. Auch die steckt drin im Bild, ist aber von der Kamera-Elektronik rausgerechnet worden, um einen guten Durchschnitt zu erzielen (Elektroniken sind manchmal böse Geister...).

Was die Motivwahl, den Ausschnitt und auch Lutz Einsatz angeht, hat er gut gearbeitet. Ich denke, Fotofan Lutz kann mit seiner Ausbeute sehr zufrieden sein. Er wird aber bei solchen Lichtverhältnissen im Nachhinein noch etwas Zeit investieren müssen. Falls Du jetzt denkst, das ist ja Bildmanipulation und hat mit dem echten Foto nichts mehr zu tun, kann man da zwei Meinungen zu haben. Hier wurden keine Strommasten retuschiert und Plastikmüll digital entsorgt. Auch andere störende Wanderer mussten nicht aus dem Weg geräumt werden.

Die Eingriffe per Bildbearbeitung haben sich in allen Beispielen auf den Ausgleich und die unterschiedliche Betonung bereits im Bild vorhandener Elemente bezogen. Man könnte auch etwas schnippisch sagen: hätte Lutz da schon beim Foto besser drauf geachtet, müsste man nicht nachher anfangen zu basteln. So gesehen ist das keine Bildmanipulation, sondern eine Bildkorrektur und Ausmerzung von Fehlern (@ Lutz: jetzt nicht falsch verstehen ;-)  ).

Derartige Eingriffe halte ich für legitim, was natürlich nicht heißt, dass das jeder anders bewertet (was ja auch gut ist).







Fotos vom Wald, im Wald, am Wald

Wann genau ist ein Foto ein Waldfoto und nicht etwa ein Landschaftsfoto oder Strandbild?

Am Weststrand in Ahrenshoop

Gute Frage.

Ist das Foto ein Strandfoto? Waldfoto? Landschaftsfoto?
Wie groß darf welcher Anteil genau sein?

Gibt es da ein Rechentool a la “X Bäume auf einer Bildfläche von Y”, am besten noch im Goldenen Schnitt, ergibt ein Waldfoto?
Oder eben keines?


Ist das schon Wald?

Am Weststrand in Ahrenshoop

Und das nicht mehr? Weil da schon der See beginnt?

Darsswald auf Fischland-Darss-Zingst

Du kennst die Antwort bereits selber. So, wie Lutz für sich ein gewisses Empfinden hat, was er als Wald und nicht mehr
als "was-auch-immer" ansieht, ist es richtig. Du bist der Fotograf und setzt Deine Ideen um. Völlig wurscht, was irgendwer anderes da an wichtigen Regeln meint, aufstellen zu müssen.


Ein Waldfoto unterliegt denselben gestalterischen Regeln, wie andere Fotos aus dem Landschaftsbereich auch. Lieblos, ungestaltet, perspektivlos und nachlässig fotografiert kommt da nix bei rum. So kannst Du nicht nur den schönsten Strand und das tollste Berg-Idyll verhunzen, viel schlimmer ist das "Marode-machen" Deines fotografischen Selbstbewusstseins.

Toller Wald - Smartphone in die Luft - Touch --> Müll

Quintessenz:
ich kann nicht fotografieren (noch nicht mal ´nen doofen Wald...)


Was macht Deinen Wald aus? Was sind die Dinge, an denen Du innerlich hängen bleibst?
Das sind die Eigenschaften, die Du versuchen musst über Dein Medium Fotografie zu transportieren (was für ein Statement, wouw....)!


Simpel heißt das:

achte auf die Details, das Licht, die Farben.

Darsswald auf Fischland-Darss-Zingst

Der Sturm hat in Deinem Wald manche der riesigen Bäume einfach umgehauen?

Dann zeig sie.
Zeig die kräftigen Wurzeln, die den Baum im Wind nicht mehr halten konnten.




Durch Deinen Wald schlängelt sich ein völlig veralgter Bachlauf?

Dann zeig ihn.
Die Details Deines Waldes ergeben für den Betrachter Deiner Waldfotos ein geschlossenes gesamtes Bild des Waldes.

Darsswald auf Fischland-Darss-Zingst

Schwarzweiß oder monochrom im Gegenlicht als schöner Kontrast zu den vielen natürlichen Farben im Wald?
Warum nicht?

Mach es.

Nahe der Hohensyburg in Dortmund

Zeig den Frühling:

Darsswald auf Fischland-Darss-Zingst

Den Sommer:

Kreidefelsen auf Rügen

Den Herbst mal so oder so, wie Du ihn gerade empfindest; warm und farbenfroh oder kalt und ungemütlich.

In Holzen, ein Stadtteil von Dortmund
Am Buchholz zwischen Dortmund und Hagen in NRW

Und den Winter, der kommt ja bekanntlich mit einer Kiste voll Möglichkeiten
(Tante Gerti nennt es schnöde Schnee-Landschaften) herüber.

Winter in Dortmund

Auf was musst Du achten, wenn Du Waldfotos fotografieren möchtest?

Wenn Du durch den Wald spazierst, solltest Du nicht vergessen, dass Du den Wald mit Deinen Augen in der Gesamtheit wahrnimmst, Deine Kamera aber immer nur einen recht kleinen Ausschnitt daraus festhalten wird. Darum nützt es wenig, wenn Du total hingerissen von der Atmosphäre bist, Dein Foto aber nur die Baumstümpfe zeigt.

Versuche immer, Dein Bild perspektivisch zu gestalten. Ein ins Bild führender Weg, ein in die Tiefe liegender Baumstumpf oder eine kleine Lichtung zwischen den Baumreihen schafft räumliche Tiefe. Gut, aber kein "Muss", ist ein umrahmender Vordergrund. Das können einzelne Blätter sein, ein Zweig oder auch ein Baum ganz vorne im Bild.

Behalte die Schärfentiefe im Überblick. Scharfe und unscharfe Verläufe können gelingen (z.B. der Weg von Lutz), aber häufig ist die Wahrnehmung allzu starker unscharfer Zonen beim Betrachter negativ belastet. Wenn Du beispielsweise in der Bildmitte etwas scharf hervorheben möchtest und den Hintergrund (ich denke mal Bäume) unscharf verschwimmen lässt, muss Dein scharfes bildwichtigstes Element in der scharfen Zone auch etwas sein, was den Rest im Hintergrund verschwinden lassen kann. Fatal für Dein Bild ist ein Versuchen des Bildbetrachters, den Hintergrund trotzdem erkennen zu wollen, weil die Intention nicht rüberschwappt.

Fotofan Margit sieht den Wald auf ihre Weise und entdeckt einen "Baumrahmen" für den letzten Baum des Waldes:

Am Darss von Fotofan Margit

Damit sind wir gleich beim Thema Blende und generell beim Licht. So ein Wald ist tückisch. Einerseits sorgen die vielen Bäume für recht diffuse Lichtverhältnisse am Boden, andererseits schlägst Du Dich mit extremen Kontrasten zwischen hellem Himmel und verhältnismäßig dunklem "Vor-Dir-und-um-Dich-herum" rum. Wenig Licht heißt für die Kameraelektronik zur Programmsteuerung schnell: Blende öffnen. Damit verlierst Du direkt viel an Schärfentiefe (kann gewollt sein, dann ist es gut...).

Da das häufig nicht reicht, so ein dichter Wald wird auch bei hellem Sonnenschein schnell ein düsteres Motiv, verlängert sich auch die Verschlusszeit. Fotografierst Du aus der Hand und eventuell noch im leichten bis mittleren Telebereich, kann das schnell zu Verwacklern führen. Darum solltest Du die Programmautomatik besser meiden, um einen größeren Einfluss auf die Belichtungssteuerung zu erhalten. Auch hier bietet sich die Zeitautomatik an, Du gibst die Blende vor, die Kamera steuert die dazu passende Verschlusszeit. Komplett manuell geht es natürlich auch (oder sogar noch besser). Dann solltest Du aber auch genügend Wissen mitbringen, was Du da gerade tust.

Um noch etwas Reserven zu ergattern, empfiehlt sich ein moderates Pushen des ISO-Wertes in einen, von Deiner Kamera qualitativ noch realisierbaren, Bereich (Stichwort Bildrauschen). Um die Grenzen Deiner Kamera herauszufinden, empfiehlt sich ein Ausprobieren ganz in Ruhe zu Hause. Vorher natürlich. Eigentlich schon, wenn Du Deine Kamera neu hast und mit ihr starten willst in eure gemeinsame fotografische Freundschaft.



Also:

Zeitautomatik
Blende vorwählen
(einerseits hinsichtlich gewünschter Schärfentiefe, andererseits zum indirekten Steuern der Verschlusszeit)
Fester Stand (Stativ ist ideal, fest an einen Baum lehnen geht auch und davon hast Du ja ein paar zur Auswahl)
Beobachte das Licht (wo scheint es her, wo scheint es durch, wohin fällt es?)
Mittags kracht die Sonne prall von oben, besser sind die Morgen- und Nachmittagsstunden (Stichwort Goldene Stunde)
Gestalte Dein Bild (Perspektive, Tiefenstaffelung, Vordergrund)
Suche eine Stelle, die typisch für Dein Gesehenes und Empfundenes ist


Mit dem Licht gesellt sich besonders im Sommer ein weiterer Störfaktor in Deine Waldidylle:
der Farbstich.

Alles ist grün (natürlich waldabhängig) und sorgt für ein diffuses grünes Licht. So hast Du nicht nur einen leicht grauen Schleier (zum Teil durch den von Feuchtigkeit hervorgerufenen Nebel bzw. generell einer hohen Luftfeuchtigkeit), sondern auch einen grüngrauen Schleier. Und grüngrau ist kalt. Mischt sich dann noch blaustichiges Mittagslicht dazu, wirst Du keine farbintensive positive Frische in Dein Foto bekommen. Nun magst Du denken, ist ja halb so wild, denn der gute Weißabgleich Deiner Kamera wird das schon richten, aber das kann leider nach hinten losgehen. Filtert Deine Kamera nämlich allzu genau den Farbstich raus, werden auch die grünen Blätter und Gräser fade und verlieren an Sättigung.

Ein idealer Begleiter im Wald ist der Polfilter. Polarisationsfilter helfen Dir bei der Verstärkung des Blattgrüns und des blauen Himmels. Sie nehmen schon ordentlich Streulicht im leichten grauen Nebel weg und reduzieren Reflexionen auf feuchten oder nassen Blättern. Wenn es in Deinem Wald auch einen Bachlauf gibt, oder einen See, können sie hilfreich sein beim Fotografieren der Wasseroberfläche. Ganz allgemein hilft Dir die Eigenschaft, für eine höhere Sättigung zu sorgen, gerade auch im Wald weiter.

Den AWB schalte besser aus und wähle eine feste Einstellung. Ideal ist den Weißabgleich auf Sonnenlicht zu stellen. Fotografierst Du nicht zur Mittagszeit, sondern in den Morgen- bzw. Abendstunden, hilft Dir das den nunmehr gewollten Farbstich (das warme rötlich gelbe) auch aufs Foto zu bekommen. Du solltest aber auch erwägen, trotz all der Nachteile den hohen Sonnenstand der Mittagszeit zu nutzen. Bei einem hohen Sonnenstand zur Mittagszeit kannst Du das Blätter- oder Nadeldach Deines Waldes im Sonnenlicht frisch grün glänzen lassen. Achte dann nur auf die Belichtung, dass nicht alles im Schatten ersäuft, wenn die Kamera Dir “falsche” Werte vorgibt. Auch einzeln beleuchtete Details, Lichtstreifen und helle neben dunklen unbeleuchteten Bereichen des Waldbodens kannst Du so gut fotografieren. Das klappt natürlich auch und noch besser zur Goldenen Stunde. Vorausgesetzt, Dein Wald ist lichte genug, sonst kommt bei schräg stehender Sonne nichts mehr durch die Baumreihen durch.

Das Licht im Wald kann aber noch mehr sein. Ohne großen Aufwand gelingen Dir im Wald Fotos mit einer mystischen Lichtstimmung. Wälder haben ja ohnehin oft etwas Mystisches und Geheimnisvolles an sich. Auch hier hilft Dir das direkte Sonnenlicht, allerdings eher die tief stehende Sonne, die durch die Baumreihen scheint. Am besten noch mit einem leichten Nebel, den Du vermutlich eher morgens bei Sonnenaufgang, als abends antreffen wirst. Wenn direktes Sonnenlicht dann durch unterschiedlich dichte Nebelfelder durchschimmert, quasi schon etwas gefiltert und modelliert wird, hast Du perfekte Bedingungen. Den Effekt kannst Du noch verstärken, denn die vielen ähnlichen Grüntöne (und gegebenenfalls noch etwas braun von den Stämmen) eines Waldes können langweilig wirken und gar nicht so recht mystisch. Mach´s in schwarzweiß oder später am Rechner monochrom. So rücken die Farben in den Hintergrund, die Strukturen und Details dagegen in den Vordergrund.

In Ergste im Ergster Wald nahe Letmathe in NRW

Wenn Du durch den Wald schlenderst, kann es vorkommen, dass Du Dich fragst, was Du eigentlich fotografieren sollst. So richtig springt der Funke nicht über, schließlich sieht alles so vergleichbar aus. Ich glaube, die Waldfotografie ist der schwierigste Bereich der Landschaftsfotografie. Hier musst Du meistens die Motive finden, in anderen Landschaften brauchst Du nur mal nach links und rechts zu schauen oder stolperst gewöhnlich über alle möglichen Motive.

Daher lass Dir für die Motivauswahl und der anschließenden Bildgestaltung genügend Zeit. Die feschen Hipster würden sagen: entschleunige!

Bleib stehen und dreh Dich langsam. Schau Dir Deinen Wald, Deine Umgebung genau an. Unten. Oben. Links. Rechts. Hinten. Gehe in die Knie, schau nach oben ins Blätterdach, suche das Licht und gehe ein paar Schritte nach links oder rechts. Dir werden dann Details auffallen, ein Spinnennetz mit dicker fetter Spinne drin, ein Pilz am Baumstumpf, Holzstrukturen, Blätter im Gegenlicht, vielleicht ein
Bach, der über vermooste Steine fließt. Oft sind es genau die Details, die Dir den Zugang in Deinen Wald bringen. Manchmal ist es nur das Fotografieren aus Bodennähe, das Dich alle möglichen Motive finden lässt. Vielleicht ist es der leichte Bodenfrost mit einem reifbedeckten Spinnennetz?

Es kommt aber auch ganz auf den Wald an. Manche Wälder schmeißen Dir die Motive förmlich entgegen und Du musst Dich schon ducken, damit sie Dich nicht treffen...
Da kann dann schon ein simpler Panaromaschwenk mit dem iPhone der Treffer schlechthin werden.

Der Weststrand am Darss

Es ist, wie in vielen Bereichen der Fotografie, oft ein glückliches Zusammenspiel von idealem Zeitpunkt, idealem Licht und dem idealen Ort. Die Kamera und Ausrüstung trägt natürlich mit zum Gelingen bei und kann einiges einfacher machen. Eine DSLR ist jedoch nicht die Garantie für ein gelungenes Waldfoto und die Digicam oder das Smartphone der Grund für´s Mißlingen.

Daher sind die Fragen zu den Beispielen für eine korrekte Belichtung (mit Angaben zur Blende, Belichtungszeit und Brennweite) nicht pauschal zu benennen. Das Licht in einem Wald ist dermaßen unterschiedlich von Wald zu Wald, Weg zu Weg und Stunde zu Stunde, dass es gar keinen Wert hat hier von Belichtungszeiten und Blenden zu reden.

Die ideale Kamera ist (gähn, schon wieder der abgedroschene Spruch...) die, die Du dabei hast und scharfe Bilder "kann". Die, die richtig belichten kann und im Idealfall Eingriffe in die Belichtung ermöglicht. Makro ist gut, Zoom ist gut, Stativ ist gut. Blitz kannste vergessen, kann unterstützend und nuancierend aber auch was bringen. Den Wald bekommst Du damit aber nicht hell und mit dem in der Kamera schon gar nichts von alledem.


Also:
DSLR und alle vergleichbaren Systeme, Digicam mit Zoom, Smartphone mit guter Kamera
Makroobjektiv
Polfilter
Stativ



Aber besonders:

Dein Feeling zum Wald! Kreativität und der Einsatz des vorhanden Lichtes sind der Dreh- und Angelpunkt.

In Graal Müritz an der Ostsee

Als kleiner Anhang zum Thema Waldfotos


Ein paar typisch langweilige (misslungen klingt immer so absolut...) Waldfotos:

Das war wohl nix

Die Baumkronen sahen so toll aus. Das Rauschen, die frische Luft, die noch blattlosen Äste!

Kamera hoch -- Klick -- weiter

Leider sieht es genau so aus, keine Bildgestaltung, die Belichtung nicht geprüft, zumindest passt die Schärfe so halbwegs. Derartig lieblose Fotografien brauchen eigentlich auch keinen Platz auf der SD-Karte zu verschwenden, auch nicht wenn Speicherplatz heutzutage nichts mehr kostet...

Details zu fotografieren ist sicher der richtige Weg, wenn Deine Details aber aussehen, wie ein Blick in den Holzschnitt-Container, dann besser nicht...

Details sehen eher so aus:

Vergiss nicht die Details. Pilze dürftest Du in jedem Wald zu fast jeder Jahreszeit finden, einzelne Hölzer und Wurzeln ebenso. Vielleicht ist es auch eine Schnitzerie in der Rinde, die Dich neugierig macht, das geritzte Herz mit C + R darin. Dein Wald besteht nicht nur aus der Totalen, vielmehr setzt er sich aus Tausenden von Details zusammen. Die gilt es erst mal zu entdecken. Das Pilz-Foto entstand übrigens nicht mit einer DSLR plus teurem Makro, sondern ganz unspektakulär mit dem iPhone. Das kann Nahaufnahmen nämlich sehr gut. Auch das sind Details des Waldes:

Wenn das Licht stimmt, kann auch so ein Ast-Stapel auf dem Foto wirken.







Zwei weitere Beispiele (eins voll daneben, das andere deutlich besser):

Der Blick in den Wald hinein, kann wirken. Muss er aber nicht. Ganz wichtig ist das Einbinden und gezielte Nutzen des vorhandenen Lichts. Kannst Du den Ort zu einem anderen Zeitpunkt noch mal besuchen, dann komm wieder, wenn die Sonne anders steht. Das geht im Urlaub eher seltener, da wirst Du nur einmal an einer gewissen Stelle sein. Im Wald zu Hause kannst Du Dir die Stelle aber merken und hierhin zurückkehren.

Du möchtest den schönen tiefen Wald zeigen, in dem Du so gerne unterwegs bist. Zu sehen ist aber eher etwas Düsteres. Der Bildaufbau stimmt nicht (der Baumstamm rechts führt nicht ins Bild, sondern stört), die Belichtung ist zu dunkel gewählt und dem Foto fehlt die unterstützende Perspektive. Und per Schatten-Selfie selber mit auf´s Bild geht gar nicht.

 So sieht das aus, wenn Dein Betrachter ins Bild geführt wird:

Oder so (hier führt der Weg hinein):

Besonders im Herbst kannst Du gut mit den Farben des Waldes spielen:

Das obere Foto entstand ebenfalls wieder ohne den Einsatz einer hochwertigen Ausrüstung, lediglich mit dem iPhone. Das folgende Bild dagegen mit einem starken Tele an der DSLR.

Darum noch mal:


Ganz wichtig zum Gelingen Deines Waldfotos:

Dein Feeling zum Wald, Dein Auge für Motive!
Kreativität und der Einsatz des vorhanden Lichtes sind der Dreh- und Angelpunkt.

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