Vieles haette ich verstanden, wenn man es mir nicht erklaert haette

Nachtportrait

… ein helles Lächeln in dunkler Nacht ....

Die Sonne ist im Meer versunken, der Himmel macht sich bereit für ein nächtliches Farbenspiel und Du verspürst den unbändigen Reiz Deine Liebste oder Liebsten in diesem Moment aufs Foto zu bannen. Als treuer und fleißiger Leser der Fotoschule weißt Du natürlich, dass Du den plumpen “Platsch-von-vorne-Blitz” Deiner Digicam tunlichst vermeiden sollst.
Also gibts nur eine Lösung:

Langzeitbelichtung.

Ein Mäuerchen oder großer Baumstumpf als Stativersatz ist schnell gefunden und auf gehts...
Leider sehen Deine Fotos dann ungefähr so aus, wie auf dem folgenden Bild. Vermutlich noch ein bisschen verwackelter, weil die Mauer zwar ruhig hält und die Kamera nicht schwankt, dafür aber Dein Motiv.

Nachtportrait_001_Fotoschule

Langzeitbelichtung ohne Blitz, ohne Stativ 1/10 sec. f4  ISO 800
zu dunkel, Gesicht farbverfälscht, Bewegungsunschärfe am Kopf (Ohren), hohes Bildrauschen am Himmel

Bestenfalls ist der Pixelhaufen dann wenigstens richtig belichtet, von einem schönen Portrait mit Sommerabend-Hintergrund bist Du weit entfernt. Bleibt die Lösung, doch den Kamerablitz zu zünden. Das führt dann zu einem schönen kalkweißen Gesicht vor einem schwarzen Hintergrund, denn von den schönen Farben des Himmels bleibt aufgrund der kurzen Blitzsynchronzeit (die sich die Kamera selbst zieht) nichts übrig.

Also professionell eine Lösung finden...

Du nimmst ein paar Strahler, ein stabiles Stativ, möglichst ein oder zwei große Reflektoren (einer schräg vorne “unter” Deiner Liebsten und einer seitlich für die dunklere Gesichtshälfte), misst das Hintergrundlicht, passt die Belichtung des Gesichtes an und schwups, hast Du ein perfektes Nachtportrait. Leider zieht man aber meistens keinen Handkarren mit der benötigten Fotoausrüstung auf abendlichen Spaziergängen (im Urlaubsort) hinter sich her. Und in aller Regel dürfte es Deiner Liebsten entweder zu langweilig werden, bis Du alles aufgebaut hast, der Himmel sein Farbenspiel verlieren oder sich der Aufbau etwas zu auffällig in der kuscheligen Altstadt-Atmosphäre gestalten.

Also kein Foto?

Na jaaaaaaaaaaaaaa, da gibts noch eine Möglichkeit.

DSLR und so ziemlich alle Digicams haben ein Motivprogramm namens “Nachtportrait” oder “Langzeitsynchronisation” im Angebot. Auch wenn ich nicht unbedingt ein großer Freund von
Motivprogrammen bin, so macht das Nachtportrait-Programm richtig Sinn und ist eine kreative Erweiterung Deiner Möglichkeiten. In der Rubrik Motivprogramme beschreibe ich das Programm Nachtportrait so:


Motivprogramm Nachtportrait
Für Portraitfotos in dunkler Umgebung, um die vorhandene Lichtstimmung mit aufs Bild zu bekommen. Dafür schaltet die Kamera den Blitz ein und belichtet so Tante Gerti in der schummerigen Kneipe richtig, lässt den Verschluß aber entsprechend des Restlichtes der Kneipe länger geöffnet. So wird die schummrige Kneipen-Idylle und Tante Gerti korrekt belichtet. Voraussetzung: Stativ (oder vergleichbarer Ersatz -Barhocker-) und Ruhigsitzenbleiben und nicht Rumlabern und Zetern von Tante Gerti (also eigentlich unmöglich; aber es gibt ja noch die hübsche Nachbarin als mögliches Motiv...). Bei den meisten Digicams ist das übrigens die einzige Möglichkeit, überhaupt die Blitz-Langzeitsynchronisation zu aktivieren.


Das Nachtportraitprogramm ist auch in der Rubrik
Sonnenuntergänge ein Thema:

Bei Portraits vor der untergehenden Sonne benötigst Du auf jeden Fall einen Aufhellblitz
(ich gehe mal davon aus, dass Du keine Profi-Reflektoren zum natürlichen Aufhellen dabei hast :-)) ). Der Blitz hellt das im Schatten liegende Gesicht auf, die längere Belichtungszeit belichtet den Sonnenuntergang dahinter richtig (bei Digicams auch oft Nachtportrait, Langzeitsynchronisation genannt). Gleiches gilt für Dinge, die im Gegenlicht zur untergehenden Sonne nicht schwarz (als Silhouette), sondern erkennbar richtig belichtet sein sollen.

Nachtportrait_002_Fotoschule

Motivprogramm Nachtportrait  Lumix DMC-FS11
Ohne Stativ aus der ruhigen Hand, wenn Du genau hinschaust, entdeckst Du leichte Verwacklungsunschärfen am Haus im Hintergrund (aber da muss man schon suchen....), Gesicht und Hintergrund sind stimmig belichtet

Um solche Aufnahmen zu fotografieren brauchst Du also keine “Superkamera”. Mit der Einstellung Nachtportrait belichtet die Kamera das Gesicht (also Dein Portrait im Vordergrund) richtig und lässt den Verschluß gleichzeitig so lange geöffnet (also quasi wie bei einer Langzeitbelichtung ganz ohne Portrait im Vordergrund), bis auch hier die benötigte Lichtmenge auf dem Sensor angekommen ist. Solche Fotos kannst Du recht einfach erzielen, dabei musst Du nur die Grundregel beherzigen, dass die Kamera absolut ruhig stehen muss (wegen des Anteils der Langzeitbelichtung für den Hintergrund). Eine weitere Voraussetzung ist das Ruhighalten Deines Motivs (also Deine Liebste, was natürlich auch Dein Liebster oder Tante Gerti sein kann) für die gesamte Zeit des Fotos. Erst wenn die verlängerte Belichtungszeit für den Hintergrund abgeschlossen ist, ist wieder Bewegen angesagt. Kleinstes Wackeln Deines Motivs ist nicht ganz so schlimm, da es bereits durch den Blitz recht eingefroren auf dem Sensor verharrt. Dennoch machen sich zu große Bewegungen durch Konturenunschärfen, Randdoppelbildern am Kopf oder an den Augen bemerkbar.

Eine weitere Vorgehensweise für Portraits in nächtlicher Umgebung ist das Arbeiten mit vorhandenen natürlichen Lichtquellen und das Heraufsetzen der ISO-Empfindlichkeit des Bildsensors. Natürliche Lichtquellen bilden immer noch das harmonischste Gesamtbild Deines Fotos, weil das Gesicht Deines Models ähnliche Farbwerte bekommt, wie das vorhandene Umgebungslicht; das Blitzlicht ist auch trotz des Motivprogramms Nachtportrait dagegen meistens neutral weiß abgestimmt (wegen der
Tageslicht-Farbtemperatur des Blitzlichtes). Hier heißt es aber auch: Kamera ruhig halten, am besten auf einem Stativ (-ersatz). Du solltest bereits im Vorfeld die ISO-Grenzen Deiner Kamera überprüft haben und sicher sein, was Deine Digicam oder DSLR noch für ISO-Werte erträglich rauschend umsetzen kann. Etwas Bildrauschen ist kein Hinderungsgrund für ein Foto, schmälert es aber sichtlich das Bildergebnis (und gerade bei Portraits mit Hautdarstellung geht das fix), dürftest Du an Deine Grenzen geraten sein.

Nachtportrait_004_Fotoschule

Und noch ein Beispiel mit der Einstellung Nachtportrait.
Ohne Stativ mit ISO 400.

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