Vieles haette ich verstanden, wenn man es mir nicht erklaert haette

Wann weiß ich, dass ich´s kann?

… immer wieder zweifeln …

Tante Gerti hat da eine recht treffende Antwort parat: "Na, wenn Du tolle Fotos machst!"

Vielleicht reicht Dir das aber nicht, "schöne" Fotos, "nette" Fotos, "tolle" Fotos, oder "ganz gute" Fotos zu machen. Im Postkörbchen steckt fast täglich eine Mail mit der Frage: "Hallo Ralfonso, kannst Du Dir bitte mal die nachfolgenden Fotos anschauen und mir ganz ehrlich sagen, wie Du sie beurteilst?" Aus solchen Mails sind schon ein paar Rubriken in der Fotoschule entstanden und auch in der FAQ Fragen und Antworten stecken genau solche Zweifel....

Der Ablauf ist fast immer gleich, irgendwann war der Wechsel zur digitalen Spiegelreflex, es folgten jede Menge Fotos und parallel vertiefst Du Dein Fotowissen durch das Verschlingen von Fotozeitungen, Büchern und digitalen Medien. Du setzt davon so einiges um, eignest Dir Tricks an, merkst auch selber, dass Du immer besser wirst und erntest aus Deinem direkten Umfeld entsprechende Lobeshymnen. Ausflüge in Online-Portale mit Bewertungsfunktionen folgen und wenn´s gut läuft, gibt´s auch hier positive Stimmen.

Und dann kommt dieser kleine Sausack aus dem tiefsten Inneren und streut Dir Sand ins fotografische Getriebe. Du beginnst Dich an anderen Fotos zu messen und vor allen Dingen zu zweifeln. Du zweifelst an dem vielleicht doch nicht ganz so ehrlichen Lob Deines Freundes / Deiner Freundin, zweifelst ob sie das überhaupt beurteilen kann, was Du da fotografisch so zustande bringst. Vielleicht schmeicheln die ja alle nur? Oder vielleicht haben die auch gar nicht genug Ahnung, was eigentlich gut ist?

Spätestens dann zweifelst Du selbst.

An der Seebrücke von Prerow am Darß (Ostsee - MVP)

An der Seebrücke von Prerow am Darß (Ostsee - MVP)
Von Anfang an war mir klar, es sollte ein ganz anderes Foto werden, als “nur” ein Bild der Brücke. Ich wanderte abends zur Blauen Stunde los mit einer Idee im Kopf. Die Stelle hatte ich mir bereits am Vortag eingeprägt. Es sollte ein Bild werden, das ich am Blechotto weiter verändern wollte, so habe ich eine ganze Belichtungsreihe angefertigt. Aus den Einzelteilen habe ich die ins Negativ umgewandelten dunklen Ausgangsfotos (werden als Negativ hell) mit einer 30%- Deckung in das Originalbild einkopiert. Um den Himmel “nicht zu verlieren”, habe ich die Deckung nach oben hin reduziert.

"Ganz gute" Fotos schaffen heutige Handys bereits automatisch ganz gut. Die meisten Digicams haben für jedes Motiv ein passendes Programmchen und machen gute Fotos. Selbst wenn Dein Hund Benny mit seiner Pfote auf den Auslöser tippt.

>> Wann weiß ich, dass ich´s kann? <<
steht oben über dieser Rubrik.


Ich schildere Dir mal ein typisches Beispiel:

Urlaub --> Fotozeit, endlich!
Du fotografierst alles, was Dir irgendwie fotogen erscheint. Die Landschaft, die Bauwerke, Tante Gerti davor und daneben, saust zum Sonnenuntergang los und experimentierst mit Deinem neuen Polfilter. Das Ergebnis nach dem Urlaub kann sich dann wieder mal sehen lassen: mindestens 50 richtig gute Fotos, wo alle nur noch staunen, dass Du es ja voll drauf hast.

Und ganz ehrlich unter uns beiden:
von den 50 sind 40 eher mit Glück und nicht so ganz geplant soooo gut geworden....



Wann weißt Du, dass Du´s kannst?

Das Stichwort geht in die Richtung "reproduzierbare Ergebnisse" und "Auftragsarbeit".
Wie steht es mit Deinen Fähigkeiten, wenn Tante Gerti mal wieder in Deine Wohnung platzt und fordert: "fotografier unsere neue Marienkäferzuchtexpertin für den neuen Marienkäferzuchtvereinsflyer und zwar so, dass sie aussieht, wie ein Model aus den Werbeblättern der Modemacher!"

Sie könnte aber auch fordern, die Hochzeit eben dieser Dame zu fotografieren. Und zwar mit einigen wunderschönen Hochzeitsfotos des Paares, die gerahmt die Zeit der glücklichen Ehe an der Wand hängend begleiten sollen (was allerdings relativ ist...).

Oder "nur" das olle Vereinsheim, aber dass es so aussieht, wie eine tolle moderne Bildungsstätte mit einem grünen Rasen und tiefblauem Himmel mit weißen Deko-Wolken am Himmel.

Es könnte aber auch Deine Freundin (Dein Freund....) sein, die möchte, dass Du im Urlaub ein einzigartiges Foto von eurer Lieblingsstelle machst und zwar so, dass sie später das Gefühl wieder spüren kann, als wäre sie noch da.

Oder Dein Nachbar klingelt an und will ein paar Verkaufsfotos seines Hauses haben, damit er es im Internetportal erfolgreich anbieten kann (das Haus könnte auch sein Auto sein).

Prerow

Hier kannst Du Dein Können messen. Solche Beispiele, wie oben, gibts einige.
Kannst Du Ideen anderer Leutchen, oder auch Deine eigenen, so umsetzen, dass das dabei rauskommt, was Du anstrebst? Kein zufällig gutes Foto (was auch seine Berechtigung hat), sondern ein geplant umgesetzes Foto, bei dem Du genau weisst, was Du zu beachten hast, um wirklich effektiv zu arbeiten. Welches Objektiv, welche Brennweite, welche Belichtungseinstellung, welche Schärfensteuerung, welche zusätzliche Beleuchtung, welche Tageszeit, welche Bildgestaltung und welche Perspektive wählst Du?

Es ist in etwa vergleichbar mit dem Schreiner, der einen bestimmten Tisch fertigen soll und genau weiß, was er wie machen muss, damit der Tisch so entsteht, wie es von ihm gewollt ist.

Viele Leute gehen für ein gutes Bewerbungsfoto oder ein Portrait zum "richtigen" Fotografen, weil sie wissen, dass sie nach dem Fototermin ein gutes Bild in den Händen halten. Sie fragen Dich in solchen Fällen möglicherweise nicht, weil Du ja zwar super fotografierst, aber sie brauchen doch eben ein "richtiges" Foto. Versuch mal ehrlich über Deinen eigenen Tellerrand hinaus zu schauen: könntest Du so ein "richtiges" Foto nach Vorgabe mit "Erfolgsgarantie" umsetzen? Oder herrscht doch eine gewisse Grauzone bei der fotografischen Ausarbeitung, frei nach dem Motto, das könnte ich wohl, irgendwie kriegen wir das schon hin, probieren wir mal und gucken, was dabei rauskommt. Beim Flyer, beim Haus und / oder beim Hochzeitsfoto?


Wann weißt Du, dass Du´s kannst?
Genau dann.


Es gibt viele Faktoren, die ein Bild beeinflussen können. So gesehen ist das Schreiner-Beispiel nicht ganz ideal gewählt. Es gibt auch viele Faktoren, die ein Bild unvorhergesehen positiv beeinflussen können. Diese Streubreite sinkt jedoch mit dem Fortschreiten Deines Könnens, denn je besser Du wirst, umso mehr dieser Faktoren wirst Du schon im Vorfeld erkennen und bewerten.

Das kann heißen, dass Du zu der Erkenntnis kommst: Sorry Tante Gerti, aber aus Deiner ollen Hütte kann ich kein tolles Haus machen. Das kann aber auch heißen, ich kann es leider heute nicht, weil ich ein bestimmtes Licht brauche, das vielleicht morgen da sein könnte. Oder Du siehst, dass es bei der Umsetzung gewisse Abwandlungen geben wird und machst schon vorher darauf aufmerksam: das Foto können wir unter den gegebenen Umständen nur so oder so machen, alles andere geht leider nicht.

All das wirst Du aber erst erkennen, wenn Du die fotografischen Fähigkeiten hast. Wenn Du es kannst. Und dann fällt Dir so was auf und Du wirst es umsetzen in genau die Fotos, die Du anstrebst und haben willst (schon vor dem Auslösen haben wolltest).


>> Du kannst es, wenn Du Deine eigene Auftragsarbeit gezielt in das umzusetzen weisst, was Du Dir vorstellst. <<

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