Vieles haette ich verstanden, wenn man es mir nicht erklaert haette

UV-Unschärfe

… wenn selbst die besten Objektive anfangen zu zicken....

Fotofan Micael hat folgende Zeilen hinterlassen:

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Von: Micael
Datum: 21. Juli 2011 23:25
An: fotoschule @ ralfonso.de
Betreff: Kleiner Fototipp gefragt...

Hallo Ralfonso

Und wieder fast anderthalb Jahre später kommt die nächste Frage :).


Gestern habe ich die letzten Ferienfotos auf dem Bildschirm angeschaut und wollte gleich nachsehen wie die neue Kamera ist. Habe inzwischen eine Canon 60D mit 15-85mm 3.5-5.6 (angenehme Immer-drauf-Linse).
Fotos von Objekten die nicht allzuweit entfernt sind, kriege ich problemlos schön scharf hin. Also Personen oder wie zum Beispiel beim Bild vom Hafen bin ich vollkommen zufrieden.
Bei den weiten Landschaftsfotos könnte es meiner Meinung nach etwas besser sein. Habe leider keine Referenz von Highend-Kameras, aber kriegt man das nicht schärfer hin? Klar kann man etwas mit digitaler Software nachschärfen, aber was empfiehlst du wenn du auf einem Berg stehst? Mit oder ohne Autofokus? Oder einfach generell auf unendlich bei solche Aufnahmen?

Ich war meistens im P Modus und hatte den Autofokus angeschaltet. Die Kamera hat unterschiedlich gewählt: Mal Blende 9, mal 13 und mal 5.6. Wenn ich reinzoome (nur wenig), dann erscheinen die Berge, Steine... ziemlich schnell unscharf. Etwas ernüchternd wenn ich sehe, dass ich z.T. ähnliche Resultate hatte mit meinen alten Digicams.
Irgendwas muss ich doch falsch machen? oder habe ich schlicht zu hohe Ansprüche?


Stativ hatte leider keinen Platz mehr im Gepäck:(.

Wie du siehst bin ich immer noch ein Fan von Landschaftsaufnahmen, aber ich realisiere wie unmöglich es ist die ganze Schönheit von Landschaften reinzupacken (was auch gut so ist:)).

Grüsse aus der Schweiz

Micael


PS: (das Land, welches auf den Bildern zu sehen ist, musst du selber rausfinden:)).
 

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Damit Micaels Gedanken etwas deutlicher werden, habe ich einige seiner Beispielfotos unten angehangen (vielen Dank an Micael für die Fotos und die Mail, die mich animierte, diese Rubrik in der Fotoschule einzubinden) und teilweise die Ausschnitte vergrößert, damit Du seine Überlegungen auch “in echt” sehen kannst. Die verkleinerten Web-Versionen schlucken ansonsten leider viele Details.
Was Micael zum Thema ”Schönheit von Landschaften” schreibt, kann ich nur unterstützen. Manchmal muss man eine Landschaft nur in sich aufsaugen und all der Reiz, das ist nicht nur der optische, sondern auch der Geruch, was Du hörst und die Luft, die über Deine Haut streicht, ist in einem Foto niemals festzuhalten. Darum mach nicht den Fehler, auf Teufel komm raus wie ein Wilder alles zu fotografieren, um nachher festzustellen, dass Du von der echten Landschaft nichts in Dir mitgenommen hast...

Und wo die Fotos entstanden sind will ich all den lesenden Fotofans mal besser nicht verraten, Die Fotoschule soll doch spannend bleiben :-)

Zu Micaels Fotos:

Micael1

... und daraus eine Vergrößerung von den Bergen im Hintergrund:

Micael1b

... nachfolgend dasselbe Spielchen noch mal mit einem anderen Foto Micaels, diesmal mit zwei Ausschnittsvergrößerungen darunter:

Micael2
Micael2b
Micael2c

Micaels Mail kannst Du entnehmen, dass er schon das ganze Spektrum an möglichen Fehlerquellen abgegrast hat:
--> Kamera und / oder Objektiv: mit einer 60D und dem Objektiv gibts bei solchen Fotos sicher keine Einschränkungen
--> Blende, sprich Schärfentiefe in Verbindung mit maximal 85mm, wobei die Fotos eher im Weitwinkel entstanden sind: auch nicht, denn mit Blende 8 oder 13, reicht der Schärfentiefenbereich “von den Füssen bis zum Horizont”
--> Autofokus an oder lieber manuell auf unendlich: auch das ist egal, auch hier gibts bei Landschaften keine Probleme
--> Stativ: bei dem Licht und der kurzen Verschlußzeit auch unnützer Ballast

Micael hat da gar nichts falsch gemacht und seine Kamera ist auch nicht Schuld. Es war die Landschaft selbst, die hier quer schlägt. Vielleicht wollte sie sich ja einfach nicht fotografieren lassen, Du kennst das ja zu Genüge von Tante Gerti, wenn sie schreiend wegläuft, sobald Du die Kamera zückst. Wem diese Erklärung etwas zu flach sein sollte, es gibt noch eine zweite Ursache:

die Luft und das Licht

Beide Fotos entstanden ungefähr zur Mittagszeit, als die Sonne recht hoch am Himmel stand. Hinzu kommt bei beiden Fotos eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit. Beide Faktoren wirken sich bei Fotos auf kurzer Strecke kaum aus, Micael erwähnt es selbst: Personen, sprich Portraits werden knackig scharf abgebildet. Da ist allerdings auch wenig von der feuchten Luft und dem extrem UV-reichen Licht zwischen Objektiv und Motiv. Das sieht bei Bergen, die einige Kilometer weit entfernt sind, schon ganz anders aus. Und wenn Micael dann noch per Zoom den Abstand optisch verringert, sich also fototechnisch durch dieses Luft-Licht-Gemisch durchzuschlagen versucht, verstärkt sich der Effekt zusätzlich. Die Physiker unter den mitlesenden Fotofans bekommen nun vermutlich schon wieder kleine Löckchen an ihren Nackenhaaren, aber die wissenschaftlichen Erklärungen um Wellenlängen des Lichtes, der Brechkraft von Wasserpartikeln in der Luft und die Verschiebung von Brechungsgraden auf dem Sensor sagen ja auch nichts anderes aus; sie verwirren nur etwas mehr und hören sich auf jeden Fall professionell fundierter an.

Zusammengefasst bietet Micaels Landschaft ganz einfach zuviel UV-Licht und zuviel kleinste Wassertröpfchen in der Luft.

Was hätte Micael tun können, außer Tante Gertis Ratschlag zu befolgen: Sonnenbrille und Fön?

In gewisser Weise tatsächlich auf Tante Gerti hören, denn sie hat zwei Richtungen schon korrekt vorgegeben. Der Fön wird nicht viel bringen, er dürfte auf die Luftfeuchtigkeit denselben Einfluss haben, wie ein Kamerablitz auf den Sonnenuntergang. Nimmst Du den Fön aber mal als ganz großes Exemplar, sieht das schon anders aus. Fotografier am besten nachmittags an einem Tag, wo es kurz vorher kräftig geregnet hat und die Luft klar und frisch ist. Meistens ist dann kein diesiger Dunst über der Landschaft und vor den Bergen. Das ist natürlich für Micael keine Lösung, da er auf seiner Reise sicher nicht Wochen auf Regen warten will, um dann Kilometer mit dem Mietwagen wieder zu dieser Stelle zu fahren. Also nur bedingt praktikabel, aber durchaus anwendbar, wenn Du längere Zeit vor Ort bist und wiederkehren kannst. Bleibt noch Tante Gertis Idee mit der Sonnenbrille. Die gibts auch für Deine Kamera und heißt da Filter.

uv-filter

Der Filter, der Micael sicher am ehesten geholfen hätte, ist der UV-Filter. Im Kapitel Filter kannst Du hierzu weitere Einzelheiten nachlesen, ich fasse nur noch mal die Kernpunkte zusammen (will Dich ja nicht langweilen...):
der UV-Filter sperrt den störenden UV-Anteil aus dem Tageslicht. Das für das Auge nicht sichtbare UV-Licht tritt verstärkt in reiner Seeluft und im Hochgebirge auf, es kann zu Unschärfen und Blaustich führen. So, wie Du es auf Micaels Fotos oben deutlich sehen kannst. Ein UV-Filter kann übrigens permanent auf dem Objektiv bleiben und schützt die teure Objektivfrontlinse vor Verschmutzung und Beschädigung. So gesehen kann der UV-Filter dann gleich zwei Aufgaben übernehmen, filtern und schützen.

Was Micael ebenso geholfen hätte (und ich glaube, der Effekt wäre noch besser gewesen), ist ein Polfilter. Gerade das Thema “hohe Luftfeuchtigkeit”, sprich kleinste Wasserpartikel in der Luft, wäre mit einem Polfilter zumindest theoretisch zu lösen. Durch die unterschiedlichen Reflexgrade dieser Mini-Tröpfchen entsteht ein flaues, unscharfes Bild. Der Polfilter kann diese Reflexe mindern. Ganz nebenbei filtert er auch UV-Licht. Damit dürfte Micael (ich sagte theoretisch, da der Effekt abhängig vom Winkel ist) scharfe, gesättigtere und weniger blaustichige Berge im Hintergrund hinbekommen. Aber wie gesagt, immer in Abhängigkeit zum Stand der Sonne und Deinem Fotostandort.

Polfilter und UV-Filter darfst Du nicht zusammen montieren, alles was Du dadurch erreichst, ist eine Verschlechterung der Abbildungsleistung Deines Objektivs. Und in wie weit beide Filter für sich in den konkreten Bildsituationen Micaels tatsächlich durchschlagend geholfen hätten, dürfte nur ein echter Versuch zeigen. Eine deutliche Verminderung der Unschärfe und des Blaustiches wäre aber sicher zu erreichen gewesen. Ob die Berge ganz klar geworden wären? Tja, man weiß es nicht...

Die Kamera oder das Objektiv tragen jedenfalls keine Schuld. Ich habe unten noch ein weiteres Foto von Micael angehangen. Und daraus einen Ausschnitt gezogen, der zeigt, was in der Kamera alles an Möglichkeiten drin steckt. Sowas wäre vor einigen Jahren zu analogen Zeiten ein Wunschtraum gewesen.

Micael3

und nun achte mal auf den Ausschnitt unten, cool wa´? ....

Micael3b

Solche Ausschnitte, wie oben zu sehen sind, gelingen Dir allerdings nur mit entsprechend hochwertigen Kameras. Doch zurück zum Thema UV-Unschärfen und UV-Filter, bzw. Polfilter. Als Beispiel, was ein Polfilter alles “wegzufiltern” vermag, kannst Du einen Blick auf ein Foto vom Monte Baldo am Gardasee werfen. Hier war die Luft ähnlich dunstig, wovon auf dem Foto glücklicherweise nichts mehr übrig blieb (na ja, im Hintergund wirken die Berge auch etwas blaustichig und dunstig, aber der Hauptteil des Bildes wirkt “klar”).

Am Monte Baldo - Gardasee -

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