Vieles haette ich verstanden, wenn man es mir nicht erklaert haette

Timelapse -- Zeitraffer

... die Vergänglichkeit im Video zeigen ...

Dein Smartphone zwitschert und herein flattert eine Email von Tante Gerti:

"Schau Dir mal den Link an und erklär mir, wie das geht. Das will ich auch mit unseren Marienkäferken machen:

http://vimeo.com/54397091

Die Gerti"

Neugierig bist Du ja schon und schaust Dir das Video an.
Und staunst...


Das, worüber Du da staunst, heißt Zeitraffer-Video oder Timelapse-Video. Eigentlich wärst Du nun falsch in der Fotoschule, denn hier geht es um das Foto und nicht um das Video (heißt ja auch nicht Videoschule...). Die Zeitraffer-Technik liegt jedoch irgendwo dazwischen, viel eher noch, als die
Videofunktion Deiner Digicam oder DSLR. Beim Video mit dem Fotoapparat, egal ob DSLR, Bridge, oder Digicam handelt es sich um eine reine Videoaufnahme, die in festen Formaten (HD, VGA) standardisierte Aufnahmen auf ein mehr oder weniger langes “Stück” Karte speichern.

Dagegen geht es beim Erstellen eines Zeitraffer-Videos ausgehend um ein einzelnes Bild, sprich ein Foto. Und davon ganz schön viele. Ein Zeitraffer-Video wird aus einer Serie von Einzelbildern erstellt, die dann im abschließenden Bearbeitungsschritt als Video mit 24 oder 30 Bildern pro Sekunde wiedergegeben werden können. Hierdurch ist der Zeitraffer-Effekt zu generieren. Somit ist ein Zeitraffer-Video eigentlich nur eine große Summe einzelner Fotografien.

Wie in der "normalen" Fotografie auch, ist jedes Motiv unterschiedlich. Im Bereich des Zeitraffer-Videos schwankt das Intervall der einzelnen Aufnahmen im Verhältnis zur Geschwindigkeit und generell der Veränderungen in Deinem Motiv. Eine aufgehende Blüte, der Sonnenuntergang und die Menschen auf dem Markusplatz haben unterschiedliche Geschwindigkeiten, so brauchst Du mal ein Bild pro Sekunde, bei dem anderen Motiv alle 5 Sekunden ein Foto, oder auch nur eins in der Stunde (z.B. beim Entstehen des Hausbaus).

Zeitraffer_Die_Fotoschule_001

Das ist ein Motiv, was sich förmlich für ein Zeitraffer anbietet.
Hier könntest Du zeigen, wie sich die Wolkenberge aufbauen und bewegen.

Bei der Zeitraffer-Technik gibt es ein paar grundlegende Dinge zu beachten, im Grunde ist sie aber nicht komplizierter, als eine gut vorbereitete Fotografie (z.B. einen Nachtaufnahme). Um Zeitraffer-Videos zu erstellen, benötigst Du eine große Anzahl von Einzelfotos, die alle im identischen Dateiformat vorliegen müssen. Ganz simpel gerechnet kommen für 1 Minute Video bei einer Qualität von 30 Bildern pro Sekunde und einem Motiv, das Du im Sekunden-Takt fotografierst, 1800 Einzelaufnahmen zusammen. Dafür musst Du 30 Minuten lang Deine Kamera unverändert fotografieren lassen. Hast Du ein Motiv, das Du nur alle 10 Sekunden fotografierst, werden daraus bereits 5 Stunden...

Hier sind wir schon bei den Grundvoraussetzungen für Timelapse-Videos.


- Du brauchst einen festen, sich nicht verändernden, wind- und wettergeschützten Kamerastandpunkt (Ausnahmen siehe
 weiter unten)
- Das heißt prinzipiell ein gutes und standfestes Stativ und einen Ort, der keiner Veränderung unterliegt (z.B. kein Schiff)
- Eine Kamera, die Intervall-Aufnahmen "kann"
- Eine ausreichend große Speicherkarte (bei unserem 1800-Foto-Beispiel näherst Du Dich schnell der 10GB-Marke)
- Deine Kamera muss ausreichend Power haben und eine Bildsequenz mit dem Akku schaffen
 

Du siehst, die Anforderung an Deine Ausrüstung ist nicht sehr viel höher, als bei vielen anderen Foto-Einsätzen auch. Du brauchst keine Spezialkamera und keine Videokamera. Auch keine Digitalkamera mit Videofunktion. Solange sie Intervallaufnahmen beherrscht (wenn Du ein geduldiger Mensch bist, brauchst Du selbst das nicht und betätigst den Auslöser in den Intervallen manuell). Das können bereits einige hochwertigere Digicams automatisch und viele DSLR (und Systemkameras) aktuellen Baujahres. Die meisten DSLR lassen sich nachträglich mit externen Timern aufrüsten und werden so auch timelapse-fähig.



Es geht noch simpler, gerade für die ersten Gehversuche im neuen Terrain:
Dein aktuelles Smartphone. Sowohl für Android, wie auch für Apple gibt es Zeitraffer-Apps, die Dein Telefon in eine Timelapse-Maschine umwandeln. Du kannst alle möglichen Parameter einstellen und im nächsten Bearbeitungsschritt das fertige Video im Smartphone erstellen lassen (siehe Beispiel oben “Zeitraffer Wolken”). Damit benötigst Du noch nicht mal mehr einen Blechotto für die Nachbearbeitung. Da die aktuellen Smartphones (HTC, Apple, Samsung, Google etc.) meistens recht gute Kameras mitbringen, entstehen somit auch ansprechende Zeitraffer-Videos. Ich habe die Zeitraffer-Apps
Lapse It und Zeitrafferkamera-HD auf einem iPhone 4s ausgiebig getestet und bin begeistert, weil einfach und unkompliziert alles funktioniert. Der Favorit der Fotoschule ist übrigens die App Zeitrafferkamera-HD.

Von Fotofan Seestern aus der Rubrik Winter am Meer

Auch das ist ein Motiv, was sich für ein Zeitraffer anbietet.
Hier könntest Du zeigen, wie die Eiszapfen allmählich entstehen und die Seebrücke nach und nach weiter zueist. Das erfordert allerdings einiges an Organsisation, um so ein Langzeitprojekt umzusetzen...

Die Kamera ist klar, die Speicherkarte groß genug, der Akku strotzt vor Power und das Stativ ist bereit für den ersten standfesten Einsatz?

Wie gehts weiter?

Du brauchst ein Motiv. Das sollte "zeitraffertauglich" sein. In erster Linie heißt das, es muss sich in Deinem Motiv etwas bewegen, das Du im Zeitraffer darstellen möchtest. Ein Kirchentor im Zeitraffer wird Deine Video-Betrachter ganz sicher vor dem Bildschirm einschlafen lassen. Dagegen könnte ein Zeitraffer von der Kirche, an dem die Wolken vorbeiziehen und die Kirchenbesucher ein- und ausgehen, ein echter Hingucker werden. Dein Zeitraffer wird stets besser sein, wenn sich Deine Motivauswahl auch als Einzelfoto gut machen würde. Eine gute Motivauswahl gepaart mit einer überlegten Bildgestaltung und einem passenden Standort plus einer aussagekräftigen Perspektive sind die Prise Salz in der Timelapse-Suppe. Bei der Standort-Auswahl solltest Du darauf achten, dass sich Bewegungen in der Nähe Deiner Kamera im späteren Video stärker auswirken, als weiter entferntere Bewegungen. Achte daher auf einen gewissen Abstand zu Deiner Kamera. Insbesondere nah vor der Kamera durchs Bild laufende Personen stören nicht nur Dein Video (sofern sie überhaupt erfasst werden, was bei 15 Sekunden-Steps vielleicht gar nicht so sein wird), sondern sorgen bei einer automatischen Belichtung zu krassen Belichtungsabweichungen und stören nachher den harmonischen Ablauf. Das gilt nicht nur für Personen, sondern auch für Autos und generell allem, was nah vor der Kamera her rauscht. Wenn Du beispielsweise eine stark befahrene Kreuzung im Zeitraffer darstellen möchtest, macht es wenig Sinn, den Kamerastandpunkt so zu wählen, dass Dir immer wieder das Abblendlicht der entgegenkommenden Autos ins Objektiv scheint.

Du hast sicher inzwischen schon einige Zeitraffer-Videos anderer Fotofans angeschaut und bist vielleicht über einige Störfaktoren
gestolpert. Neben den oben erwähnten Autos, oder Personen, die durchs Bild latschen, wirken manche Zeitraffer-Videos durch kurzzeitiges Helligkeitsflackern und / oder sporadischen Unschärfen unangenehm. Beides sind Fehler, die Du einfach vermeiden kannst, wenn Du Dich richtig vorbereitest. Die Unschärfen können entstehen, wenn Du die Kamera während der Aufnahme-Sequenz im Autofokus-Modus betreibst. Das ist bei den allermeisten Motiven nicht nötig, denn Deine Kamera steht fest (um nicht zu sagen bombenfest auf dem Stativ) und der Bildausschnitt bleibt ebenfalls unverändert. Da sich in Deinem Motiv normalerweise auch nicht die Notwendigkeit für immer neue Schärfenbestimmungen ergibt, solltest Du manuell vor der ersten Aufnahme einmal scharf stellen und diese Einstellung während der Aufnahme beibehalten. Bezüglich der Belichtungswahl gestaltet sich das etwas schwieriger und ist grundsätzlich von dem zu erwartenden Zeitrahmen der kompletten Zeitraffer-Sequenz abhängig. Planst Du eine Zeitraffer-Sequenz über 30 Minuten Aufnahmezeit, werden sich die Lichtverhältnisse während der Aufnahmeserie vermutlich nicht sonderlich ändern. Bei solchen Motiven und Zeitraffer-Sequenzen solltest Du die Belichtung einmal richtig messen und dann manuell fest einstellen. Mit dieser Vorgehensweise verhinderst Du effektiv Schärfeschwankungen und Helligkeitsflackern im fertigen Video.

Manche Zeitraffer-Aufnahmeserien erfordern jedoch eine Anpassung der Belichtung während der Serie. Beginnt Deine Serie zum Beispiel am Mittag und geht weit in die Nacht hinein, wirst Du mit einer starren Belichtungseinstellung nicht sehr weit kommen. Die Einzelfotos am Tag dürften noch passen, mit Einsetzen der Dunkelheit wird Dein Zeitraffer-Video dann nur noch schwarz anzeigen. Hier ist es sinnvoll, die Belichtung über die gesamte Aufnahme-Serie für jedes Einzelfoto automatisch messen und einstellen zu lassen. Da sich durch eine Veränderung der Blende auch die Schärfentiefe verändert, würde eine Steuerung hierüber zu sichtbaren Schwankungen im Video führen. Darum solltest Du eine Belichtungsautomatik wählen, die nicht die Blende verändert.

Zwei Belichtungsautomatiken fallen somit direkt raus:
Programmautomatik (steuert die Blende und Verschlusszeit) und Blendenautomatik (steuert die Blende).

Ideal ist die Wahl der Zeitautomatik, die zur fest voreingestellten Blende automatisch die passende Belichtungszeit (Verschlusszeit) wählt. Wenn Dein Motiv recht extreme Helligkeitsveränderungen für Dich bereit hält (von Tag zur Nacht und zurück), solltest Du checken, ob es ausreicht, die Belichtung nur über das Stellglied Verschlusszeit zu bewältigen. Du solltest die voreingestellte Blende mit Bedacht wählen, damit Du genug Luft für alle Lichtsituationen hast. Eventuell hilft Dir noch die automatische Einstellung der ISO (Auto-ISO), um ein paar Reserven zu mobilisieren (vorausgesetzt, Deine Kamera gehört nicht zu den Hardcore-Rauschern...). Sollte es die Schärfentiefe in Deinem Motiv erlauben und Dein Objektiv auch bei offener Blende gute optische Leistungen bringen, arbeitest Du am besten mit offener Blende. Daraus ergibt sich der größtmögliche Spielraum für die automatische Belichtung während der Sequenz. Solltest Du bei bestimmten Motiven genau mit der Schärfentiefe spielen müssen, hilft Dir sicher das
Berechnungstool zur genauen Bestimmung der Schärfentiefe, bezogen auf der von Dir gewünschten Blende.
Guckst Du HIER

Hafen von Es Castell auf Menorca

Der schöne Hafen von Es Castell auf Menorca zur Blauen Stunde. Immer wieder tuckert ein beleuchtetes Boot in den Hafen hinein, die Touristen schwärmen, wie die Ameisen an der Promenade entlang. Ein Motiv, das förmlich nach Timelapse ruft. Und das Stativ hast Du ja ohnehin schon aufgebaut...

Dein Zeitraffer-Tatendrang wird von zwei Faktoren deutlich begrenzt:
Speicherkapazität und Akkulaufzeit.

Speicherkarten kosten inzwischen nicht mehr viel und sind auch in üppigen Größen zu erwerben. Daher solltest Du überlegen, Deine Serie im RAW-Format aufzunehmen (DSLR und Systemkameras). Dieses digitale Negativ gibt Dir den größtmöglichen Spielraum für die nachträgliche Bearbeitung (Helligkeitsanpassungen, Farbstichkorrekturen etc.).

Bei dem zweiten Bremser, dem Akku, sieht es schon anders aus. Ein Wechsel während der Aufnahmeserie ist meistens nicht möglich. Entweder bricht Dein ganzes Timing zusammen, oder Du bekommst den Akku schlicht und einfach nicht so gewechselt, dass sich die Kamera dabei nicht bewegt. Leistungskräftigere Akkus sind ebenfalls schwer zu finden (falls überhaupt) und so bleiben nur zwei Lösungen übrig: eine externe feste Stromquelle oder Strom sparen. Bei den meisten Motiven wirst Du keine Steckdose finden, also heißt es Strom sparen. Alle netten Features, die Deine Kamera bietet und die Du nicht brauchst, solltest Du deaktivieren. Die größten Stromfresser sind der GPS-Sensor und das Display (eventuell zusätzlich der elektronische Sucher bei SLT). Beide brauchst Du während der Sequenz nicht, schalte sie ab (auch die eventuell eingestellte Bildvorbetrachtung nach der Aufnahme). Gleiches gilt für den internen Bildstabilisator, den Du auf dem Stativ weder hier beim Zeitraffer-Shooting, noch sonstwann brauchst (Deine Kamera steht schließlich stabil auf dem Stativ). Der Autofokus ist ohnehin aus, da Du idealerweise manuell fokussiert hast. Bei der DSLR (betrifft nicht die SLT) solltest Du zusätzlich den Spiegel hochklappen, das spart ebenfalls Strom und vermeidet ganz nebenbei unnötige Vibrationen.

Bei der Gelegenheit:
verdunkel den Sucher während der Aufnahmen, damit kein Streulicht über den Sucher auf den Sensor fallen kann (wichtig bei Nachtsequenzen).




Welche Bildfrequenzen solltest Du nutzen?

Nicht alle Motive erfordern identische Aufnahme-Frequenzen. Für Parkplätze, auf denen Autos hin und her fahren, Straßen mit fließendem Verkehr (tags, wie nachts) oder den Plätzen dieser Welt und ihren Besuchern (Markusplatz) solltest Du eine Bildfrequenz von einem Bild pro Sekunde bis ca. alle 5 Sekunden pro Einzelbild wählen. Am besten probierst Du testweise einige Einstellungen aus, dann wirst Du schnell die Erfahrungswerte sammeln, die Deinem Geschmack am nächsten kommen.

Ein ebenfalls sehr beliebtes Motiv sind vorüberziehende Wolken. Je nach der Geschwindigkeit der Wolken, empfiehlt sich hier eine Frequenz von 5 - 20 Sekunden (also alle 5 Sekunden bzw. alle 10 Sekunden ein Foto). Ein ähnliches Intervall kannst Du für den ebenfalls sehr beliebten Sonnenauf- oder untergang einstellen.

Bist Du ein Blumennarr und möchtest das Aufgehen der nächsten Orchideenknospe festhalten, solltest Du ein Intervall von einer halben bis ganzen Minute wählen (eventuell länger). Beachte dabei, dass Du bei solchen Sequenzen für eine Sekunde Video rund eine halbe Stunde bis zu einer Stunde Einzelfotos sammeln musst. Zwanzig Sekunden Video heißt bis zu zwanzig Stunden fotografieren.

Noch extremer sieht das bei Jahreszeiten-Zeitraffer oder dem entstehenden Neubau aus. Hier kommen Intervalle von ca. einem Foto pro Stunde bis zu einem Bild pro Tag zusammen. Da solltest Du eine fundierte Planung im Vorfeld starten, wie Dein Kameraaufbau dem gerecht wird.




Ralfonso Tipp für Neueinsteiger

Wenn Du ein Smartphone besitzt, empfehle ich Dir Deine ersten Zeitraffer damit zu probieren. Installiere eine Zeitraffer-App. und leg los. Auf diesen Weg kannst Du viele Erfahrungen sammeln und machst Dich mit dem Thema vertraut. Ebenso entfällt das ganze nachfolgende Thema der Videobearbeitung, das übernimmt die App im Smartphone. Je nach Qualität der eingebauten Kamera, sind die Videos von guter Qualität (mit dem iPhone 4s klappt es sehr gut). Du darfst allerdings nicht vergessen, Dein Smartphone vor der Aufnahme der Sequenz in den Flug-Modus zu versetzen. Ansonsten wird Deine Aufnahmesequenz jäh unterbrochen, wenn Tante Gerti anruft und genervt fragt, wann Du endlich zum Kaffeekränzchen mit Käsekuchen kommst.

In dem zu Beginn erwähnten Video ("Tante Gertis Link") siehst Du, wie sich die Kamera im Zeitraffer-Video langsam bewegt. Große Bäume im Vordergrund schweben förmlich ins Bild, während die Wolken am Himmel mit Tempo vorbeisausen. Das erreichst Du, wenn die Kamera während der Aufnahmefrequenz ganz langsam und stetig im gleichen Tempo bewegt wird. Manuell ist das sehr schwer zu realisieren, ohne hier zu Wackler und sichtbaren Geschwindigkeitsunterschieden zu kommen. Solltest Du Dich in diesen Bereich vorwagen wollen, kannst Du einen "Kameraschlitten" nutzen, der Deine Kamera kontrolliert bewegt. Solche Hilfsmittel gibt es beispielsweise bei Emotimo, besonders erwähnenswert ist da der eMotimo TB3. Er sieht zwar etwas handmade aus, ist aber ein sehr präzise und zuverlässig arbeitender Helfer für Supereffekte im Zeitraffer. Bis dahin solltest Du allerdings umfangreiche Erfahrungen im Zeitraffer-Foto-Filmen sammeln, bevor Du damit startest.

Cova de Xoroi

Der Zeitraffer-Klassiker
Sonnenuntergänge werden im Zeitraffer deutlich spannender, wenn die Sonne auf dem Weg ins Meer durch einige vorbeiziehende Wolkenberge geht. Dieses Motiv an den
Cova de Xoroi eignet sich besonders. An dem Tag war es ziemlich windig, der Tramuntana fegte über Menorca und pustete die Wolken vor sich her. Das würde in einem Zeitraffer-Video sehr gut sichtbar sein.

Wenn Du alle Einzelaufnahmen gesammelt hast, steht nun das Erstellen des Videos an. Das erfolgt am Blechotto, egal ob MAC oder Windows. Für den Anfang reicht sicher ein Freeware-Tool, hat es Dich richtig gepackt, wirst Du sicher glücklicher mit spezieller Software. Kostenlose und leistungsfähige Freeware zum Erstellen von Timelapse-Videos gibt es einige im Netz.
Picture 2 AVI, Virtual Dub, oder Images to Video bieten hier alles, was Du brauchst. Teilweise hast Du bereits Standard-Voreinstellungen, die Du direkt übernehmen kannst. Ansonsten heißt es auch hier: mit den Einstellungen spielen und sein persönliches Optimum selbst bestimmen. Im Web gibt es zahlreiche Tutorials zu den Programmen, die ich Dir bei Bedarf empfehle. Um Dein Zeitraffer weiter aufzuwerten, solltest Du überlegen, ob eventuell eine begleitende Musik das Gezeigte "emotional" unterstützt. Hier ist es wichtig, dass Du die passende Musik zum Video aussuchst. Ein Sonnenuntergangs-Zeitraffer wirkt eher befremdend, wenn aus den Boxen schrille Rhythmen prasseln.

Wenn es etwas mehr sein darf und Dir die Freeware-Tools nicht mehr ausreichen (sollten), wirf einen Blick auf Adobe Lightroom. Der große Vorteil von Lightroom ist die Verarbeitung von RAW-Dateien, die Du als Basis für Dein Video direkt nutzen kannst. Um hier noch einen oben draufzusetzen, lädst Du Dir das kostenlose Tool namens LRTimelapse aus dem Web und kannst damit alle möglichen Finessen beeinflussen. Dazu zählen nicht nur Farbstiche und Korrekturen der Belichtung im Film, sondern sogar Bildausschnitte. Das lässt sich dann sogar noch animieren. Um nicht allzu sehr in die Beschreibung von Softwareprogrammen abzudriften, empfehle ich Dir auch hier, wie an anderen Stellen der Fotoschule, die entsprechenden Software-Nachschlagewerke im Web. Teilweise gibt es gute Anleitungen im Web als Video.

Ein Schneefall-Zeitraffer ohne Schnee

Ein Beispiel, das zur Veranschaulichung nicht die perfekte Umsetzung, sondern stattdessen einige vermeidbare Fehler und falsche Vorüberlegungen zeigen soll: 



Was willst Du zeigen?
Und was zeigst Du?

Hier liegen, genau wie in der “normalen” Fotografie, die meisten Fehler. In der “normalen” Fotografie könnte es ein vermüllter und grauer Strand sein, den das Foto zeigt. Du warst aber zum Zeitpunkt der Aufnahme in bester beschwingter Urlaubslaune, hast die Musik der live am Strand spielenden Band hinter Dir im Ohr, riechst den Duft des Südens und bist überglücklich, hier bei 28 Grad abends am Strand noch in T-Shirt und kurzer Hose den Sommer zu spüren. Alles siehst Du durch Deine eigene rosarote Brille und fotografierst das rauschende Meer, um davon etwas festzuhalten. Wie gesagt, der Betrachter sieht stattdessen “nur” einen vermüllten grauen Strand. Er trägt die rosarote Sommerabendbrille nicht. Darum ist wichtig, sich vor dem Auslösen genau zu überlegen, was das Bild zeigt und was es zeigen soll. Das ist beim Erstellen eines Timelapse-Videos nicht anders.

In dem Beispiel war vom Wetterdienst angekündigter Schneefall zu erwarten und das Zeitraffervideo sollte die langsam immer weißer werdende Kreuzung zeigen. Wie Wetterdienste nunmal so sind, sie erinnern sich ein paar Stunden nach der Vorhersage kaum noch an das, was vorher angekündigt wurde. Es gab kein Schnee-Chaos, somit ist die Intention des Videos nicht erfüllt.

Hier ging aber noch mehr schief. Die Frequenz der Einzelfotos stand auf 3 Sekunden. Das Intervall ist aber deutlich zu groß gewählt, dadurch funken die Autos immer nur kurz im Video auf, bewegen sich aber nicht (schnell). Die Wolkenschicht ist zu dicht, als dass man etwas von ihrem Zug erkennen könnte. So schön rieselnde Schneeflocken auch sein mögen, sie stören fast immer den Autofokus der Kamera. Der wurde hier nicht auf Manualfokus gestellt und berechnet vor jedem Bild die Schärfe neu. Das führt zu einzelnen unscharfen Bildern in der Sequenz, die von den Flocken und einem irritierten Autofokus herrühren.

Ein weiterer Fehler ist die Position der Kamera. Sie stand hinter der Fensterscheibe, was bei den Witterungsverhältnissen durchaus Sinn macht (sofern Du kein Allwettergehäuse verwendest). Glasscheiben haben aber neben dem Effekt, ebenfalls den Autofokus zu stören (was hier nicht der Fall ist), auch die Eigenart zu spiegeln. Rechts unten in dem Video siehst Du einen Karton im Spiegelbild des Fensters, der das Video schlicht und einfach unprofessionell wirken lässt. Er reflektiert in den gesamten Kreuzungsbereich. Gleiches gilt für das Spinnennetz rechts im Bild, das sich ständig im Wind bewegt. Es lenkt vom eigentlichen Motiv ab und wirkt unschön. Durch den Zeitraffer-Effekt bekommt es durch seine Bewegung einen gewissen Stellenwert, bei einer reinen Fotografie wäre vermutlich nicht aufgefallen.

Zuguterletzt ist es für den Bildaufbau störend, dass rechts im Bild die Strebe zu sehen ist. Auch das ist bei der Ausrichtung der Kamera im Vorfeld vermeidbar gewesen.

Du siehst, es gibt eine Menge Dir aus der Fotografie bekannter Fehler, die Du einfach vermeiden kannst. Zusätzlich kommen noch einige neue Fehlerquellen hinzu, die das Medium Zeitraffer-Video mit sich bringt. Wichtig ist insbesondere die richtige Wahl des Intervalles und ganz pauschal: was als Einzefoto auf dem Display der Kamera “nicht wirkt”, muß durch den Video-Effekt schon einiges mit sich bringen, damit es ein Hingucker wird. Die besten Zeitraffer-Videos sind die, bei denen Du beim Betrachten des ersten stillstehenden Eingangsbildes schon neugierig und gespannt bist, was da an Bewegungs-Bonus noch zur Bildaussage hinzukommt.

Das Video entstand mit einem iPhone 4S und der App Zeitraffer-Kamera HD in Full-HD. Die optische Qualität ist durch die Umrechnung als YouTube-Video stark geschmälert und im Original kein Anlass für Kritik.



Fazit

Wie schon ´zig mal gelesen in der Fotoschule:
Ausprobieren!!!

Probiere Deine Zeitraffer, Du wirst Dich freuen. Nur Vorsicht, dieser Teilbereich der Fotografie hat seinen eigenen Suchtfaktor. Es wird nicht lange dauern und Du nimmst Deine Umgebung als potentielle Zeitraffer-Motive wahr. Dabei solltest Du all die anderen schönen Möglichkeiten der Fotografie nicht vergessen, der Zeitraffer ist lediglich ein Aspekt. Wenn Du jedoch die kreativen Ideen aus der klassischen Fotografie mit den Elementen der Zeitraffertechnik verbindest, gelingen Dir sicher außergewöhnliche Werke.

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