Das manipulierte Bild

Wenn Du Fotos nicht mehr glauben kannst
… die Grenze zwischen Wahrheit und Lüge …

Tante Gerti ist ja eigentlich eine einfache Natur und auch eine gute Seele....
Gut, sicher, daß sie manchmal so schräg drauf ist, da kann man wenig machen und jeder ist so schön, wie er auf die Welt geplumpst ist.
Auf eins kannst Du jedoch sicher bauen: Tante Gerti glaubt Dir blind.
Das würdest Du natürlich niemals ausnutzen......

Niemals?

Hmmhmmmhhh....

Ich meine jetzt nicht die Sache mit den 50,-- Euro für den Wohlfahrtsverband schwer erziehbarer Dalmatinerwelpen. Vielmehr denke ich da so an Deine fotografischen Auswüchse.
Ist es nicht komisch, daß man alles, was fotografiert wird, automatisch für echt hält?
Egal ob analog oder digital fotografiert, egal, ob in der Zeitung gedruckt oder im antiken Holzrahmen an der Badezimmerwand hängend?

Wir halten das, was uns da fotografisch präsentiert wird, für realistisch.
Ein Kameraobjektiv ist objektiv.
Aber ist es das?
An verschiedenen Stellen in
der Fotoschule hast Du gelesen, dass die Fotografie das Malen mit Licht ist. Aber Malen ist subjektiv.
Tante Gerti glaubt, was sie sieht. Das, was die Werbung genauso wie die Wissenschaft und der Journalismus und letztlich auch Du ihr mit Deinen Fotografien als Realität versprichst, glaubt sie.
Und mit ihr nicht nur die Freundinnen aus dem Marienkäferzuchtverein, sondern prinzipiell alle.

Volterra

In Volterra, einem alten Ort in der Toskana

Zwei fast gleiche Fotos, mit einem kleinen Unterschied.
Du wirst es sicher sofort bemerken...

Volterra

Was vor einigen Jahren (als die Fotografie noch analog war…) nur Profis und fortgeschrittenen Fotofans mit eigener Dunkelkammer vorbehalten war, kann inzwischen jeder: das "Rohmaterial" aus der Kamera digital nachbearbeiten.

Und das „Nachbearbeiten“ ist es, wo es hier "drum" geht.

Ich habe vor ein paar Tagen während einem, in diesem deutschen Sommer eher seltenem, Grillabend quasi am knusprigen Bauchspeck, ein intensives Gespräch über Bildbearbeitung geführt.
Was ist Bildverbesserung?
Wann geht man zu weit. Was ist noch erlaubt, was eigentlich eine Veränderung der Realität?

Bildretuschen

Klick das jeweilige Bild an

Fotomontagen

Klick das jeweilige Bild an

In der Rubrik Belichtungszeit habe ich einen Trick verraten, wie es Dir mit relativ geringem Aufwand gelingt, einen überfüllten Platz ohne Menschen zu fotografieren.
Du montierst Deine Kamera auf ein Stativ, schraubst (falls vorhanden) einen Graufilter vors Objektiv und machst eine Langzeitbelichtung von mindestens 15 Sekunden. Dadurch wird alles, was fest steht (Häuser, Wände, Platz) gestochen scharf abgebildet, alles was sich bewegt (Menschen), verschwindet.

Genau da fängt es aber schon an.
Ist es nicht schon ein manipulativer Eingriff in die Realität, diesen Platz, der real voller Menschen ist, durch das Mittel "Langzeitbelichtung" menschenleer zu machen?

Viel umfangreicher und bedeutend einfacher geht es mit einem Bildverarbeitungsprogramm.
Was ist erlaubt?
Flaue Farben intensiver leuchten zu lassen?
Zu dunkle Bildbereiche aufhellen, unscharfe Bereiche nachschärfen?
Oder auch störende Menschen entfernen, Baukräne durch blühende Pflanzen ersetzen, Hautunreinheiten entfernen, blonde Haare braun färben und aus dicken Menschen dünne machen
(oder umgekehrt...)?

Ich weiß es nicht.

Als ich noch regelmäßig in meiner Dunkelkammer verschwunden bin, habe ich häufig störende Bildbereiche abgewedelt, Ausschnitte neu gewählt und Bildbereiche aufgehellt oder im Kontrast verändert. Für mich war ein Negativ (also das fertige Produkt, das die Kamera mir liefert) immer eine Art Rohmasse, die zur weiteren Veredelung in die Dunkelkammer gelangte. Das fertige Bild war das, was ich letztlich daraus machte. In dem Zusammenhang seien meine colorierten Schwarzweiß-Fotografien genannt, die aus den bereits veredelten Papierabzügen hervorgehen.
Inzwischen ist die 19xx einer 20xx gewichen und ich verarbeite fast ausschließlich digital. Ich sehe es als ganz normal an, die Bilddateien der Kamera am Blechotto nachzubearbeiten. Kontrast, Farbstich, Gradation, Bildausschnitt und Farbsättigung gehören bei mir zur Standardbildveränderung. Rote Augen, störende Falten und Hängebäuche retuschiere ich meistens auch und wenn auf einem schönen Landschaftsfoto mittendrin eine leere Coladose liegt, werfe ich sie ebenfalls "digital in den Müll".

Ist das nun legitim?

Für mich kann ich die Frage beantworten:
Ja.

Ich habe nicht den Anspruch, die Realität 1:1 abzubilden. Mein fotografisches Ziel liegt darin, gute und
aussagekräftige Fotografien zu schaffen. Ich male eben gewissermaßen mit Licht.
Allerdings macht es mich schon skeptisch, wenn ich in Zeitungen und Illustrierten Fotografien entdecke, die sichtlich nachbearbeitet und manipuliert wurden, jedoch als Realität verkauft werden.

Mich hat die Diskussion sehr sensibel gemacht, was uns der heutige Journalismus als "echt" zeigt.
Was kann ich noch glauben?
Popstars werden geschönt und Models gestylt, gut, das war schon immer so.
Aber muss der Bürgermeister in der hiesigen Regionalzeitung im Lokalteil von Kleingroßenbüttel retuschiert werden? Sind Bilder vom Kriegsgeschehen in fernen Ländern echt?
Oder hat man den einen oder anderen Panzer einfach so reingeklont?

Du besitzt sicher ein Smartphone (welche Frage…), hast Du Dir mal bewusst gemacht, was Du per App ohne besondere Kenntnisse per Touch und Streichen aus Deinen Fotos machen kannst? Du fotografierst Dein Selfie per Selfie-Stick, wählst die App für glatte, pickelfreie Haut, hellst die Augen auf, lässt die Iris strahlen, Bäckchen links und rechts etwas schmaler, Fältchen weg, ein graues Haar, oh jeh, weg ist es…
Und ab auf Facebook:

>> Ich am Strand <<

Das ist die Realität, vielleicht nicht unter den Silver-Agern im Facebook-Clan, sicher aber unter den jungen Social Media Fans. Wohlgemerkt, mal eben per iPhone und einer oder zwei Apps ohne echten Plan, was man da eigentlich bearbeitet.

So gesehen wächst der Druck auf die Profis immens. Immerhin wollen wir in allen Medien das Nonplusultra von alledem sehen, Fotos sollen uns beeindrucken, begeistern. Obwohl selbst der fotografisch völlig Unterbelichtete mit dem Massenwerkzeug namens Digitalkamera Ergebnisse erzielt, die qualitativ mit so manchem Reportagefoto konkurrieren können. Zudem hat jeder sein Smartphone in der Hand, wenn irgendwo irgendwas passiert. Und schwupps sind die Fotos online und die Videos auf You Tube. Wen wundert´s, dass so mancher Profi in die Trickkiste greift und die Wirklichkeit etwas passender macht? Im Elend liegende Menschen, schockierend deutlich fotografiert, entpuppen sich als bezahlte und gelangweilte, zufällig anwesende Models? Die zerbombte Stadt als Silhouette hinter der Mutter, die mit ihrem Kind auf dem Arm verängstigt flieht? Nur war sie nie dort... Zeigt das Bild noch die Wahrheit und die Wirklichkeit? Beides gab es, die Frau und die zerbombte Stadt. Nur nicht genau in dem Moment zusammen. Ist die Botschaft des Bildes den Eingriff wert? Rechtfertigt er die Lüge?

Tatsächlich ist die Digitalfotografie im kommerziellen und professionellen Bereich längst der Computerrealität gewichen. Heute wird nicht mehr nach einem bestimmten Gesicht in endlosen Archiven gesucht, es wird am Rechner erzeugt. So echt, mit jeder Hautunreinheit, den beim Rasieren vergessenen Stoppeln, dem einen Haar aus der Nase, den trockenen Lippen und dem Muttermal unterm Auge. Große Bekleidungsketten bauen so ihre Models zusammen, wenn es nicht passt, wie es passen soll. Da schraubt der Rechner in Frankenstein-Manier den Kopf auf den passenden Körper und zwar so echt, dass es Realität wird. Die großen
Auto-Konzerne rühmen sich ihrer Werbematerialien-Designer, die Fotos ihrer Fahrzeuge auf der Straße zeigen, obwohl es zu gar keinem Foto kam. Alles entstand komplett digital im Blechotto. Ein großes schwedisches Möbelhaus erstellt seinen neuen Katalog zu Dreiviertel komplett im Rechner, von der Klobürste bis zum Regal und flauschig lauschigem Bett ist alles künstlich entstanden. Für die Wirklichkeit, die Du als Katalog in den Händen hältst.

Ein Fotograf muss heutzutage wissen, dass seine digitalen Computerfähigkeiten inzwischen entscheidender für seinen Erfolg geworden sind, als sein Händchen an der Kamera. Es ist nur noch ein kleiner Schritt, dann ist alles bis zum kleinsten Detail komplett am Rechner zu generieren. Wir werden dann immer noch schöne bunte Fotos sehen, Reportagen von den abgelegendsten Ecken der Welt und niemand musste dafür auch nur einen Meter fahren, um zu fotografieren. Was Du dann in der Illustrierten siehst, was ist das dann? Die Wahrheit oder eine Lüge? Was beweist ein Beweisfoto noch, wenn Du ein fast identisches, nur geringfügig korrigiertes Gegenbeweisfoto vorlegen kannst und die Echtheit beiden zugesprochen werden muss?
Tja…

Ich habe keine Antwort für dieses Thema parat; vielleicht solltest Du mal ein paar Obstteilchen kaufen und Dich beim leckeren
Kaffee HAG mit Tante Gertis Freundinnen aus dem Marienkäferzuchtverein im Vereinshaus zusammensetzen und darüber philosophieren... ;-))

Hier habe ich ein paar Beispiele digitaler Bildmanipulation aus meiner Serie
"Istrien-Kroatien" zusammengestellt. Ebenso findest Du hier auch zwei Beispiele für digitale Fotomontagen.
Diese Fotomontagen sind „einfache“ Fotomontagen (nix dolles...), die mit entsprechend mehr Aufwand und zeitlichem Einsatz deutlich professioneller aussehen würden. Solche Ergebnisse schaffst Du aber bereits mit normalen Bildverabeitungsprogrammen auch ohne spezielle Kenntnisse innerhalb einer guten Stunde vor´m Blechotto.

Fotomontagen

Klick das jeweilige Bild an

Bildretuschen

Klick das jeweilige Bild an

Beispiel 1  Beispiel 2  Beispiel 3  Beispiel 4 

 Interessiert Dich die Thematik?

In den Rubriken Bildgestaltung und Klonen / Retuschieren beschäftigt sich Die Fotoschule mit ähnlichen Eingriffen ins Foto.

Bildgestaltung

Klonen und Retuschieren

NEXT

 .... hier geht´s weiter in der Fotoschule

Die Fotoschule als Buch von Anfang an lesen, klick HIER

Fotoschule  to go  ---> Die Fotoschule zum Mitnehmen

Die Fotoschule zum Mitnehmen,
Dein ständiger Begleiter als Ratgeber in der Fototasche

Zu Deiner Orientierung auf den Seiten von Ralfonso online:

Meine ganz persönliche Fotoausstellung im Web R@lfonso online, you never get a second chance, to take a first impression  *   *   *   * Vieles hätte ich verstanden, wenn man es mir nicht erklärt hätte Die Drachenecke für alle Lenkdrachen-Fans

Startseite
Inhaltsverzeichnis
Thumbnails-Auswahl
Panorama
Colorationen
Ralfonso Mix
Foto-History

Startseite
Inhaltsverzeichnis
Site Map
Neues / Updates
Kontakt
Frischlinge
Hilfe

Startseite
Inhaltsverzeichnis
Alles lesen A-Z
FotoTipp
Digitale Fotoschule
Schnellsuche
FAQ

Startseite
Inhaltsverzeichnis
Praxis-Tipps
Kite-Fotogalerie
Trickflug-Tipps
Wissenswertes
Kite-Jokes

 

.

Das Copyright für alle Texte und Fotografien der Digitalfotogalerie und der Rubrik Die Fotoschule liegt bei www.ralfonso.de 
Unerlaubte Verwendung bzw. Vervielfältigung werde ich strafrechtlich und zivilrechtlich verfolgen. Informationen zur privaten Nutzung von Texten, Abbildungen und Daten erhältst Du auf Anfrage per
Email..

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Inhalt  ~  Impressum  ~  Home