Vieles haette ich verstanden, wenn man es mir nicht erklaert haette

Probleme mit der Blauen Stunde

... Fotofan Kathi ist frustriert: Blaue Stunde mit nebligem Ausgang ...

Fotofan Kathi ist voller Tatendrang losgezogen, um zur Blauen Stunde ein paar besondere Fotos einzufangen:

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Von: Kathi
Gesendet: Freitag, 6. Januar 2012 23:11
An: 'Ralfonso (www.ralfonso.de)'
Betreff: Blaue Stunde mit nebligem Ausgang

Hallo Ralfonso,

herzlichen Dank für die ausführliche Beantwortung meiner Fragen.
Ich werde es probieren, ............
....... Aber bevor ich das angehe, packte mich heute bei dem stundenweisen schönen Wetter der Fotovirus und ich wollte unbedingt deine Ratschläge "blaue Stunde" umsetzen. Soooo schöne Fotos! Und erst die vielen Ratschläge dazu und deshalb fielen meine Hühnerbeine, die ich irgendwie zeitgleich braten wollte, da ich ja als Frau mehrere Dinge auf einmal tun kann :-) doch deiner Seite zum Opfer. Die Bude war blau, als mir wieder einfiel, dass ich ja was in der Küche tun wollte. Nun ja, ich bin eben nicht Tante Gerti, die sicher auch noch Kochprofi ist.

Dennoch mit gefülltem Magen hab ich mich zu entsprechender Zeit dann auf die Pirsch nach Fotos gemacht. Trotz Erkältung, aber ohne Einsatz eben keine Fotos. Ich möchte lieber endlich richtig fotografieren und nicht unendlich photoshopieren. Aber irgendwie reißen mich die Resultate heute nicht vom Hocker. Wenn ich mir deine blauen Stunden so angucke... Nun gut, ich war nicht in Rom und auch nicht am Canale Grande, nur an der Elbe in Magdeburg. Trotzdem. Würdest du einen Blick draufwerfen mit kritischen Ralfonso Blick?

Mal vorab was anderes? Du gibst hier Ratschläge und Tips und es kostet nichts? Ist das in Ordnung? Oder gibt es ein Äquivalent, womit man sich für die Ratschläge bedanken kann? Ist ja schließlich Lebenszeit, die du damit verbringst.

Das mal vorab. Im habe die Fotos im Anhang alle auf 9 x 13 cm, 120 dpi geschnitten, nicht bearbeitet (sonst ist es ja für´n Garten). Sorry für die ästhetische Wilderei mit Schrift in den Fotos, aber es geht ja hier um Dokumentation und nicht um eine Ausstellung. Fand ich praktischer als Bildunterschriften.

Was habe ich verkehrt gemacht???
Ich bin gar nicht begeistert. Die Elbuferfotos sind aus der Hand geschossen, die Trogbrückenfotos mit Stativ.
Elbufer 1 ist mir irgendwie zu unscharf. Sollte man generell die Nachschärferei später in der Kiste lassen? Elbufer 3 geht irgendwie, aber vielleicht die Gerippe, also dürren Zweige weg? Sind ja nicht wirklich hübsch.
Trogbrücke 1 ist auch unscharf, alles. Obwohl ich das anders wollte. Trogbrücke 2 hat irgendwie keine richtigen Farben. Ach ja, Weißabgleich hab ich auf Sonnenschein gestellt.
Mein Feuerwerk erinnert mich eher an ein geplatzes Ei in der Mikrowelle, aber nicht an eine schöne Fontäne. Leider.

Zum Farbraum hab ich noch eine Frage. Ich fotografiere mit der Nikon im RGB Modus, Photoshop läuft auch damit. Die Canon erstellt aber nur srgb. Dann umwandeln in RGB oder auch im srgb bearbeiten? Oder ist das bei kleinen Formaten so egal wie die Anzahl der Marienkäferpunkte bei Tante Gertis Lieblingstierchen? (Mensch lieber nicht so laut, sonst ist sie noch beleidigt...) Aber du weißt, was ich meine. Oder?

Vielen Dank für dein Ohr und deine Mühe.

So wie deine Seite sollte Schule sein, ich glaub, dann würden wir in der Pisa Studie anders abschneiden.

Und über die Ralfonso´s kann man sich auch halb totlachen.

Ganz herzliche Grüße,

Kathi
 

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Nun, was Tante Gerti dazu meint, dass es wurscht ist, wieviele Pünktchen auf dem Rücken des Marienkäfergens sind, will ich besser nicht zitieren...
Was aber richtig praktisch ist, sind Kathi´s Angaben zur Belichtung auf den Fotos. Gehen wir die Fotos einfach mal der Reihe nach durch. Was auf jeden Fall zuerst ins Auge sticht (mit oben erwähntem Ralfonso Blick :-) ):
Kathi war nicht zur Blauen Stunde unterwegs, sondern gut zwei Stunden zu früh zur Goldenen Stunde. Somit bleibt der Reiz eines Blauen Stunde - Fotos ganz einfach aus. Dafür hat sie aber das Flair der Goldenen Stunde prima eingefangen, wäre da nicht bei den ersten drei Fotos derselbe Belichtungsfehler.

_120133 Elbufer 1

Kathi bemängelt hier, dass ihr das Foto zu unscharf ist.
Tatsächlich ist das Foto um gute drei Belichtungswerte unterbelichtet, was alles recht vergrauen lässt. Dadurch entsteht ein verwaschener unklarer Gesamteindruck. Wie oben beschrieben, ist hier zwar der Himmel blau gewesen, Die Blaue Stunde findet aber erst einige Zeit nach dem Untergehen der Sonne statt. An den Ufergräsern vorne siehst Du jedoch, dass die Sonne noch scheint und zwar recht schräg mit langen Schatten im Gras. Das ist eigentlich der Idealzeitpunkt der Goldenen Stunde, wenn die Sonne schon recht tief steht und die Landschaft in ein warmes rötliches Licht taucht. Ich habe im Bild drunter die Belichtung um drei Stufen angehoben, was qualitativ am Originalbild natürlich deutlich besser und differenzierter wirken würde, als an dem kleinen Ausgangsbild, das Kathi mir sandte.

120133 Elbufer 1b

Du siehst, das steckt im Bild verborgen. Aber hier ist es noch nicht “Anbrechende Nacht”, eher später Nachmittag.
Zur Belichtung anhand der Daten, die Kathi mitteilt: ISO 100 ist gut gewählt, die f8 in Verbindung mit 1/60sec. sind zu knapp bemessen. Hätte Kathi hier mit der Zeitautomatik gearbeitet und nicht manuell die Daten vorgegeben, hätte die Kamera vermutlich zur vorgewählten Blende f8 in Verbindung mit ISO 100 eine Verschlusszeit von 1/15sec. gewählt. Das wäre für ein “Aus-der-Hand-Foto” schon arg nahe an der Verwacklungsgrenze. Besser wäre hier eine vorgewählte Blende f5,6 mit einer Verschlusszeit um 1/30sec. gewesen.

Korrigiert wirkt das Bild übrigens sehr positiv, eine schöne Landschaft am späten Nachmittag.

_120140 Elbufer 2

Wie auf dem Bild oben gilt hier dasselbe. Keine Blaue Stunde und Unterbelichtung. Zwar hat sie hier etwas länger belichtet, als im ersten Bildbeispiel, dafür ist aber auch die sonnenbeschienene Fläche weg; das Motiv also dunkler.
Ein Anheben der Belichtung um zwei Blenden sieht so aus:

120140 Elbufer 2b

Hier wäre die f4 oder f5,6 mit der 1/30 oder 1/15sec. die bessere Lösung gewesen. Die Zweige im Bild wirken auf mich eher umrahmend und positiv. Ohne die umrahmenden Zweige würde das Bild langweilig sein.

_120146 Elbufer 3

Hier setzt sich das oben Beschriebene fort. Wobei ich mir hier mit den Zweigen nicht ganz so sicher bin. Sie wirken auf diesem Bild weniger umrahmend, als mehr ins Bild ragend. Vielleicht wären sie hier besser nicht da. Ein Anheben der Belichtung führt aber ebenso zu einem ausgewogenerem Bild, was jedoch wie die beiden Fotos zuvor, kein Blaue Stunde Foto ist. Hier ist Sonnenuntergang angesagt.

120146 Elbufer 3b

Achte am besten mal rechts auf die Uferböschung, die nun erkennbar wird. Wobei man bei diesem Motiv sicher streiten kann, was ihm besser tut; Sonnenuntergang mit Silhouetten als Ufer, oder eben ein richtig belichtetes Drumherum.
Wie so oft eine Geschmacksfrage. Was das eigentliche Thema angeht (Blaue Stunde): die Blaue Stunde dürfte zu diesem Zeitpunkt eine gute Dreiviertelstunde später beginnen.

_124518 Trogbrücke 3

Hier meint Kathi, die Trogbrücke ist unscharf. Stimmt.
Der Schärfepunkt liegt eher auf den Bäumen im Vordergrund. Vermutlich stand die Kamera auf Mehrfeldmessung und hat die Bäume als wichtig angesehen und nicht die Brücke im Hintergrund. So hat sie korrekt auf die Bäume scharf gestellt, die Trogbrücke im Hintergrund springt aus dem Schärfentiefenbereich raus. Was Die Blaue Stunde angeht: etwas Reströte ist noch von der Sonne da, darüber baut sich schon etwas “Blaue Stunde” auf. Zwanzig Minuten später, wäre der Effekt vermutlich dagewesen.
Noch ein Wort zu den gewählten Belichtungswerten. Da Kathi ein Stativ nutzte, wäre ein ISO 640 Wert nicht nötig gewesen, denn der mindert die Abbildungsleistung des Sensors erheblich. ISO 100 hätte dann zwar eine deutlich längere Verschlusszeit zur Folge gehabt, was aber durch das Stativ kein Problem gewesen wäre. Die voreingestellte Blende f18 ist für dieses Motiv auch nicht nötig gewesen, f8 hätte dicke ausgereicht.

_124510 Trogbrücke 2

Die Ufergräser im Vordergrund wirken eher etwas störend, auch wenn sie nicht scharf und nur schemenhaft sind. Der Himmel ist noch vom “Nachglühen” der Sonne bestimmt und somit eher rötlich. Das setzt sich im Spiegel des Wassers fort und sorgt für den Gesamteindruck, den Kathi so beschreibt: “Trogbrücke 2 hat irgendwie keine richtigen Farben.”

_124520 Trogbrücke 1

Von den Brückenfotos ist dieses noch das Gelungenste, was besonders die Spiegelungen und Lichter der Brücke angeht. Die beiden Bäume links und rechts im Anschnitt führen den Betrachter gut ins Bild hinein. Blaue Stunde ist auch hier leider nix.
Ich vermute, der Himmel war einfach zu diesig, dass das klare Blau an diesem Abend nicht mehr richtig durchkam. Das ist leider allzu oft so... Die beschriebene Unzufriedenheit Kathis hinsichtlich der fehlenden Schärfe geht hier vermutlich auf das Konto der hohen ISO-Zahl. ISO 640 ist ebenso unnötig, wie Blende f 36. Das Stativ hätte einen ISO 100 - Wert ermöglicht, was zu mehr Detailreichtum geführt hätte, Blende f8 als Ausgleich für Objektivschwächen und etwas mehr Schärfentiefe hätte gereicht und das Bild verbessert. Dann wäre die Brücke scharf und die Bäume im Vordergrund umrahmend etwas unschärfer.

_124379 feuerwerk

Hier ist das “geplatzte Ei in der Mikrowelle, aber nicht die schöne Fontäne...”
Die schöne Fontäne hat sich Kathi selbst genommen, indem sie den ISO-Wert auf 3200 hochgepusht hat. Dadurch wird mit der offenen Blende f4,8 eine Verschlusszeit im Kurzbereich möglich (vermutlich 1/125sec.). Wenn der Verschluss aber nur ein kurzes Bruchteilchen offen bleibt, kommt auch nur ein bisschen Fontäne drauf. Hätte sie auch hier vom Stativ den ISO 100 - Wert genommen, Blende f5,6 oder f8 und dann ausgleichend eine bis drei Sekunden belichtet, hätte sich die Fontäne in dieser Zeit quasi selbst auf´s Foto gemalt und wäre als Lichterstreifen (und nicht als Punkte) zu sehen.





Fazit

Fotofan Kathi hat bei allen Motiven eine gute Sichtweise und zeigt ein gutes Gespür für mögliche Motive. Sie geht aktiv zur Sache und lässt für ein gutes Blaue Stunde Foto sogar die Küche kalt. Perfekt und der richtige Ansatz für gute Fotos!
Leider hat sie Pech gehabt, was das Erkennen des richtigen Zeitpunktes angeht, da sie eine gute Zeit zu früh war um Blaue Stunde Fotos zu machen. Hinzu kommen ein paar Belichtungsfehler durch allzu heftig vorgewählte Parameter (zu hohe
ISO-Werte, zu klein gewählte Blendenöffnung, was unnötig lange Belichtungszeiten erzwingt, manuell gewählte Belichtungswerte), die ihr letztlich ihre Fotos durch die Bank verhagelten. Anhand der Nachbearbeitungen (selbst an den kleinen Vorlagen, die Die Fotoschule von ihr erhielt) siehst Du, was selbst aus vermeintlich fehlbelichteten Bildern noch rauszuholen ist. Die bearbeiteten Fotos sind lediglich nachträglich “richtig belichtet” worden.

Also:
nicht verzagen bei scheinbar missratenen Fotos, oft steckt das “gute Bild” noch in der Datei.



Und zur Blauen Stunde nochmal die zeitlichen Abläufe:

erst eine gute halbe Stunde nach vollständigem Sonnenuntergang beginnt die Blaue Stunde, auch wenn es vorher einen schönen blauen Himmel gegeben hat. Der hat mit dem beginnenden nächtlichen Himmel nichts gemeinsam.

rk3

Zu der anderen Frage:

sRGB oder RGB?

Digitalkameras legen die Bilder in der Regel mit einem sRGB-Profil ab. Das sRGB-Profil ist eine Art Standard im Bereich der Digitalfotografie und wird von so ziemlich allen Geräten und Programmen erkannt. sRGB besitzt einen relativ kleinen Farbumfang. Das hat den Vorteil, dass die gespeicherten Farben auf so ziemlich allen Monitoren gleich rüberkommen. Wäre dieser Farbumfang größer, gäbe es von Monitor zu Monitor farbliche Abweichungen in der Darstellung. So ist sRGB im Bereich des Farbumfanges ein ähnlicher Standard, wie ein jpg- Foto im Bereich des Speicherns, oder der Begriff ISO für die Lichtempfindlichkeit des Bildsensors.

RGB ist in gewissermaßen das genaue Gegenteil und besitzt einen sehr großen Farbraum. Bekannt ist das reine RGB auch als Adobe-RGB, worauf sich der Photoshop als Bildverarbeitungsprogramm spezialisiert hat. RGB mit seinem riesigen Farbraum ist prädestiniert für Digitalfotos, die in den professionellen Druck gehen sollen (denn da gibt’s gar nicht genug an Farbinformationen, was eine Datei liefern kann…). Hier kommt dann noch ein weiterer Begriff ins Spiel: CMYK.
In dieses Format musst Du ein Bild für den Druck umwandeln (meistens übernimmt das Dein Blechotto für Dich im Hintergrund), um die Farben des Druckers ansteuern zu können. Bei der Konvertierung nach CMYK gehen leider systemtechnisch viele Farbinformationen verloren. Allerdings deutlich weniger, als wenn Du vom ohnehin enger ausgelegten sRGB-Profil drucken möchtest. 

Um Kathis Frage zu beantworten:
wenn die Canon „nur“ sRGB kann, ist das nicht schlimm. Und wenn die Nikon das bessere RGB beherrscht, würde ich es auch nutzen (sofern mein Bildbearbeitungsprogramm da auch wirklich mit umgehen kann). In der normalen Praxis dürften sich keine deutlich sichtbaren Unterschiede ergeben. Das sieht aber eben anders aus, wenn es in Richtung Posterdruck, oder semiprofessionellen Druck geht. Für den Notebook-Monitor, das Internet oder normale Prints bis 18x24 reicht sRGB aus. Und damit hast Du keine Kompatibilitätsprobleme zwischen Deinen Rechnern und Programmen…

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